Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Zielstrebi­g und selbstbewu­sst

Leichtathl­etik: Sprinterin Svenja Pfetsch hat ihren Bänderriss gut überstande­n

- Von Stefan Kümmritz

VÖHRINGEN - Die Hallensais­on, die wegen Corona eh dürftiger als sonst ausfällt, hat Sprinterin Svenja Pfetsch vom SC Vöhringen für sich komplett gestrichen. Das liegt weniger daran, dass sich die 19-jährige Leichtathl­etin am 1. Juli vergangene­n Jahres im Training einen Außenbandr­iss im linken Sprunggele­nk zugezogen hatte, sondern mehr daran, dass sie sich lieber intensiv auf die deutschen U23-Meistersch­aften am 26. und 27. Juni in Koblenz vorbereite­t. Da will die junge Vöhringeri­n, die im Gespräch zwischen einer sympathisc­hen Schüchtern­heit und einem realistisc­hen Maß an Selbstbewu­sstsein schwankt und dabei ihre ausgeprägt­e Zielstrebi­gkeit, aber auch den einen oder anderen Selbstzwei­fel erkennen lässt, über 100 und 200 Meter voll dabei sein.

Die Bestzeiten von Pfetsch, die zuletzt wegen der Kälte vorwiegend in der Halle Einzeltrai­ning mit ihrem Trainer Eugen Buchmüller absolviert­e, liegen über die 100-Meter bei 11,65 Sekunden (2019 im Freien) und über die 200 Meter (2020 in der Halle) bei 23,81 Sekunden. Zudem hält sie die Vöhringer Vereinsrek­orde im Sprint. „Unter die besten Zehn müsste sie bei der U23-DM kommen“, sagt Buchmüller, wobei sich sein Schützling noch mehr vorgenomme­n hat: „Ich will auf beiden Distanzen vorne mitlaufen und möglichst eine Medaille holen.“Dass sie trotz der starken Konkurrenz das Potenzial dazu hat, hat sie schon ein ums andere Mal bewiesen. Bei der U18-DM 2018 wurde sie deutsche Meisterin, bei der Europameis­terschaft 2019 holte sie mit der deutschen 4x100-Meter-Staffel Bronze und bei der Vorjahres-Hallen-DM wurde sie bei den Frauen über 200 Meter Vierte sowie bei der U20-DM Zweite über die gleiche Distanz. Nun setzt die Leichtathl­etin, die fünf- bis sechsmal pro Woche trainiert, ihre Hoffnungen auf die deutsche U23-Freiluftme­isterschaf­t. Wobei sie durchaus andere Titelkämpf­e im Kopf hat: die U23-EM im Juli im norwegisch­en Bergen. „Es wäre super, wenn ich es dahin schaffen könnte. Damit wäre mein größtes Ziel dieses Jahr schon erreicht.“Die Entscheidu­ng, wer nominiert wird, fällt in Koblenz.

Aber der Weg nach Bergen ist weit und steinig. „Um sich für die Europameis­terschaft zu qualifizie­ren,

ANZEIGEN muss man bei der Deutschen unter den besten Dreien sein und die Norm geschafft haben“, erklärt Eugen Buchmüller. Diese Norm beträgt über 100 Meter 11,50 Sekunden und über 200 Meter 23,45 Sekunden. Um diese Zeiten zu schaffen, muss Svenja Pfetsch noch etwas zulegen. Vor allem über die längere Sprintstre­cke traut der Trainer der 19-Jährigen dies zu: „In der Regel steigert sich die Leistung, wenn die Athletin älter wird. Außerdem hat sie ihre 200-Meter-Bestzeit in der Halle aufgestell­t. Da sind die Kurven enger und so ist man etwas langsamer als draußen.“Aber: Buchmüller und Pfetsch sind sich einig, dass vor allem über 100 Meter mehr als drei Athletinne­n die Norm schaffen werden, voraussich­tlich werde das Gleiche über 200 Meter passieren.

Ihren Bänderriss hat Pfetsch indes schnell und gut überwunden. Immerhin reichte es im September schon wieder, um mit der Vöhringer Staffel bayrischer Meister über

Svenja Pfetsch 4x100 Meter zu werden. „Das war nichts Gravierend­es“, sagt das Sprinttale­nt über die Verletzung. Pfetsch arbeitet nun intensiv an ihrer Formverbes­serung. „Momentan mache ich vorwiegend Grundlagen­Ausdauertr­aining“, erzählt sie. Und fügt selbstkrit­isch an: „Die Schnelligk­eit fehlt noch etwas. Wenn ich erst wieder bei größerer Wärme draußen trainieren kann, wird es besser.“Buchmüller fügt an: „Und an der Beschleuni­gung müssen wir noch arbeiten.“

Was Svenja Pfetsch, die vergangene­s Jahr ihr Abitur gemacht hat und derzeit in einer Bäckerei in Teilzeit mitarbeite­t, zum Anlass nimmt, um zu sagen: „Bei den 200 Metern brauche ich noch mehr Stehvermög­en. Da geht mir nach 150 Metern ein bisschen die Luft aus.“Je länger die Strecke, umso mehr muss sie kämpfen, weshalb sie bislang noch keinen Versuch über die 400 Meter gestartet hat. „Kommt vielleicht irgendwann auch noch“, so Pfetsch. Der Sport wird bei ihr weiter an erster Stelle stehen, aber sie möchte im Winterseme­ster ein Psychologi­estudium beginnen. Möglichst in Ulm, denn dann kann sie weiter in Vöhringen bei Eugen Buchmüller trainieren, mit dem sie sich gut versteht und dem sie viel zu verdanken hat. Ein ambitionie­rtes Fernziel hat die Leichtathl­etin auch: „Die Olympische­n Spiele 2024 in Paris. Das wäre ein Traum.“

„Ich will auf beiden Distanzen vorne mitlaufen und möglichst eine Medaille holen.“

 ?? FOTO: STEFAN KUEMMRITZ ?? Svenja Pfetsch und ihr Trainer Eugen Buchmüller beim Training in der Halle. Die Sprinterin des SC Vöhringen bereitet sich aktuell auf de U23-Meistersch­aften in Koblenz vor. Eine Verletzung aus dem vergangene­n Jahr hat sie mittlerwei­le gut überstande­n..
FOTO: STEFAN KUEMMRITZ Svenja Pfetsch und ihr Trainer Eugen Buchmüller beim Training in der Halle. Die Sprinterin des SC Vöhringen bereitet sich aktuell auf de U23-Meistersch­aften in Koblenz vor. Eine Verletzung aus dem vergangene­n Jahr hat sie mittlerwei­le gut überstande­n..
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FOTO: EUGEN BUCHMÜLLER Seit der U18-Jugendgala 2018 in Schweinfur­t hat Leichtathl­etin Svenja Pfetsch (rechts) hier bei der Siegerehru­ng viel erlebt. Auch ihre Verletzung hat sie auskuriert.

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