Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Pfarrer Rampf hat Westerheimer Augen
Sonntägliche Büttenpredigt soll Fröhlichkeit, Zuversicht und Lebensfreude vermitteln
WESTERHEIM - Von einer in doppeltem Sinn verrückten Zeit sprach Pfarrer Reinhold Rampf beim Sonntagsgottesdienst in der Westerheimer Christkönigskirche. „Wo wir sonst Masken und Verkleidung aussuchen, müssen wir in dieser Pandemie-Zeit Masken tragen, sogar medizinisch genormte“, sagte der Seelsorger einleitend und klammerte die Fasnet in seinem sonntäglichen Gottesdienst nicht aus. So hielt der Pfarrer wie in früheren Jahren wieder eine Büttenpredigt, die bei der Gemeinde sehr gut ankam und mit viel Beifall quittiert wurde.
„Wir gehen wieder auf das Ende dieser Faschingszeit zu, die in diesem Jahr eine besondere gewesen ist“, sagte Pfarrer Rampf und sah grundsätzlich jeden Sonntag im christlichen Sinn als einen Freudentag an. So würde das sonntägliche Markus-Evangelium (Mk 1, 40 - 45) Freude über eine Heilung ausstrahlen, in dem Jesus Christus einen Aussätzigen befreie. Pfarrer Reinhold Rampf, der frühere Pfarrer der Seelsorgeeinheit Laichinger Alb und der seit einigen Jahren in Ulm-Söflingen wohnt, begrüßte dann Jesus Christus in der Mitte, „der uns über alle Grenzen und Unmöglichkeiten hinaus in seine Gemeinschaft ruft und uns miteinander verbindet.“Das Evangelium passe in die heutige schwierige Corona-Zeit, Parallelen könnten gezogen werden, so Rampf.
Das Tagesevangelium über die Heilung des Aussätzigen legte er in Form einer Büttenpredigt, passend zur Fasnetszeit, aus. Pfarrer Rampf startete mit den Worten: „Ihr lieben Christen, ihr guten und frommen, auch heute hab‘ ich mir wieder vorgenommen, trotz Pandemie und vielem Jammern, mich an die Botschaft des Evangeliums zu klammern.“
Nur Narren dürften und könnten bisweilen die Wahrheit sagen, erklärte er dann: „Ihr dürft mich getrost einen Narren nennen. Ihr wisst ja doch alle: Es dürfen und können gerade in mancherlei Lebenslagen nur Narren wirklich die Wahrheit sagen.“
Die Worte aus der Bibel seien treffend gewählt auch für Krisenzeiten wie die gegenwärtige, legte er dann dar. Aus den Bibelworten könne Hoffnung und Mut geschöpft werden : „Sind auch die Zeiten noch so roh, das Wort der Bibel bleibt stets froh. Es ist nie keck und überschwänglich, nie lustig – aber auch nie bänglich. Es kennt Bedrängnis, Trauer, Tod, erzählt von Armut, Krankheit, Not. Doch zeigt’s in jedem der Kapitel zumindest ein probates Mittel, wie Menschen in verschiedenen Krisen, in Lebenszeiten wie in diesen, den Mut nicht einfach sinken lassen, vielmehr auf ’s neue Hoffnung fassen.“
Sich in seine Kammer zurückzuziehen und nur zu jammern, das sei falsch und bringe nichts, unterstrich dann Rampf in seiner Büttenpredigt. Eine neue Glaubenshaltung müsse gefunden werden. „Es steht noch vieles in der Schrift, was diese Fröhlichkeit betrifft.“Doch vor allem nach den Worten aus der Heiligen Schrift müsse gehandelt werden, betonte der Geistliche: „Nur hilft es nichts, wenn wir’s bloß lesen. Wir müssen doch durch unser Wesen und durch die Art, in der wir leben, von dieser Freude Zeugnis geben.“
Ein Christ dürfe fröhlich und froh sein und Freude im Leben verspüren, und das nicht nur zur Fasnetszeit, führte Rampf aus. Er dürfe nicht nur verbissen, stur und steif durchs Leben schreiten: „Wenn wir verkrampft die Stirne runzeln, anstatt gelegentlich zu schmunzeln. Dann fragt sich mancher doch: „Wieso? Ist ihre Botschaft denn nicht froh?“.
Pfarrer Reinhold Rampf nach seiner Büttenpredigt mit dem Hinweis, dass es keine Zugabe gibt
Ein Christ dürfe essen, trinken, lachen, oder auch was anderes machen, nur soll er’s tun zu Gottes Ehre, erläuterte er dann und verwies auf das „Hohe Lied der Liebe“mit den gereimten Worten: „Wer sich in Liebe um andere bemüht und deren Lebensschicksal sieht, dem öffnet sich die eigene Enge, er findet heraus aus dem Gedränge, der ungezählten wirren Sorgen, er schaut auf Heute und nicht nur auf Morgen, und findet tausendfach begründet, was heut’ der Korintherbrief uns verkündet.“
Lebenshoffnung zu schöpfen, das sei für jeden Menschen wichtig, betonte Reinhold Rampf zum Abschluss seiner sehr gelungenen Büttenpredigt: „Erkennt, dass Glaube, Hoffnung, Liebe, in diesem unserem Weltgetriebe, uns Freude schenkt, nicht nur den Narren. Ich steige gern in diesen Karren“. Aus dieser Hoffnung sollen Samen der Liebe gestreut werden, sagte Pfarrer Rampf abschließend und erntete für seinen Beitrag viel Beifall und sagte als Zugabe: „Ich danke sehr für den Applaus, dennoch ist die Predigt aus.“
In den Fürbitten betete die Gemeinde in Anlehnung an das Tagesevangelium für alle Menschen, die sich mit Covid-19 oder einer anderen ansteckenden Krankheit infiziert haben und isoliert sein müssen. Ferner galt die Fürsprache allen Menschen, die in heilenden Berufen und der medizinischen Forschung arbeiten und sich für das Wohl anderer einsetzen.
Und noch was zum Schmunzeln hatte Pfarrer Reinhold Rampf zum Abschluss des Gottesdienstes parat, da er jetzt erst im Zuge der Landtagswahl etwas Kurioses und Seltsames in seinem im September 2020 ausgestellten Personalausweis entdeckte: Da stand doch tatsächlich im Feld unter dem Stichwort Augen „Westerheimer“. Das ließ ihn bei der Entdeckung schmunzeln, aber auch die sonntäglichen Gottesdienstbesucher. Und zum Beweis hatte der Seelsorger eine Kopie seines Ausweises mitgebracht. Mit einem von Maria Baumann angestimmten „Stelza hoi“auf die gelungene Büttenpredigt und die Westerheimer Fasnet endete die Messfeier in der Christkönigskirche.
„Ich danke sehr für den Applaus, dennoch ist die Predigt aus.“