Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Airporthilfen in der Schwebe
Bisher keine Einigung über staatliche Unterstützung
FRANKFURT - Eine Milliarde Euro an Hilfen hatte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer den Flughäfen in Deutschland wegen der Corona-Krise in Aussicht gestellt. Daran wollen sich die Länder zur Hälfte beteiligen. In welcher Form diese Hilfen aber fließen sollen, darüber konnten sich Vertreter des Finanz-, Wirtschaftsund Verkehrsministeriums bei ihrem Treffen am Mittwoch mit den Fraktionsspitzen in Berlin nicht einigen. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) möchte offenbar die Hilfen nur gegen eine Staatsbeteiligung geben. Er halte Zuschüsse für nicht angemessen, war zu hören. Dagegen aber wehrt sich der Flughafenverband ADV.
Mit den Hilfen sollen die Verluste ausgeglichen werden, die die Flughäfen in Deutschland vor allem im ersten Lockdown zwischen März und Juni des vergangenen Jahres erlitten hatten. Damals hatten sie den Betrieb auf Bitten des Staates aufrechterhalten, obwohl es kaum Verkehr gab. Denn der brach nach den Zahlen des ADV an den Flughäfen in Deutschland im gesamten vergangenen Jahr um mehr als 70 Prozent ein. Für das laufende Jahr hofft die Branche zwar auf eine Belebung, die aber dürfte erst mit dem Frühjahr einsetzen.
Die Hilfen sind wichtig für alle großen Airports wie Frankfurt, München und Düsseldorf, aber auch für viele kleinere. Düsseldorf etwa hatte im Lockdown rund zehn Millionen Euro an monatlichen Kosten. Würden diese nun erstattet, würde das die Lage für Flughafenchef Thomas Schnalke deutlich entspannen. In Köln-Bonn lief der Frachtverkehr überdurchschnittlich gut. Die Luftfracht im Krisenjahr 2020 schlug mit 863 000 Tonnen sechs Prozent mehr Waren um als ein Jahr zuvor. Doch starteten und landeten nur 3,1 Millionen Fluggäste in Köln-Bonn, das war gerade einmal ein Viertel des Vorjahresaufkommens. Für die kleineren Regionalflughäfen wären die Hilfen des Staats deshalb überlebenswichtig.
Doch der Bund der Steuerzahler fordert eine Neustrukturierung statt weiterer Subventionen: „Es muss nun darum gehen, die Flughafenlandschaft in Deutschland zu konsolidieren.“Die meisten der Regionalflughäfen hätten schlicht zu wenige Passagiere, meinen Experten. „Wenn man sich die Ergebnisse der Flughäfen in Deutschland anschaut, sieht es so aus, als ob man ungefähr drei Millionen Passagiere benötigt, um profitabel zu sein“, sagt Yvonne Ziegler, Professorin für internationales Luftverkehrsmanagement an der Frankfurt University of Applied Sciences. Doch die meisten Regionalflughäfen würden diese Zahl nicht erreichen: „Sprich: Sie machen keinen Gewinn.“
Mit dem Rücken zur Wand steht unter anderem auch der Flughafen Friedrichshafen. Weil dem Bodensee-Airport die Zahlungsunfähigkeit droht, hat der Flughafen ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beantragt. Das soll den Boden für ein Insolvenzverfahren in Eigenregie bereiten.