Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Tourismus in Süddeutsch­land bricht drastisch ein

Bayerns Wirtschaft­sminister fordert baldige Öffnung der Skigebiete

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MÜNCHEN/STUTTGART (lby/lsw) Der Tourismus in Baden-Württember­g ist angesichts der Corona-Pandemie im Vorjahr auf das Niveau von vor Jahrzehnte­n zurückgefa­llen. Kaum besser stellt sich das Bild in Bayern dar. Angesichts eines drastische­n Einbruchs im bayerische­n Tourismus während des Krisenjahr­es 2020 hat Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) erneut eine schnelle Öffnung von Hotels und Skiliften verlangt.

In Baden-Württember­g schrumpfte die Zahl der ankommende­n Gäste in Hotels, Pensionen und anderen Unterkünft­en nach Angaben des Statistisc­hen Landesamts in Stuttgart im Vorjahresv­ergleich um 48,9 Prozent auf nur noch 11,9 Millionen. Weniger Touristen hatten die Statistike­r zuletzt im Jahr 1997 registrier­t. Auch die

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Zahl der Übernachtu­ngen ging den Angaben vom Mittwoch zufolge drastisch zurück – um 40,2 Prozent auf nur noch 34,2 Millionen. Weniger Übernachtu­ngen im Südwesten hatte es zuletzt 1985 gegeben.

Einbrüche in dieser Größenordn­ung waren wegen der lockdownbe­dingt mehrfachen Schließung­en des Gastgewerb­es und der gesunkenen Reiselust vieler Menschen aus Angst vor Ansteckung­en erwartet worden.

Besonders krasse Rückgänge verzeichne­ten die Statistike­r in dieser Kategorie zu Beginn der Pandemie im April (minus 88,3 Prozent) und Mai (minus 79,1 Prozent) sowie später im Jahr im November (minus 66,7 Prozent) und Dezember (minus 74,0 Prozent), nachdem die Weihnachts­märkte abgesagt worden waren. Im Sommer, als die Infektions­lage zeitweise unter Kontrolle schien, erholte sich der Tourismus zwar zwischenze­itlich etwas, blieb aber ebenfalls deutlich unter den starken Ergebnisse­n der Vorjahre.

In Baden-Württember­g hängen nach Angaben des Tourismusm­inisterium­s etwa 390 000 Arbeitsplä­tze von dieser Branche ab, der Tourismus erwirtscha­ftete demnach bis zur Pandemie einen jährlichen Umsatz von mehr als 25 Milliarden Euro.

Ähnlich desaströs wie in BadenWürtt­emberg stellt sich die Lage in Bayern dar. Laut Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger sollte es deshalb möglich sein, in den nächsten Wochen mit einer Onlinebuch­ung und Maskenbenu­tzung die Skigebiete zu öffnen, sagte er am Mittwoch bei der Vorstellun­g der Tourismusb­ilanz 2020. Die Zahl der Winterspor­tler

sollte dabei auf den jeweiligen Pisten beschränkt werden, um eine Ansteckung­sgefahr zu vermeiden.

Aiwanger bezeichnet das durch die Corona-Krise geprägte vergangene Jahr als „ein katastroph­ales Jahr“für die Branche. Die Zahl der Gästeankün­fte ging um die Hälfte zurück, nur noch knapp 20 Millionen Kunden kamen in die Hotels, Pensionen und Ferienwohn­ungen. Die Zahl der Übernachtu­ngen sank um mehr als 40 Prozent auf rund 60 Millionen. „Das sind Einschnitt­e, die wir uns früher nicht hätten vorstellen können“, meinte der Minister. Als „kleinen Lichtblick“nannte er nur die Urlauber im Sommer. Da habe es 2020 örtlich sogar ein besseres Geschäft als in den Vorjahren gegeben.

„Die Menschen haben gezielt Regionen aufgesucht, die bisher nicht so überrannt waren“, sagte Aiwanger. Für dieses Jahr hofft Aiwanger nun erneut auf eine starke Sommersais­on und den „Urlaub dahoam“.

Wie Aiwanger fordert auch Angela Inselkamme­r, die Präsidenti­n des bayerische­n Hotel- und Gaststätte­nverbandes (Dehoga Bayern), eine nachhaltig­e Perspektiv­e für die Gastronomi­ebetriebe. „Wir wissen, dass wir sicher Gäste bewirten können“, sagte sie im Hinblick auf die bestehende­n Hygienekon­zepte.

Auch eine dauerhaft ermäßigte Mehrwertst­euer und niedrigere Unternehme­nssteuern sollen nach Ansicht der Wirtschaft­sverbände helfen, dass die Gastronome­n aus der Krise kommen. In der Branche wird befürchtet, dass viele Betriebe die angeordnet­en Schließung­en wegen der Pandemie nicht überstehen.

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