Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kirchen voller barocker Fröhlichkeit
Kirchenraum erzählt durch seine Gestaltung was den Menschen früher wichtig war
LAICHINGEN - Der Kirchenraum der Albans Kirche in Laichingen unterscheidet sich in seiner heutigen Gestalt wesentlich von seinem Aussehen im 18. Jahrhundert. Er könne den heutigen Menschen jedoch viel über den Wert dieses Raumes für die Menschen im Laufe der Jahrhunderte erzählen. Darüber, was ihnen wichtig war. Denn, ein Raum spricht durch seine Geschichte.
Die Laichinger und auch die Gemeindeglieder der umliegenden Dörfer haben im Laufe des 18. Jahrhunderts erhebliche Mittel aufgebracht, um ihre Kirchenräume, ihren „himmlischen Festsaal“auf Erden zum Lobe Gottes prächtig und fröhlich im Sinne des Barocks auszugestalten. Dabei hat insbesondere der Stuckateur Johann Ulrich Schweizer Spuren hinterlassen. Er stattete zwischen 1708 und 1710 die St. Albans Kirche in Laichingen, anschließend die Machtolsheimer Liebfrauenkirche und schließlich die St. Galluskirche in Feldstetten aus. Schweizer kam aus dem katholischen Deggingen und kannte sich mit Stuckornamentik und kunstvollen Gemälden aus.
Wer diesen Raumeindruck heute einmal nachspüren möchte sollte unbedingt die wunderschöne Liebfrauenkirche in Machtolsheim besuchen. Sie vermittelt noch heute barocke Lebensfreude mit ihrem Deckenschmuck, den bemalten Emblemata (Tafelmalereien) an der Empore, dem barocken Altar mit Altaraufsatz und dem äußerst wertvollen und schönen Altargitter, dem „Paradiesgärtlein“. Sie erlauben jedem Gläubigen, die Heiligkeit des Altars ganz praktisch nachvollziehen zu können. In der Liebfrauenkirche in Machtolsheim findet man sich in einem Kirchenraum wieder, der einen erhebenden Eindruck vermittelt. Der original Deckenschmuck von Schweizer war sicherlich noch weitaus farbiger gewesen. Die Arbeiten in der St. Galluskirche erfreuten die Feldstetter Gemeinde nur kurz. Weder die Statik noch die Feuchtigkeit des Raumes waren für die Stuckornamente gemacht und 1734 stürzte nach heftigen Regenfällen eine Wand der Kirche ein.
In Laichingen, in der St. Albans Kirche, fällt zunächst die Kanzel aus dem Jahr 1662 von Schreinermeister Martin Häberle aus Geislingen im Stil der Renaissance und der eindrückliche Altaraufsatz von 1702 ins Auge. Der Laichinger Kirchenpfleger Hans
Ufrecht hat das Kruzifix auf dem Altaraufsatz gestiftet. Die Orgel, welche im übrigen das Instrument des Jahres 2021 ist, mit filigranem Orgelprospekt aus der Ulmer Werkstatt von Georg Friedrich Schmahl folgte 1742. Sie dürfte um die 900 Gulden gekostet haben. Kurz danach, schon 1744, beschlossen die Laichinger Kirchenkonventsmitglieder die Orgel für 215 Gulden von Johann Adam Bauer aus Ludwigsburg vergolden zu lassen und die 26 Tafelmalereien an der Empore im Chor vom einheimischen Schreiner Daniel Bajer bronzieren zu lassen. Taufstein, Altar und Kanzel bildeten eine räumliche Einheit, die ein typisches Zeichen einer evangelischen Kirche ist. Damit wurde die Einheit von Wort und Sakramenten (Taufe und Abendmahl) praktisch anschaulich. Und damit konnte der Kirchenraum der St. Albans Kirche die Gottesdienste inhaltlich mitgestalten.