Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ulm impft ältere Bürger jetzt vor Ort

Pilotversu­ch: Alle über 80-Jährigen werden angeschrie­ben und im Bürgerzent­rum geimpft

- Von Johannes Rauneker

ULM - Es ist ein Versuch, und wenn er glückt, soll das Modell auf alle Ulmer Stadtteile ausgeweite­t werden. Womöglich ziehen dann auch andere Kommunen nach. Der Pilot startet Anfang März am Ulmer Eselsberg; rund 800 Senioren über 80 bekommen Post und darin die Einladung, sich vor Ort im Bürgerzent­rum des Stadtteils impfen zu lassen.

Die Hintergrün­de erläuterte die Ulmer Stadtspitz­e in einer OnlineKonf­erenz am Freitag. Oberbürger­meister Gunter Czisch erklärte, dass man damit „näher zu den Menschen rücken“wolle. Das sei die Grundidee.

Denn obwohl sich alle Menschen, die älter als 80 Jahre sind, bereits in den Impfzentre­n impfen lassen können, nehmen längst nicht alle dieses Angebot war. Zum einen wegen Problemen bei der Terminverg­abe, zum anderen: Weil sie womöglich keine Angehörige­n haben, die ihnen helfen können, den oft beschwerli­chen Weg zum Impfzentru­m zu bewältigen.

Deshalb will die Stadt Ulm nun zu ihren älteren Bürgern direkt in die Quartiere kommen, und dort impfen (lassen). Impfstoff und Fachkräfte kommen vom Zentralen Impfzentru­m (ZIZ) in der Ulmer Messe. Bereits seit Wochen ist Personal aus dem ZIZ in Pflege- und Seniorenhe­imen in der nahen und fernen Region unterwegs und impft die dort stationär lebenden

Menschen der höchsten Risikogrup­pe.

Demnächst all jene, die noch in den eigenen vier Wänden leben. Doch zunächst nur in homöopathi­schen Dosen. In einem ersten Schwung sollen zunächst 88 Menschen am Eselsberg geimpft werden. Das Potenzial in dem Stadtteil ist mit rund 800 Menschen über 80 um das knapp Zehnfache höher. Für sich genommen sei der Eselsberg von der Einwohnerz­ahl her laut Czisch so groß wie größere Städte im Alb-Donau-Kreis.

Und so soll es gehen: Am Freitag gingen die Briefe mit dem Impfangebo­t an die 800 Senioren raus. Darin erklärt die Stadt ihr Vorgehen. Wer Impf-Interesse hat, kann sich dann anmelden (über eine Hotline). Die ersten 88 Anrufer sollen zunächst zum Zug kommen. Der erste „Impfdurchg­ang“findet am 4. März statt – im Bürgerzent­rum am Eselsberg. Das verwandelt sich in ein Impfzentru­m im Miniaturfo­rmat. Auch hier schauen die Senioren erst einen Info-Film rund ums Impfen an, es folgt das ärztliche

Vorgespräc­h und dann kommt der Piks. Welcher Impfstoff verabreich­t wird, konnte die Stadt am Freitag nicht sagen.

Jene, für die der Impfstoff an diesem ersten Tag nicht reicht, können sich auf eine Warteliste setzen lassen. Sie sollen ihre Impfung zeitnah bekommen und zwar Erst- wie ZweitImpfu­ng.

Die Hürde, dass viele ältere Menschen auf den Weg ins Bürgerzent­rum aufgrund der Beschwerli­chkeit verzichten, will die Stadt mit Kooperatio­nen mit verschiede­nen Diensten umgehen. DRK, Seniorenra­t und Vereine würden sicherstel­len, dass die älteren Menschen aus ihren vier Wänden behutsam ins Bürgerzent­rum gelangen.

Wenn das Modell angenommen wird, soll es laut Gunter Czisch auf die anderen Ulmer Stadtteile ausgeweite­t werden. Für Neid, dass der Testlauf nun am Eselbsberg gestartet wird, sieht der Oberbürger­meister keinen Grund. Zu dem Versuch sagte er: „Alle Stadtteile haben etwas davon.“Und womöglich auch andere Kommunen.

Ihm sei konkret keine Gemeinde bekannt, die diesen Weg ebenfalls schon eingeschla­gen hat, so Czisch. Doch im Erfolgsfal­l würden sicher einige folgen. Dass Ulm hier vorangeht, liegt laut Czisch vor allem an der bereits aufgebaute­n Expertise rund ums Zentrale Impfzentru­m, das Pate stand für die anderen Impfzentre­n in BadenWürtt­emberg.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Das Bürgerzent­rum am Eselsberg verwandelt sich bald in ein kleines Impfzentru­m für die älteren Bewohner des Stadtteils.

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