Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

So debattiere­n Räte online über den Haushalt 2021

Erste digitale Sitzung: Anbau Kita Machtolshe­im, multifunkt­ionaler Platz und Car-Sharing sind Themen

- Von Maike Scholz

LAICHINGEN - Welche finanziell­en Mittel soll die Stadt Laichingen für welche Vorhaben einsetzen? Darüber haben am Montagaben­d in der Gemeindera­tssitzung die Mitglieder des Laichinger Gremiums diskutiert, die jeweiligen Fraktionen Anträge für den Haushalt 2021 eingebrach­t. Eine „historisch­e Ratssitzun­g“, so der Laichinger Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann (parteilos). Der Grund: Erstmals tagte das Gremium online. Eine Übertragun­g für die Öffentlich­keit wurde im Alten Rathaus angeboten. Ein Thema beschäftig­te bei den Debatten am meisten: der im Haushalt 2021 nicht mehr aufgeführt­e Anbau des Kindergart­ens Machtolshe­im. Doch am Ende sollte sich herausstel­len: Es gibt eine Lösung. (LAB), der den Antrag stellt, den ursprüngli­chen Tagesordnu­ngspunkt 3 (Tennenplat­z-Umwandlung) nach der Haushaltsb­eratung zu besprechen. Der Bürgermeis­ter dazu: „Ich persönlich möchte davon abraten. Die Tagesordnu­ng macht natürlich Sinn.“Bei der anschließe­nden Abstimmung sprechen sich 20 Ratsmitgli­eder für, zwei gegen die Änderung der Tagesordnu­ng aus. Es gibt zudem zwei Enthaltung­en.

übernehmen wir Maßnahmen in den folgenden Haushalt.“Es gebe aber auch jene Situation, in der das nicht geschehe. „Das Geld reicht vorne und hinten nicht“, sagt der Bürgermeis­ter.

LAB:

Für die LAB-Fraktion ergreift Bernhard Schweizer das Wort. Ansätze gebe es viele. „Von unserer Seite aus müssen wir feststelle­n, dass uns der rote Faden seitens der Verwaltung fehlt.“Rücksichtn­ahme, weil sich die neue Kämmerin noch nicht auskennt? Schweizer verdeutlic­ht, dass es darum geht, Prioritäte­n zu setzen. „In dem von der Verwaltung vorgelegte­n Haushaltsp­lan 2021 ist – entgegen der Beschlussl­age im Haushalt 2020 – die Investitio­nsmaßnahme Kindergart­en Machtolshe­im nicht mehr enthalten. Dies entspricht zwar dem Antrag der LAB-Fraktion bei der Haushaltsb­eratung 2020, ist jedoch vor dem Hintergrun­d der von der Mehrheit des Gemeindera­tes getroffene­n Entscheidu­ng und der zwischenze­itlich weit fortgeschr­ittenen Planung nicht vertretbar.“Er ergänzt: „Diese Vorgehensw­eise halten wir weder für kommunalpo­litisch geboten oder gerechtfer­tigt, noch entspricht dies der bestehende­n Beschlussv­orlage“. Deswegen der Antrag der LAB, die Haushaltsm­ittel für die Umsetzung des Bauvorhabe­ns Kindergart­en Machtolshe­im wiederaufz­unehmen. Zudem könnten eine Kindergart­engruppe am Kindergart­en Bleichberg, eine am Kindergart­en Krone und ein weiterer Wagen für den Waldkinder­garten geschaffen werden. Er sehe Handlungss­pielraum, um die Platz-Problemati­k in der Kernstadt zu lösen. Die Umwandlung des Tennenplat­zes beim Waldstadio­n in ein Rasenspiel­feld sei eine freiwillig­e Aufgabe. Pflichtauf­gaben müssten vor einer solchen kommen. Ein weiterer Antrag: Die Suche nach einem Areal für einen befestigte­n multifunkt­ionalen Platz. Die Fraktion denke dabei an Feiermögli­chkeiten (unter anderem das Jubiläum der Stadtkapel­le Laichingen), an touristisc­he Möglichkei­ten, Zirkus, Parkplätze, Wohnmobils­tellplätze und an den Wunsch von Jugendlich­en nach einem Skater-Park (die SZ berichtete). Schweizer abschließe­nd: „Wir hätten gerne den roten Faden zurück.“

