Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Und gnädig verhüllt es die Maske
Auch wenn wir’s langsam nicht mehr feierlich finden, dieses pandemische Hoppla-Ho, bei dem selbst den unverwüstlichsten Narren der Schalk nicht mehr im Nacken sitzt, sondern in die Hose gerutscht oder gar unwiederbringlich in die Glieder gefahren ist: Die Masken werden wir so schnell nicht los. Und wenn wir schon nicht um sie herumkommen, können wir uns wenigstens auch ein paar Nebeneffekte bewusst machen, die mit ihrem Tragen zweifelsohne in Verbindung stehen.
Wenn das Gesicht zwischen Ohren, Kinn und Tränensäcken großflächig verhüllt ist, braucht sich der Maskenträger wegen unrasierter Backen oder einem ungewaschenen Mund weiter keine Gedanken machen. Auch etwaige Zahnfehlstellungen sowie mögliche Verfärbungen bleiben damit im öffentlichen Raum gnädig verhüllt. Es ist also auch eine Zeit, um sich in der unteren Gesichtshälfte ein bisschen gehen zu lassen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.
Adleräugigen Beobachtern fällt aber bei genauem Hinsehen auf, was trotz Maske kaum zu verbergen ist. Zum Beispiel die Müdigkeit von
Kanzlerin Angela Merkel, die jüngst im Bundestag unter den kritischen FDP-Beiträgen dermaßen herzhaft gegähnt hat, dass es ihr fast die FFP2Maske vom Gesicht gesprengt hätte. Der Versuch, etwaige Regierungsmüdigkeit zu verbergen oder eine parlamentspolitische Erschöpfung zu kaschieren, ist in diesem Moment jedenfalls gründlich schiefgegangen. Immerhin hat die Maske die Übertragung des sonst hochansteckenden Gähnens auf andere offenbar wirkungsvoll verhütet. (nyf)