Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Pfarrer Loi aus Obermarchtal wird in Priesterrat gewählt
Was seine neuen Aufgaben in der Diözese Rottenburg-Stuttgart sind und wie es dazu kam – Neue Ehrenämter für den Geistlichen
OBERMARCHTAL - Die württembergischen Priester haben bei ihrer konstituierenden Sitzung des Diözesanpriesterrats in der vergangenen Woche den Obermarchtaler Pfarrer Gianfranco Loi als Beisitzer in den geschäftsführenden Vorstand des Priesterrats gewählt. Zuvor war er neu in den Priesterrat gewählt worden. Damit ist Pfarrer Loi auch automatisch Mitglied des Diözesanrats der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Er selbst sieht die neuen Ehrenämter gelassen, und fühlt sich wohl in seiner Position als Pfarrer im ländlichen Raum. Pfarrer Loi ist in der Region nicht unbekannt war doch der Hohenstadter Pfarrer Martin Saur beim ihm bis zu seiner Priesterweihe im Juli 2020 als Diakon tätig. Saur ist derzeit Vikar in Heidenheim.
Im 1701 erbauten Pfarrhaus in der Klosteranlage von Obermarchtal ist der 41-jährige Gianfranco Loi seit über drei Jahren zuhause. Seit seiner Investitur als Pfarrer am 10. September 2017 ist er in der Seelsorgeeinheit Marchtal tätig, die aus den Kirchengemeinden St. Petrus und Paulus Obermarchtal, St. Andreas Untermarchtal, St. Michael Neuburg, St. Sixtus Reutlingendorf und St. Urban Emeringen besteht. Vor einem Jahr wurde er zum stellvertretenden Dekan des Dekanats Ehingen-Ulm berufen. „Ich bin gerne bei den Menschen
in Obermarchtal, und fühle mich hier inzwischen verwurzelt“, sagt Pfarrer Loi.
Sein Engagement als Seelsorger für den ländlichen Raum soll jedoch nicht vor Ort enden. „Als stellvertretender Dekan war ich automatisch für die Wahl in den Priesterrat gesetzt, es sei denn, ich hätte widersprochen, was ich aber nicht getan habe“, erläutert Pfarrer Loi. Die Kandidaten werden für ihre Region oder für ihre Tätigkeitsfelder in den Priesterrat entsandt, wie Pfarrer und Pfarradministratoren, Pfarrvikare, Ausländerseelsorger, Ruhestandsgeistliche, Vikare oder Priesterausber. Gianfranco Loi war Kandidat im Tätigkeitsfeld „Pfarrer und Pfarradministratoren“, und ist von der württembergischen Priesterschaft per Briefwahl bei einer Wahlbeteiligung von 64 Prozent gemeinsam mit Anton Bock aus Freudenstadt und Franz-Josef Konarkowski aus Crailsheim in den Priesterrat gewählt worden.
Der Priesterrat ist die Priestervertretung der Diözese RottenburgStuttgart, der viertgrößten Diözese in Deutschland mit 1020 Kirchengemeinden und 1,8 Millionen Mitgliedern. 23 gewählte Mitglieder umfasst laut seiner Satzung der Priesterrat, zum Sprecher wurde Martin Stöffelmaier gewählt, den Vorsitz führt Bischof Gebhard Fürst. Corona geschuldet fand in der letzten Woche die konstituierende Sitzung des Priesterrats digital statt. Dabei wurde Pfarrer Loi in den geschäftsführenden Vorstand gewählt. Nach Kirchenrecht vertreten die Mitglieder des Priesterrats, in dem fast Dreiviertel der Mitglieder neu sind, die Interessen aller geweihten Amtsträger. Zudem gehört der Priesterrat der Diözese Rottenburg-Stuttgart automatisch als Ganzer dem Diözesanrat an. Dieser berät den Bischof und stellt die Verbindung zwischen Klerus und Diözesanleitung her. Der Diözesanpriesterrat repräsentiert, vereint um den Bischof, das gesamte Presbyterium in der Diözese und befasst sich laut Satzung mit Themen der Seelsorge, der Spiritualität, der Aus- und Weiterbildung der Geistlichen
sowie deren Lebens- und Arbeitssituation. Zudem fungiert er als Personalvertretung der Geistlichen, und steht damit für den Aspekt der Kollegialität. Die Mitarbeit im Priesterrat ist ein Ehrenamt. Loi verweist auf das Buch „Codex Iuris Canonici – Codex des kanonischen Rechts“, das ihm in einer Ausgabe in lateinischer und deutscher Sprache vorliegt.
„Canon 495 ff regeln Einzelheiten wie zum Beispiel die Fälle, in welchen der Priesterrat angehört werden muss. Dazu zählen die Veränderungen von Pfarreien, Besoldung von Klerikern, Kirchenneubauten oder die Umwidmung von Kirchengebäuden“, so der Geistliche.
Auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Gremium freut er sich schon. „Bis auf zwei Mitglieder kenne ich alle persönlich, die jetzt im Priesterrat vertreten sind“, verrät Pfarrer Loi. Er findet die Mischung gut, denn er selbst vertritt eine Seelsorgeeinheit im katholisch geprägten ländlichen Raum, während beispielsweise Franz-Josef Konarkowski in Crailsheim eine städtisch geprägte Kirchengemeinde in der Diaspora vertritt. „Drei Mal im Jahr tagt der Priesterrat, auch der Diözesanrat hat jährlich drei Sitzungen auf dem Programm.
Im März steht über Zoom digital die konstituierende Sitzung des Diözesanrats an. Die Geschäftsstelle des Diözesanrats und des Priesterrats
ist in Stuttgart, Alexander Bair ist dort der Geschäftsführer. Zu den fünf gewählten Vorstandsmitgliedern aus dem Priesterrat stoßen Alexander Bair und Generalvikar Clemens Stroppel als Verwaltungschef der Diözese zum geschäftsführenden Vorstand des Priesterrats hinzu, dort sind wir also insgesamt sieben Mitglieder“, erläutert Pfarrer Loi. Ergänzend führt er aus, dass dem Diözesanrat neben den Mitgliedern des Priesterrats auch von den Kirchengemeinderäten auf Dekanatsebene gewählte Diözesanräte angehören, ferner beratende Mitglieder wie der Justitiar der Diözese, Felix Hammer.
Im Hinblick auf die Zukunft macht Pfarrer Loi deutlich, „ich bin neu in den Priesterrat gewählt worden, und werde daher zunächst beobachten, was die Themen sind. Meine Schwerpunkte möchte ich natürlich einbringen, und so die Zukunft der Diözese mitgestalten.
Wie weit das reicht, kann ich noch nicht abschätzen. Ich werde auf jeden Fall die Anliegen des ländlichen Raums und der dortigen Kirchengemeinden vertreten. Dazu gehört für mich das Miteinander von Vereinen und Kirche. So finde ich es gut, dass in Obermarchtal der Motorradclub an Fronleichnam den dritten Altar stellt. Reutlingendorf hat andere Strukturen und andere Themen als Reutlingen“, bringt es Pfarrer Loi auf den Punkt.