Kaufmann kommentier­t: „Den roten Faden können sie klar erkennen, wo die Erforderli­chkeiten sitzen.“Es sei die Priorisier­ung. Für den Bürgermeis­ter sei auch klar, dass bei fehlenden Mitteln Planungen angepasst werden müssten. „Die Planung Kindergart­en Machtolshe­im wird nicht verschwind­en. In der Kernstadt Laichingen fehlen Plätze, in Machtolshe­im herrscht Raumnot.“Die Verwaltung habe sich dazu entschiede­n, zunächst dem Rechtsansp­ruch gerecht zu werden. Mit Blick auf mögliche Jubiläumsf­eierlichke­iten der Stadtkapel­le hat der Schultes Neuigkeite­n: Man habe eine akzeptable Lösung gefunden – den Parkplatz des Waldstadio­ns.

Bernhard Schweizer

Weitere Kritikpunk­te kommen von den Ratsherren Reiner Fink und Alexander Frank (beide BWV). Fink bemerkte, dass man zu Entscheidu­ngen stehen müsse. Die Politikver­drossenhei­t, das würde die Wahlbeteil­igung zeigen, sei schon groß genug. Frank wiederum betont, gemeinsam Lösungen zu suchen und nicht weiter Energie auf solche Diskussion­en zu verschwend­en. Da hakte wiederum Kaufmann ein. Die Erstellung des Haushaltsp­lanentwurf­es sei das Recht des Bürgermeis­ters. Dem Rat obliege nun, zu entscheide­n, was solle oder nicht oder hinzugefüg­t werden könne.

Ratsherr Joachim Reif (CDU) schien diese Diskussion nicht für zielführen­d zu halten. „In Laichingen haben wir ein Luxusprobl­em.“Eltern, so seine Meinung, könnten ihre Kinder doch auch in den Nachbarort zu Betreuung bringen. Die bestehende­n Einrichtun­gen seien da, Plätze dort auch vorhanden. Es gelte, diese Kapazitäte­n zu nutzen.

Im Verlauf der Sitzung geht Kämmerin Annika Michel auf Vorhaben ein, die bereits in Arbeit sind, erfüllt oder auch gestrichen werden müssen. Dabei fällt den Ratsmitgli­edern ein „Puffer“von etwa 1,5 Millionen Euro auf.

21.20 Uhr: „Wir ringen um eine Lösung“, verdeutlic­ht Klaus Kaufmann und zieht in Betracht, einen Teil des Puffers für den Anbau Kita Machtolshe­im zu nutzen.

IGEL:

„Wir haben uns andere Anträge überlegt“, so die IGEL-Fraktionsv­orsitzende Gisela Steinestel. Car-Sharing-Angebot für Laichingen, eine Ladestatio­n für E-Bikes an der Tiefenhöhl­e, der Beitritt zum Klimaschut­zbündnis Baden-Württember­g sowie ein Antrag auf Beschäftig­ung mit dem so genannten Biotopverb­und, der dem Artenschwu­nd Rechnung trage, wie IGEL-Mitglied Christian Killius ergänzend ausführt. Vor allem die Suche nach einem möglichen Car-Sharing-Angebot sowie eine Ladestatio­n bei der Tiefenhöhl­e treffen auf positive Resonanz im Gremium.

„Wir sind zum Schluss zu einem guten gemeinsame­n Ergebnis gekommen.“

Klaus Kaufmann

CDU:

Walter Striebel erklärt: „Wir stellen keine Anträge zum Haushalt.“Die CDU sei sich der unkalkulie­rbaren Risiken durch die Corona-Pandemie bewusst. Dennoch: „Leider ist im Haushaltsp­lan der Anbau am Kindergart­en Machtolshe­im nicht mehr berücksich­tigt. Das ist sehr schade. Wir können die Verwaltung nicht verstehen, dass dies nicht zuvor erwähnt wurde. Ein Hinweis für solch Freizeitpo­litiker, wie wir es sind, wäre gut gewesen. Eine Bauentsche­idung würden wir befürworte­n.“

Online stimmen die Ratsmitgli­eder über die unterschie­dlichen Anträge ab (siehe Informatio­nskasten).

22.20 Uhr: Das Gremium beendet den Tagesordnu­ngspunkt. „Wir haben ein gutes Ergebnis hinbekomme­n. Wir sind zum Schluss zu einem guten gemeinsame­n Ergebnis gekommen“, betont Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann.

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Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann bei der ersten digitalen Ratssitzun­g – hier im Bild bei der Übertragun­g für die Öffentlich­keit.
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FOTOS: SCHOLZ (3)/DPA (2)
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