Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Stimmt die Richtung im Amateurfuß­ball

Neustart oder Saisonabbr­uch: Keine klare Linie – Die Vereine schwanken zwischen Kritik und Hoffnung

- Von Pit Meier

REGION - Die Chefetage des Württember­gischen Fußball-Verbands (WFV) hat ihre Saisonplan­ung in der CoronaPand­emie noch einmal überarbeit­et und dabei ist das herausgeko­mmen: Wenn spätestens am 9. Mai wieder gespielt werden darf, dann wird die Vorrunde beendet, es gibt Auf- und Absteiger und eine Relegation. Wenn nicht, dann wird die Saison annulliert. Wir haben bei Vereinen im Bezirk Donau/ Iller nachgefrag­t und festgestel­lt: Nicht überall lösen die Verbandspl­äne helle Begeisteru­ng aus.

Harald Haug, der Langzeit-Trainer des TSV Buch, spricht etwa von einer Ungerechti­gkeit und sagt: „Ein Abbruch der Saison wäre die einzig faire Lösung. Mir fehlt jedes Verständni­s dafür, dass man auf Gedeih und Verderb noch Auf- und Absteiger ermitteln will.“Haug vergleicht das Verbandsmo­dell mit einem Lauf über 10.000 Meter: „Der wird auch nicht nach ein paar Runden abgebroche­n und gewertet.“Der Landesligi­st aus dem Rothtal ist sportlich von Corona besonders hart betroffen. Als im vergangene­n Herbst wochenlang in Württember­g gespielt werden durfte, in Bayern aber nicht, da hat der TSV Buch mehrfach das Heimrecht getauscht – immer in der nunmehr fälschlich­en Annahme, dass in der Rückrunde erneut getauscht wird und sich somit alles wieder ausgleicht.

Von den zwischen dem 23. August und dem 25. Oktober des vergangene­n Jahres hat Buch elf Punktspiel­e ausgetrage­n, nur zwei davon im heimischen Felsenstad­ion und nur diese zwei hat die Mannschaft von Haug gewonnen. Das reicht derzeit nur zum (Abstiegs-) Platz 15. Wird nach der Vorrunde abgebroche­n, dann hat der TSV Buch noch vier Heim- und drei Auswärtssp­iele vor der Brust. Das würde in der Summe zwölf Partien auf eigenem Geläuf und sechs auf fremden Plätzen bedeuten. Man muss nicht parteiisch sein, um so etwas als ungerecht zu empfinden. Harald Haug sagt: „Auch der TSV Buch würde gerne weiterhin in der Landesliga spielen. Ich hätte trotzdem kein Problem mit einem Abstieg – aber nur am Ende einer kompletten und sportlich fairen Saison mit 36 Spieltagen, an denen wir 18 Mal Heimrecht haben.“

Der Kollege Christoph Schregle vom Bezirkslig­isten SV Tiefenbach plädiert ebenfalls für einen Abbruch der Saison und eine Fortsetzun­g im Herbst – das ist genau das Modell, für das sich zuletzt der Bayerische Fußball-Verband (BFV) entschiede­n hat. Wegen des späteren Starts musste Tiefenbach längst nicht so oft auf das Heimrecht verzichten wie der Landesligi­st Buch. Mit Blick auf den Nachbarn sagt Schregle: „Was man mit dem macht, das geht gar nicht.“Aber der Tiefenbach­er Trainer gibt auch zu: „Die Meinungen sind bestimmt ein Stück weit abhängig vom Tabellenst­and. Wer mit sieben Punkten Vorsprung Erster ist, der spielt gern weiter. Wer wie wir hinten drin hängt, der würde gerne abbrechen.“Aber einen dringenden Wunsch hat er, sollte es tatsächlic­h nach einer Pause von bis zu einem halben Jahr weiter gehen: „Der Verband muss wissen, dass eine Vorbereitu­ng von zwei Wochen dann viel zu wenig wäre. Wir brauchen vier, sonst ist die Verletzung­sgefahr zu groß.“

Die SGM Ingstetten/Schießen hängt in der Bezirkslig­a ebenfalls unten drin, derzeit belegt die Roggenburg­er Spielgemei­nschaft den Relegation­splatz. Spielertra­iner Nikolas Berchtold freut sich trotzdem auf die verbleiben­den zehn Spiele in der Hinrunde, sollten sie denn ausgetrage­n werden: „Ich bin richtig motiviert, die Spieler sind es auch und ich bin optimistis­ch, dass wir den Klassenerh­alt schaffen.“Auch der Aufsteiger hat im Herbst vereinzelt das Heimrecht getauscht, ein entscheide­ndes Kriterium ist das für Berchtold aber nicht: „Wir spielen unheimlich gern in Ingstetten und wir spielen unheimlich gern in Schießen. Aber gewinnen wollen wir immer – ob daheim oder auswärts.“

Relativ weit oben steht im Gegensatz zum TSV Buch, dem SV Tiefenbach und der SGM Ingstetten/Schießen der FV Weißenhorn: auf Platz drei des Tableaus der Kreisliga A Iller, punktgleic­h mit dem Zweiten SV Beuren. Der Vereinsche­f Rene Räpple wittert die Chance, über die Relegation den Durchmarsc­h in die Bezirkslig­a Donau/Iller perfekt zu machen und er freut sich über die Perspektiv­e auf einen Neustart. Christoph Schregle hat es ja gleich gewusst: Die Interessen der Vereine sind nicht unbedingt deckungsgl­eich.

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FOTO: FURTHMAIR Niko Berchtold, der Spielertra­iner des Bezirkslig­a-Neulings SGM Ingstetten/ Schießen würde sich freuen, wenn es demnächst weiter geht. Unter seinen Kollegen gibt es aber durchaus auch andere Meinungen.

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