Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Hagel sieht die ernste Lage von Gastronomie und Einzelhandel
Der CDU-Landtagsabgeordnete schließt Steuererhöhungen nach der Wahl aus: „Die wäre für die Wirtschaft kontraproduktiv“
WESTERHEIM - Zwei große Herausforderungen sieht der CDU-Landtagsabgeordnete Manuel Hagel in der Bundesrepublik Deutschland in diesem Jahr: die grassierende Corona-Pandemie und eine sich anbahnende Wirtschaftskrise mit dem Verlust von vielen Arbeitsplätzen. Dies sagte Hagel bei einem Besuch in Westerheim, als er aus erster Hand von Betroffenen hören wollte, wo und wie der Schuh drückt. Er suchte in Westerheim das Gespräch mit den Gastronomen Marianne und Bruno Kneer von der Gaststätte Adler und mit dem Geschäftsmann Johannes Walter, der einen Schuhhandel mit mehreren Filialen in der weiteren Region betreibt.
Was den Coronavirus angeht, so sah Manuel Hagel dank der Impfungen und der greifenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie Licht am Ende des Tunnels. Er warnte aber zeitgleich vor zu frühen Lockerungen, da der Inzidenzwert zwar sinke, aber lange noch nicht zufriedenstellend sei, und da zudem mit den Corona-Mutationen neue und noch gefährlichere Übertragungen auftauchen. Die könnten den Reproduktionsfaktor sofort hochschnellen lassen, mahnte er und warb um Geduld.
Die Corona-Krise dürfte die größte Wirtschaftskrise seit den 1970erJahre mit sich bringen, erklärte der CDU-Politiker und verwies auf Ausführungen, Berechnungen und Prognosen von Fachleuten, die eine schrumpfende Wirtschaft mit vielen Betriebsschließungen und Entlassungen voraus sagen. Hagel sprach von einer sich anbahnenden Arbeitsplatzkrise mit hoher Arbeitslosigkeit. Bei diesen großen Herausforderungen sah er die CDU als die beste Partei, die sich diesen schweren Aufgaben stellen könne.
Hagel sah die schwierige und harte Lage der Gastronomen und des
Einzelhandels, die er als „dramatisch und sehr ernst“bezeichnete. Zu 80 Prozent wisse man nicht, wo der Infektionsherd bei den Covid19-Übertragungen liege. Sicherlich gehe weniger vom Einzelhandel, den Gastwirten und den Frisören aus, die alles tun, um Übertragungen so gering wie möglich zu halten. Sie würden sich strikt an die politischen Vorgaben halten. Er könne sich durchaus eine behutsame und schrittweise Öffnung im Einzelhandel vorstellen.
Gastronomen seien keineswegs die Infektionstreiber in der Pandemie, sie würden besondere Vorkehrungen und Schutzmaßnahmen ergreifen, erklärten Bruno und Marianne Kneer, die Inhaber der AdlerGaststätte in Westerheim. Sie sprachen von einem 40-prozentigen Umsatzrückgang und rund 80 bis 100 Essensausgaben am Sonntag reichten bei Weitem nicht aus, um über die Runden zu kommen, sagte Bruno Kneer. Geld und Hilfe vom Staat sei gut und diene zur Überbrückung, doch müsse davon wieder Einkommensteuer zurückbezahlt werden. Das Geld reiche hinten und vorne nicht, er müsse auf Erspartes zurückgreifen, legte er dem CDU-Politiker dar. Lange könnten die Gastronomen die Situation nicht mehr durchhalten, unterstrich Kneer und forderte baldige Öffnung der Gaststätten, zumindest auf Ostern hin. Denn der ganze Weihnachts- und Fasnetsumsatz fehle, und der sei beträchtlich.
Besser seien „komplette und umfangreiche Schließungen gewesen als die scheibenweise mit laufenden Verlängerungen“, meinte Schuhhändler Johannes Walter mit zahlreichen Filialen in der gesamten Region. Er habe einen Umsatzeinbruch von 26 Prozent im Jahr 2020 hinnehmen müssen, der enorm sei. Johannes
Walter machte vor allem auf einen Aspekt aufmerksam, den er zu verkraften habe. Er müsse den Lieferanten die gesamten Frühjahrswaren bezahlen, auf denen er liegen bleibe. „Die Lieferanten wollen ihr Geld“, sagte er und verwies auf große Bestände in den Geschäften, die nicht an den Mann, die Frau oder das Kind zu bringen sind. Und zudem seien Mietkosten zu begleichen.
Bislang habe er noch Entlassungen vermeiden können, führte Johannes Walter aus, der mit seinem Sohn Moritz zu dem Gespräch mit CDU-Politiker Manuel Hagel gekommen war. Er sprach sich stark für eine allmähliche Öffnung der Einzelhandelsgeschäfte aus, zunächst mit beschränkter Kundenzahl. Dies sei besser als ein „Öffnen auf einen Schlag“und würde den Käufern wie den Verkäufern helfen.
Der Westerheimer Geschäftsmann
sprach von einer Ungleichbehandlung kleiner Läden, die ihre Pforten geschlossen halten müssen während Supermärkte alles verkaufen dürften und gut voll seien. Es sei an der Zeit, auch an die kleinen Händler zu denken und ihnen zu helfen, sagte Johannes Walter. Das Geld werde auch bei den Mitarbeitern knapp, gab er zu bedenken.
Der Landtagsabgeordnete teilte die Anliegen von Kneer und Walter, die schwere Zeiten durchgehen mussten und müssen. Er könne sich in absehbarer Zeit einen sukzessiven Einstieg in die Gastronomie und im Einzelhandel mit einer bestimmten Kundenzahl bezogen auf die Quadratmeterzahl vorstellen, doch gelte in der derzeit schwierigen Lage ein Abwägen zwischen Freiheit und Gesundheit mit Einschränkungen.
„Ich bin für einen sorgsamen Einstieg“, sagte Hagel und sicherte zu, dass die CDU „definitiv keine Steuererhöhungen“nach der Wahl plane. Dies wäre geradezu kontraproduktiv in einer sich anbahnenden Wirtschaftskrise. „Nach der Corona-Krise gilt es, die Rezession zu bekämpfen“, betonte Manuel Hagel und da sei die CDU „die richtige Partei, die die folgende Krise am besten meistern könne.“Die Wirtschaft müsse stabilisiert werden, was mit Innovationen geschehe.
Matthias Rehm, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Westerheim, dankte dem Landtagsabgeordneten für sein Kommen mit dem Hinweis, dass Hagel stets ein offenes Ohr für die Belange der Bürger und Gemeinden habe und sich immer gerne ihren
Fragen stelle. Er sei auf dem Gebiet der Wirtschaft „ein guter Krisenmanager“.
LANDTAGSWAHLEN 2021