Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Der Vorsatz heißt „attackieren“
Die Alpinen des deutschen Skiverbandes hoffen bei der WM in Cortina auf den einen oder anderen Podestplatz
CORTINA D’AMPEZZO (SID) - Gut, dass die deutschen Skirennläufer ihre Taschen bereits gepackt hatten. Gleich nach dem letzten Rennen vor den Weltmeisterschaften in Cortina d’Ampezzo brachen die schnellen Jungs am Samstag von Garmisch-Partenkirchen aus auf nach Italien. Gut, weil sie damit Schwierigkeiten bei der Anreise entgingen, denn am Sonntagmorgen kam die Warnung: Bitte nicht die schnellste Route nach dem Brenner wählen – die Strada Statale 51 von Toblach nach Cortina d’Ampezzo wird wegen Lawinengefahr wohl gesperrt werden müssen.
Im Gepäck hatten die deutschen Abfahrer, auf denen nicht zuletzt nach dem Comeback von Thomas Dreßen große Hoffnungen ruhen, ihr bislang „schwächstes Wochenende“in dieser Saison, wie Alpinchef Wolfgang Maier sagte. Nur Romed Baumann gelang am Samstag beim Super-G auf der Kandahar als Zehnter gerade noch eine Top-10-Platzierung – „das hat schon ein bisschen wehgetan“, räumte Maier ein, ergänzte aber sogleich: „Es geht nicht immer bergauf, es geht auch mal bergab, damit es den nächsten Schritt vorwärts geht.“
Und tatsächlich soll es nun bei der WM (bis 21. Februar) auch aufwärts gehen. Sie beginnt mit der Kombination der Frauen (Montag, 11 und 14.30 Uhr) sowie den Super-G-Rennen für die Frauen und die Männer (Dienstag, 10.30 und 13 Uhr/beide ARD und Eurosport), und Wolfgang Maier sagt mutig: „Wir wollen in jedem Rennen das Podium attackieren. Warum sollen wir sonst runterfahren, wenn wir es nicht zumindest versuchen?“
Die deutschen Medaillenanwärter? Linus Straßer hat Anfang Januar seinen ersten Weltcup-Slalom gewonnen und einen zweiten Rang nachgelegt, war zuletzt aber in ein Formtief gefahren. Alexander Schmid belegte im Dezember einen dritten Rang beim Parallel-Rennen in LechZürs und macht durchaus Hoffnung für die WM-Premiere des Wettbewerbs in der zweiten Woche. „Klar ist es herausfordernd für uns“, sagt Maier, „denn wir haben jetzt keinen, der permanent vorne draufsteht.“
Die Hoffnungen ruhen zunächst auf Baumann und Andreas Sander. Beide zeigten über die gesamte Saison weg konstante Leistungen in Super-G und Abfahrt, das Podium verfehlten sie oft nur knapp. Baumann zeigte sich auf der Kandahar auch durchaus zufrieden. „Ich bin solide gefahren“, betonte er, „und aus dem Selbstbewusstsein heraus kann man bei der WM attackieren.“Die Top Ten traut sich der gebürtige Österreicher bei seiner bereits achten WM-Teilnahme auf jeden Fall zu, „und vielleicht geht mir mal eine Granate auf.“
Die nur drei nominierten deutschen Frauen bräuchten schon eine Leistungsexplosion, um eine Medaille zu holen. Kira Weidle könnte nach dem Verzicht auf die Kombination am Montag und dem Super-G am Dienstag höchstens in der Abfahrt am Samstag für einen Sensation sorgen. Lena Dürr hat allenfalls im ParallelRennen eine Außenseiterchance. Und Andrea Filser ist in erster Linie als zweite Frau für den Teamwettbewerb berufen worden.
Das DSV-Aufgebot, Frauen:
Lena Dürr (29/SV Germering; 6. WM-Teilnahme), Andrea Filser (27/SV Wildsteig; 1.), Kira Weidle (24/SC Starnberg; 3.). – Männer: Romed Baumann (35/WSV Kiefersfelden; 8.), Thomas Dreßen (27/SC Mittenwald; 2.), Sebastian Holzmann (27/SC Oberstdorf; 1.), Simon Jocher (24/SC Garmisch; 1.), Stefan Luitz (28/SC Bolsterlang; 6.), Andreas Sander (31/SG Ennepetal; 4.), Alexander Schmid (26/SC Fischen; 2.), Dominik Schwaiger (29/WSV Königssee; 2.), Linus Straßer (28/ TSV 1860 München; 4.).