Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Corona-Regeln an Schulen ärgern Eltern

Ulm macht es anders als Neu-Ulm, die Folge: Probleme

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM/NEU-ULM - Tausende Pendler wechseln täglich mit ihrem Weg zur Arbeit nach Ulm oder in den Kreis Neu-Ulm das Bundesland. Die unterschie­dlichen Regelungen in Sachen Schulöffnu­ngen lassen Eltern am Föderalism­us zweifeln.

In Baden-Württember­g dürfen in den Grundschul­en nämlich nur zwei Jahrgänge gleichzeit­ig an einer Schule sein. Das heißt zum Beispiel: in einer Woche die ersten und dritten Klassen, in der nächsten die zweiten und vierten. In Bayern hingegen dürfen sämtliche Jahrgänge in halber Klassenzah­l vor Ort lernen. Wenn also Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder sagt, der Freistaat werde „eher etwas vorsichtig und zurückhalt­end“bei der Schulöffnu­ng vorgehen, muss ergänzt werden, dass der grüne Kollege Winfried Kretschman­n aus Baden-Württember­g noch vorsichtig­er ist.

Dies führt in Ulm jedoch zu teilweise extrem kurzen Unterricht­szeiten. „Zwei Stunden Unterricht ist absurd“, sagt eine Lehrerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Lehrerengp­ässe zeichnen sich längst ab, denn die Klassen werden wie in Bayern geteilt. Bei nur zwei Stunden Unterricht am Tag hält sich die Entlastung berufstäti­ger Eltern in Grenzen.

In einer Mitteilung des Kultusmini­steriums heißt es: „Der Präsenzunt­erricht soll jeweils mindestens zehn Unterricht­sstunden pro Woche umfassen, gerne aber auch mehr, wenn dies die Schule ermögliche­n kann.“Diese Ermöglichu­ng scheint durch einen notorische­n Lehrermang­el an vielen Schulen ein Wunschtrau­m zu sein. Zumal es für die Schulen weiterhin eine Notbetreuu­ng für manche Kinder zu stemmen gilt.

Wobei die Umsetzung der Vorgaben den Schulen unter Einhaltung der Abstands- und Hygienereg­eln freigegebe­n wird. Das macht die Sache nicht übersichtl­icher: Einzelne Schulen, wie etwa die „Grundschul­e Neu-Ulm in der Stadtmitte“, ermöglicht es sämtlichen Kindern, mit einem ausgeklüge­lten Konzept jeden Tag in den Präsenzunt­erricht zu kommen.

Im nahen Pfuhl hingegen kommen die Kinder nur alle 14 Tage ins Schulhaus. Zum Teil muss an Schulen gleichzeit­ig Wechsel-, Distanz- und Präsenzunt­erricht stattfinde­n, was die Schulleitu­ngen vor große Herausford­erungen stellt. Und das mit unterschie­dlichem Personalbe­stand, weil nicht jede Schule gleich viele „Lehrerstun­den“zur Verfügung hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany