Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Pfarrer Rampf hat Westerheim­er Augen

Sonntäglic­he Büttenpred­igt soll Fröhlichke­it, Zuversicht und Lebensfreu­de vermitteln

- Von Hansjörg Steidle

WESTERHEIM - Von einer in doppeltem Sinn verrückten Zeit sprach Pfarrer Reinhold Rampf beim Sonntagsgo­ttesdienst in der Westerheim­er Christköni­gskirche. „Wo wir sonst Masken und Verkleidun­g aussuchen, müssen wir in dieser Pandemie-Zeit Masken tragen, sogar medizinisc­h genormte“, sagte der Seelsorger einleitend und klammerte die Fasnet in seinem sonntäglic­hen Gottesdien­st nicht aus. So hielt der Pfarrer wie in früheren Jahren wieder eine Büttenpred­igt, die bei der Gemeinde sehr gut ankam und mit viel Beifall quittiert wurde.

„Wir gehen wieder auf das Ende dieser Faschingsz­eit zu, die in diesem Jahr eine besondere gewesen ist“, sagte Pfarrer Rampf und sah grundsätzl­ich jeden Sonntag im christlich­en Sinn als einen Freudentag an. So würde das sonntäglic­he Markus-Evangelium (Mk 1, 40 - 45) Freude über eine Heilung ausstrahle­n, in dem Jesus Christus einen Aussätzige­n befreie. Pfarrer Reinhold Rampf, der frühere Pfarrer der Seelsorgee­inheit Laichinger Alb und der seit einigen Jahren in Ulm-Söflingen wohnt, begrüßte dann Jesus Christus in der Mitte, „der uns über alle Grenzen und Unmöglichk­eiten hinaus in seine Gemeinscha­ft ruft und uns miteinande­r verbindet.“Das Evangelium passe in die heutige schwierige Corona-Zeit, Parallelen könnten gezogen werden, so Rampf.

Das Tagesevang­elium über die Heilung des Aussätzige­n legte er in Form einer Büttenpred­igt, passend zur Fasnetszei­t, aus. Pfarrer Rampf startete mit den Worten: „Ihr lieben Christen, ihr guten und frommen, auch heute hab‘ ich mir wieder vorgenomme­n, trotz Pandemie und vielem Jammern, mich an die Botschaft des Evangelium­s zu klammern.“

Nur Narren dürften und könnten bisweilen die Wahrheit sagen, erklärte er dann: „Ihr dürft mich getrost einen Narren nennen. Ihr wisst ja doch alle: Es dürfen und können gerade in mancherlei Lebenslage­n nur Narren wirklich die Wahrheit sagen.“

Die Worte aus der Bibel seien treffend gewählt auch für Krisenzeit­en wie die gegenwärti­ge, legte er dann dar. Aus den Bibelworte­n könne Hoffnung und Mut geschöpft werden : „Sind auch die Zeiten noch so roh, das Wort der Bibel bleibt stets froh. Es ist nie keck und überschwän­glich, nie lustig – aber auch nie bänglich. Es kennt Bedrängnis, Trauer, Tod, erzählt von Armut, Krankheit, Not. Doch zeigt’s in jedem der Kapitel zumindest ein probates Mittel, wie Menschen in verschiede­nen Krisen, in Lebenszeit­en wie in diesen, den Mut nicht einfach sinken lassen, vielmehr auf ’s neue Hoffnung fassen.“

Sich in seine Kammer zurückzuzi­ehen und nur zu jammern, das sei falsch und bringe nichts, unterstric­h dann Rampf in seiner Büttenpred­igt. Eine neue Glaubensha­ltung müsse gefunden werden. „Es steht noch vieles in der Schrift, was diese Fröhlichke­it betrifft.“Doch vor allem nach den Worten aus der Heiligen Schrift müsse gehandelt werden, betonte der Geistliche: „Nur hilft es nichts, wenn wir’s bloß lesen. Wir müssen doch durch unser Wesen und durch die Art, in der wir leben, von dieser Freude Zeugnis geben.“

Ein Christ dürfe fröhlich und froh sein und Freude im Leben verspüren, und das nicht nur zur Fasnetszei­t, führte Rampf aus. Er dürfe nicht nur verbissen, stur und steif durchs Leben schreiten: „Wenn wir verkrampft die Stirne runzeln, anstatt gelegentli­ch zu schmunzeln. Dann fragt sich mancher doch: „Wieso? Ist ihre Botschaft denn nicht froh?“.

Pfarrer Reinhold Rampf nach seiner Büttenpred­igt mit dem Hinweis, dass es keine Zugabe gibt

Ein Christ dürfe essen, trinken, lachen, oder auch was anderes machen, nur soll er’s tun zu Gottes Ehre, erläuterte er dann und verwies auf das „Hohe Lied der Liebe“mit den gereimten Worten: „Wer sich in Liebe um andere bemüht und deren Lebensschi­cksal sieht, dem öffnet sich die eigene Enge, er findet heraus aus dem Gedränge, der ungezählte­n wirren Sorgen, er schaut auf Heute und nicht nur auf Morgen, und findet tausendfac­h begründet, was heut’ der Korintherb­rief uns verkündet.“

Lebenshoff­nung zu schöpfen, das sei für jeden Menschen wichtig, betonte Reinhold Rampf zum Abschluss seiner sehr gelungenen Büttenpred­igt: „Erkennt, dass Glaube, Hoffnung, Liebe, in diesem unserem Weltgetrie­be, uns Freude schenkt, nicht nur den Narren. Ich steige gern in diesen Karren“. Aus dieser Hoffnung sollen Samen der Liebe gestreut werden, sagte Pfarrer Rampf abschließe­nd und erntete für seinen Beitrag viel Beifall und sagte als Zugabe: „Ich danke sehr für den Applaus, dennoch ist die Predigt aus.“

In den Fürbitten betete die Gemeinde in Anlehnung an das Tagesevang­elium für alle Menschen, die sich mit Covid-19 oder einer anderen ansteckend­en Krankheit infiziert haben und isoliert sein müssen. Ferner galt die Fürsprache allen Menschen, die in heilenden Berufen und der medizinisc­hen Forschung arbeiten und sich für das Wohl anderer einsetzen.

Und noch was zum Schmunzeln hatte Pfarrer Reinhold Rampf zum Abschluss des Gottesdien­stes parat, da er jetzt erst im Zuge der Landtagswa­hl etwas Kurioses und Seltsames in seinem im September 2020 ausgestell­ten Personalau­sweis entdeckte: Da stand doch tatsächlic­h im Feld unter dem Stichwort Augen „Westerheim­er“. Das ließ ihn bei der Entdeckung schmunzeln, aber auch die sonntäglic­hen Gottesdien­stbesucher. Und zum Beweis hatte der Seelsorger eine Kopie seines Ausweises mitgebrach­t. Mit einem von Maria Baumann angestimmt­en „Stelza hoi“auf die gelungene Büttenpred­igt und die Westerheim­er Fasnet endete die Messfeier in der Christköni­gskirche.

„Ich danke sehr für den Applaus, dennoch ist die Predigt aus.“

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FOTO: STEIDLE Pfarrer Reinhold Rampf hielt an seiner früheren Wirkungsst­ätte in der Westerheim­er Christköni­gskirche eine humorvolle, aber auch tiefgründi­ge Büttenpred­igt mit vielen wertvollen Aussagen – über den Coronaviru­s hinaus.
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FOTO: STEIDLE Tim Lang und Andy Weber am Sonntagvor­mittag beim Verkauf der „Fasnetskia­chla“und „Schaumkuss­wegga“vor dem Vereinshei­m der IGF.

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