Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
200 Menschen vermisst
Zwei Kraftwerke im indischen Himalaja-Gebirge von einer Flut- und Gesteinslawine begraben
NEU DELHI (AFP) - Nach dem Abbruch eines Gletschers im indischen Himalaya-Gebirge sind offenbar viele Menschen von einer riesigen Flutwelle mitgerissen worden. Es würden etwa 200 Menschen vermisst, erklärte am Sonntag ein Polizeichef im nördlichen Bundesstaat Uttarakhand. Drei Opfer seien tot geborgen worden. Bei den meisten Vermissten handelte es sich den Angaben zufolge um Arbeiter in zwei Kraftwerken, die von der Flutwelle getroffen und unter Gesteinsbrocken begraben wurden. Die zwei Kraftwerke im Chamoli-Distrikt wurden unter den Fluten begraben.
Zahlreiche Dörfer in der betroffenen Region wurden evakuiert, die Suche nach Vermissten war am Sonntag im vollen Gange. Nach Angaben der Rettungskräfte arbeiteten rund 150 Menschen im Kraftwerk von Tapovan, als die Flutwelle den Ort erreichte. Rund 20 Arbeiter seien in einem Tunnel des Kraftwerks eingeschlossen worden. Um zu dem mit Schlamm und Steinen gefüllten Tunnel zu gelangen, mussten die Rettungskräfte an Seilen einen Abhang hinunterklettern.
Weitere 50 Arbeiter befanden sich den Angaben zufolge zum Zeitpunkt des Unglücks im Rishi-Ganga-Kraftwerk. „Wir haben keine Informationen über sie“, teilte der Polizeichef mit. Hunderte Soldaten mit Militärhubschraubern seien in die Region entsandt worden.
Behördenangaben zufolge wurden zwei Staubecken geleert, um zu verhindern, dass das Hochwasser über den Ganges auch die Städte Rishikesh und Haridwar erreicht. Dort wurde den Menschen untersagt, sich in Ufernähe des heiligen Flusses zu begeben.
„Indien hält zu Uttarakhand, und die Nation betet für die Sicherheit aller dort“, schrieb Regierungschef Narendra Modi bei Twitter. Die Katastrophe sei eine „düstere Erinnerung“an die Auswirkungen des Klimawandels und die „planlose Entwicklung von Straßen, Eisenbahnen und Kraftwerken in ökologisch sensiblen Gebieten“, kritisierte der Gründer der Umweltschutz Organisation Swechha, Vimlendhu Jha. Aktivisten und Einheimische hätten sich gegen die Baupläne gewehrt.