Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
In einer anderen Bobwelt
Francesco Friedrich fährt im Zweier zu seinem zehnten WM-Titel – Deutscher Dreifachtriumph
ALTENBERG (SID) - Francesco Friedrich hat sich nach einer eindrucksvollen Machtdemonstration auf seiner Heimbahn in Altenberg zum alleinigen Rekordweltmeister gekrönt. Durch den nie gefährdeten Sieg im Zweierbob gewann der Sachse seinen insgesamt zehnten WM-Titel und übertrumpfte damit den legendären Italiener Eugenio Monti, der vor rund 60 Jahren neun WM-Titel geholt hatte. „Es war ein Wahnsinnsjahr bis jetzt. Schade, dass keine Zuschauer hier sein können. Wir sind super zufrieden“, sagte Friedrich nach seiner nächsten Fahrt in die Geschichtsbücher.
Schier unglaubliche 2,05 Sekunden betrug Friedrichs Vorsprung nach vier Läufen auf seinen Teamkollegen Johannes Lochner mit dessen Anschieber Eric Franke. Hans Peter Hannighofer raste mit Christian Röder zu Bronze und machte bei seinem WM-Debüt den deutschen Dreifachsieg perfekt. Christoph Hafer rundete mit Christian Hammers als Siebter das starke deutsche Gesamtergebnis ab. Während Hannighofer „einfach sprachlos“über sein starkes WM-Debüt war, haderte Lochner mit der Dominanz des unaufhaltsamen Friedrich. „Es wird schon langweilig hinter dem Franz. Wir wissen leider nicht, wie wir ihn besiegen können. Sonst würden wir es ja machen“, sagte der Stuttgarter.
Der 30-jährige Friedrich fuhr auch im Vergleich zu seinen Teamkollegen in einer anderen Bobwelt. Niemand beherrschte bei schwierigen äußerlichen Bedingungen den Schlitten so gut wie der Doppel-Olympiasieger, der schon im Vorjahr mit eineinhalb
Sekunden Vorsprung vor Lochner auf seiner Heimbahn im Osterzgebirge Gold gewonnen hatte.
Den Grundstein für seinen neuerlichen Erfolg hatte Friedrich im Altenberger Schneetreiben am Samstag gelegt. Während seine Konkurrenten bei schlechten Sichtverhältnissen nur mit Mühe ihren Bob durch den Eiskanal manövrierten, fand Friedrich eine fast perfekte Linie – und legte zwei nahezu fehlerfreie Läufe hin. Bereits zur Halbzeit betrug sein Vorsprung 0,88 Sekunden. Am Sonntag, der Schneefall hatte ausgesetzt, baute Friedrich den Abstand weiter aus. Mit Alexander Schüller, der erstmals für Thorsten Margis in Friedrichs Bob an den Bremsen saß, attackierte er in allen vier Läufen den drei Jahre alten Startrekord des am Ende lediglich zehntplatzierten Kanadier Justin Kripps. Im letzten Durchgang stellte das Duo diesen schließlich ein (5,11 Sekunden). Allein am Start nahm Friedrich seinen schärfsten Konkurrenten über vier Durchgänge somit rund eine halbe Sekunde ab.
„In der Gesamtheit verkörpert er das Beste, das wir je hatten“, hatte Bundestrainer René Spies bereits vor den Titelkämpfen geschwärmt. Und dabei ist Francesco Friedrich noch lange nicht am Ende. Mit einem Sieg am kommenden Wochenende im Viererbob könnte der frühere Zehnkämpfer als erster Pilot zum vierten Mal in Serie im großen Schlitten WM-Gold gewinnen. Die einzige Bestmarke, die Friedrich dann noch fehlt, sind die vier olympischen Goldmedaillen von André Lange. In einem Jahr könnte der sächsische Rekordjäger in Peking auch diese knacken.