Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Corona-Regeln an Schulen ärgern Eltern
Ulm macht es anders als Neu-Ulm, die Folge: Probleme
ULM/NEU-ULM - Tausende Pendler wechseln täglich mit ihrem Weg zur Arbeit nach Ulm oder in den Kreis Neu-Ulm das Bundesland. Die unterschiedlichen Regelungen in Sachen Schulöffnungen lassen Eltern am Föderalismus zweifeln.
In Baden-Württemberg dürfen in den Grundschulen nämlich nur zwei Jahrgänge gleichzeitig an einer Schule sein. Das heißt zum Beispiel: in einer Woche die ersten und dritten Klassen, in der nächsten die zweiten und vierten. In Bayern hingegen dürfen sämtliche Jahrgänge in halber Klassenzahl vor Ort lernen. Wenn also Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagt, der Freistaat werde „eher etwas vorsichtig und zurückhaltend“bei der Schulöffnung vorgehen, muss ergänzt werden, dass der grüne Kollege Winfried Kretschmann aus Baden-Württemberg noch vorsichtiger ist.
Dies führt in Ulm jedoch zu teilweise extrem kurzen Unterrichtszeiten. „Zwei Stunden Unterricht ist absurd“, sagt eine Lehrerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Lehrerengpässe zeichnen sich längst ab, denn die Klassen werden wie in Bayern geteilt. Bei nur zwei Stunden Unterricht am Tag hält sich die Entlastung berufstätiger Eltern in Grenzen.
In einer Mitteilung des Kultusministeriums heißt es: „Der Präsenzunterricht soll jeweils mindestens zehn Unterrichtsstunden pro Woche umfassen, gerne aber auch mehr, wenn dies die Schule ermöglichen kann.“Diese Ermöglichung scheint durch einen notorischen Lehrermangel an vielen Schulen ein Wunschtraum zu sein. Zumal es für die Schulen weiterhin eine Notbetreuung für manche Kinder zu stemmen gilt.
Wobei die Umsetzung der Vorgaben den Schulen unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln freigegeben wird. Das macht die Sache nicht übersichtlicher: Einzelne Schulen, wie etwa die „Grundschule Neu-Ulm in der Stadtmitte“, ermöglicht es sämtlichen Kindern, mit einem ausgeklügelten Konzept jeden Tag in den Präsenzunterricht zu kommen.
Im nahen Pfuhl hingegen kommen die Kinder nur alle 14 Tage ins Schulhaus. Zum Teil muss an Schulen gleichzeitig Wechsel-, Distanz- und Präsenzunterricht stattfinden, was die Schulleitungen vor große Herausforderungen stellt. Und das mit unterschiedlichem Personalbestand, weil nicht jede Schule gleich viele „Lehrerstunden“zur Verfügung hat.