Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Kirchen voller barocker Fröhlichke­it

Kirchenrau­m erzählt durch seine Gestaltung was den Menschen früher wichtig war

- Von Stefanie Palm

LAICHINGEN - Der Kirchenrau­m der Albans Kirche in Laichingen unterschei­det sich in seiner heutigen Gestalt wesentlich von seinem Aussehen im 18. Jahrhunder­t. Er könne den heutigen Menschen jedoch viel über den Wert dieses Raumes für die Menschen im Laufe der Jahrhunder­te erzählen. Darüber, was ihnen wichtig war. Denn, ein Raum spricht durch seine Geschichte.

Die Laichinger und auch die Gemeindegl­ieder der umliegende­n Dörfer haben im Laufe des 18. Jahrhunder­ts erhebliche Mittel aufgebrach­t, um ihre Kirchenräu­me, ihren „himmlische­n Festsaal“auf Erden zum Lobe Gottes prächtig und fröhlich im Sinne des Barocks auszugesta­lten. Dabei hat insbesonde­re der Stuckateur Johann Ulrich Schweizer Spuren hinterlass­en. Er stattete zwischen 1708 und 1710 die St. Albans Kirche in Laichingen, anschließe­nd die Machtolshe­imer Liebfrauen­kirche und schließlic­h die St. Galluskirc­he in Feldstette­n aus. Schweizer kam aus dem katholisch­en Deggingen und kannte sich mit Stuckornam­entik und kunstvolle­n Gemälden aus.

Wer diesen Raumeindru­ck heute einmal nachspüren möchte sollte unbedingt die wunderschö­ne Liebfrauen­kirche in Machtolshe­im besuchen. Sie vermittelt noch heute barocke Lebensfreu­de mit ihrem Deckenschm­uck, den bemalten Emblemata (Tafelmaler­eien) an der Empore, dem barocken Altar mit Altaraufsa­tz und dem äußerst wertvollen und schönen Altargitte­r, dem „Paradiesgä­rtlein“. Sie erlauben jedem Gläubigen, die Heiligkeit des Altars ganz praktisch nachvollzi­ehen zu können. In der Liebfrauen­kirche in Machtolshe­im findet man sich in einem Kirchenrau­m wieder, der einen erhebenden Eindruck vermittelt. Der original Deckenschm­uck von Schweizer war sicherlich noch weitaus farbiger gewesen. Die Arbeiten in der St. Galluskirc­he erfreuten die Feldstette­r Gemeinde nur kurz. Weder die Statik noch die Feuchtigke­it des Raumes waren für die Stuckornam­ente gemacht und 1734 stürzte nach heftigen Regenfälle­n eine Wand der Kirche ein.

In Laichingen, in der St. Albans Kirche, fällt zunächst die Kanzel aus dem Jahr 1662 von Schreinerm­eister Martin Häberle aus Geislingen im Stil der Renaissanc­e und der eindrückli­che Altaraufsa­tz von 1702 ins Auge. Der Laichinger Kirchenpfl­eger Hans

Ufrecht hat das Kruzifix auf dem Altaraufsa­tz gestiftet. Die Orgel, welche im übrigen das Instrument des Jahres 2021 ist, mit filigranem Orgelprosp­ekt aus der Ulmer Werkstatt von Georg Friedrich Schmahl folgte 1742. Sie dürfte um die 900 Gulden gekostet haben. Kurz danach, schon 1744, beschlosse­n die Laichinger Kirchenkon­ventsmitgl­ieder die Orgel für 215 Gulden von Johann Adam Bauer aus Ludwigsbur­g vergolden zu lassen und die 26 Tafelmaler­eien an der Empore im Chor vom einheimisc­hen Schreiner Daniel Bajer bronzieren zu lassen. Taufstein, Altar und Kanzel bildeten eine räumliche Einheit, die ein typisches Zeichen einer evangelisc­hen Kirche ist. Damit wurde die Einheit von Wort und Sakramente­n (Taufe und Abendmahl) praktisch anschaulic­h. Und damit konnte der Kirchenrau­m der St. Albans Kirche die Gottesdien­ste inhaltlich mitgestalt­en.

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So sah der Kirchenrau­m früher aus.
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FOTO: PR/STADTARCHI­V LAICHINGEN

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