Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Jessy“Moser ist ein echtes Urgestein der Westerheimer Fasnet
Der 73-Jährige hat über Jahrzehnte das närrische Geschehen im Flegga mitgeprägt und Theater gespielt – Köstliche Beiträge geliefert
WESTERHEIM - „Es war einfach schön.“So fasst Gebhard „Jessy“Moser kurz und prägnant seine Zeit bei der Interessengemeinschaft Fasnet Westerheim (IGF) zusammen. „Ich möchte sie nicht missen, es waren herrliche und gesellige Jahre. Wir hatten eine tolle Kameradschaft“, ergänzt der heute 73-Jährige zurückblickend und erinnert sich noch besonders gern an die Zeit, als die IGF im Rössle-Saal zuhause war.
Die Westerheimer Fasnet hat sein Leben geprägt und auch er hat sie geprägt, mit tollen Auftritten und Beiträgen, sei es als Tänzer, Sänger, Büttenredner oder als Mitspieler in zahlreichen Sketchen. Und in den Anfangsjahren hat das Multi-Talent in tragenden Rollen zudem noch für die IGF Theater gespielt.
Gebhard „Jessy“Moser ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Urgestein der Interessengemeinschaft Fasnet Westerheim, gehörte er doch zu den Gründungsmitgliedern, die aus einer feucht-fröhlichen Kartenrunde des sogenannten Rassa-Clubs im Herbst 1974 entstanden ist. Die Kartenspieler sprachen sich dafür aus, die Westerheimer Fasnet zu fördern und aufzubauen und bereits am 10. Dezember 1974 schlug im Sportheim des SVW die Geburtsstunde der IGF. „Ich schloss mich dem Verein gleich an, die Idee begeisterte mich und ich wollte meinen Beitrag zur Westerheimer Fasnet leisten“, unterstreicht Gebhard Moser, der zusammen mit Anton Walter, Fritz Baumeister Karl Bernhard, Werner Goll, Karl Klöble und Manfred Rehm Gründungsvater war.
Ein Mandat in der Vorstandsriege wollte Moser nicht übernehmen, sich dafür aber umso mehr in der Fasnet und in den Veranstaltungen einbringen. Dies ist ihm in vier Jahrzehnten auch hervorragend gelungen, denn mit köstlichen Beiträgen bereicherte er die Westerheimer Fasnet. Die Stelzen- und die Schrezengruppe waren seine Heimat, aber auch die Bühne bei den IGF-Bürgerbällen. „Es ist aus heutiger Sicht fast unglaublich, wie wir nur wenige Wochen nach der Vereinsgründung einen Ball hinbrachten, der sich wahrlich sehen lassen konnte“, weiß Jessy Moser allzu gut, aber auch von manchen Vorhersagen im Flegga, mit denen der IGF keine große Zukunft bescheinigt wurde.
Beim ersten Bürgerball der neuen Gruppe am 2. Februar 1975 im Rössle war Moser als junger und begeisterter Fasnetsnarr gleich mehrfach in Funktion. Der frisch gewählte IGFBoss Anton Walter konnte gleich die neu gegründete Maskengruppe der Schrezen vorstellen, zu der auch Jessy Moser gehörte. Er gehörte ferner zu den ersten IGF-Sängern mit Anton Walter, Bernhard Schweizer, Manfred Rehm, Karl Klöble und Georg Striebel, die seitdem alle Jahre von lustigen, kulturellen, lokalen, regionalen und politischen Themen im Ort gesanglich berichteten.
Auch in die Bütt stieg beim ersten Bürgerball der talentierte Gebhard Moser, der Lustiges zum Thema „Mich haben se als Gehalt gekündigt“zu sagen hatte. Mit zum Gelingen des Balls trugen Bernhard Walter als Wanga Weible sowie Brigitte Maier und Erika Moser, die Ehefrau des IGF-Urgesteins, als Putzfrauen bei, die damals schon das Dorfgeschehen und die örtlichen Besonderheiten amüsant durch den Kakao zogen. Und auch Anne Rieck war als
Fleckenbüttel mehrere Jahre an den Bürgerbällen eine Größe in der Bütt.
„Meine beste Bütt dürfte die beim zweiten Bürgerball 1976 mit dem Titel ,Schneeräumer’ gewesen sein“, sagt Jessy Moser und meint ohne sich zu sehr loben zu wollen: „Die war gnadenlos gut. Da schwätzten die Leute noch Jahre später darüber.“Mit viel Ehrgeiz und Engagement habe es die IGF in den Folgejahren geschafft, weitere schöne und amüsante Bürgerbälle auf die Beine zu stellen, wobei die Gardemädchen erstmals auftraten. „Obwohl der Verein verhältnismäßig klein war, schafften wir es immer wieder, Bälle mit jeweils unterschiedlichen Programmpunkten
zu stemmen“, erinnert sich der heute 73-Jährige.
Als Stelzenmann und Schreze trat Jessy Moser auf, später auch als flotter Tänzer im Männerballett, als Sänger der fidelen Gesangsgruppe und vor allem als Schauspieler in Sketchen, die das Publikum so richtig zum Lachen brachten. Einzelauftritte hatte er immer wieder als Sänger oder im Männerballett mit Manfred Saur. Zig Jahre marschierte Moser bei den Fasnetsumzügen mit, anfangs als Stelzenmann, später als Schreze, zu denen er bisweilen seine Tochter Isabell mitnahm. Als Kind sei sie von der Fasnet begeistert gewesen, später nicht mehr so, da sei ihr die Reiterei wichtiger geworden, weiß der Vater.
Großes schauspielerisches Talent legte Gebhard „Jessy“Moser beim Theaterspielen an den Tag, denn zu Weihnachten Ende der 1970er-Jahre lud die IGF zu Aufführungen ins Rössle ein. In dem Stück „Der Meisterboxer“am 26. Dezember 1975 war er groß in Fahrt und unterstrich sein schauspielerisches Talent. Das war auch bei den weiteren Stücken wie zum Beispiel „A Äffle für da Franz“, „Der scheinheilige Florian“oder „Ferien auf dem Bauernhof“der Fall, als die Theaterstücke viele Zuschauer begeistern und erfreuen konnten. Im Laufe der Zeit löste sich die IGFTheatergruppe auf, dafür bildete sich eine beim Chor und Gebhard
Moser hatte schnell seinen festen Stammplatz im Ensemble der Chorgemeinschaft. „Ich war als Theaterspieler bei den Sängern sehr willkommen, zumal ich ja auch aktives Mitglied war“, berichtet er.
In guter Erinnerung sind die vielen Auftritte des IGF-Urgesteins, in denen sich Gebhard Jessy Moser immer wieder mit seiner Mimik und Gestik übertraf. Als feine Stadtdamen Pauline und Agathe traten er und Manfred Kurzhals im Jahr 2000 in Aktion. „Ohne Worte“hieß etwa 2001 eine Einlage mit Edwin Bosler, der im Toilettenhäuschen die Hilfe des feinen Herren in Anspruch nehmen musste. „Wenn I Geld hätt, müsste ein Häuschen her“, sang er 2007 im Quartett mit Anton Walter, Georg Striebel und Hans Moser. „I ben ein liaber Kirchensohn und schaffe fast um Gottes Lohn“, meinte Moser 2009 in der Bütt als Diener des Herrn Pfarrer. Noch einmal zusammengefunden hatten sich 2018 nach elf Jahren zum 44-jährigen Bestehen der IGF Westerheim Josef Wiedmann, Rudi Schmid, Reinhold Rehm, Hans Moser, Ernst Lang, Markus Nolting, Manfred Kurzhals und natürlich auch Gebhard „Jessy“Moser als Tänzer, um eine Balletteinlage als Mega-Oldies unter der Regie von Helga Fischer einzustudieren.
„Es ist schon sehr erstaunlich und bewundernswert, wie sich die IGF und mit ihr die Westerheimer Fasnet
Gebhard „Jessy“Moser auf die Frage wie seine Zeit bei der IGF war in den vergangenen 45 Jahren entwickelt hat“, sagt Gebhard „Jessy“Moser, der selbst mit vielen köstlichen Einlagen zum Gelingen der Bürgerbälle beigetragen hat. „Die IGF soll so bleiben wie sie ist. Wir freuen uns sehr, wenn es im Verein in unserem Sinne weiter geht“, sagt Moser und wünscht der Interessengemeinschaft weiterhin gutes Gelingen und eine gute Zukunft. Für die Bürgerbälle wünscht er sich allerdings mehr Sprachbeiträge – so wie früher. In der derzeit tristen Coronazeit dürfe man den Humor nicht verlieren und müsse weiterhin gut gelaunt und fröhlich sein. Daran orientiere auch er sich.
Für seine Verdienste um die IGF war Gebhard Moser im November 2018 beim Festakt zum 44-jährigen Bestehen der IGF zusammen mit anderen Mitgliedern der ersten Stunde geehrt und ausgezeichnet worden. In der damaligen Würdigung in der Albhalle lobte Vorstandsmitglied Maximilian Hohl seinen älteren Vereinskameraden als überaus aktives und engagiertes Mitglied, der für viele unvergessliche Momente bei den Bürgerbällen gesorgt habe. Für seinen Einsatz bekam das IGF-Urgestein den Ehrenorden der IGF in Gold mit Diamantschliff nebst Urkunden und Geschenken verliehen. Und von den Vereinskameraden gab es als
Dank und Anerkennung stürmischen Beifall.
„Es war einfach schön.“