Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Covid-19-Produktlinie: Desinfektionszelt statt Bierbänke
Pandemie: Was macht eine Firma, die auf Veranstaltungen spezialisiert ist? Ruku hat sein Sortiment umgebaut
ILLERTISSEN - Wer schon mal auf einem Dorffest in der Region gefeiert hat, saß garantiert auf einer RukuBierbank. Die Produkte der EventSparte der Illertisser Firma gelten als praktisch, schnell aufzubauen, unkaputtbar. Doch eine Zeit, in der Dorffeste nicht stattfinden, private Feiern ausfallen und das Oktoberfest abgesagt werden muss, ist keine gute Zeit für ein Unternehmen, das neben Bierbänken und -tischen auch Zelte für Events aller Art im Sortiment hat. Trotzdem sagt Sprecher Stefan Zingerle: „Eigentlich sind wir sehr gut durch das vergangene Jahr gekommen.“Aus der Not habe man eine Tugend gemacht.
Am Ruku-Hauptstandort Illertissen sitzen auch die Sparten Saunabau sowie Tore und Türen. Weitere Mitarbeiter von Ruku-Event arbeiten über ganz Deutschland verteilt im Außendienst.
Doch nicht nur in Bayern: In ganz Deutschland waren in den vergangenen Monaten Veranstaltungen und Feste kaum möglich. Die seit Jahrzehnten gefragten Klappmöbel und -zelte brauchte auf einmal niemand mehr, genauso wenig Bierstände oder aufblasbare Werbeträger. „Aber wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, erzählt Zingerle.
Vor allem im Zeltbereich habe man sich ein Stück weit neu erfunden. Die Illertisser starteten eine Covid-19-Produktlinie. Kabinen für Schnelltests, Drive-in-Teststationen und Desinfektionsschleusen sind nun im Programm, auch Trennwände für die Gastronomie. Von der Idee zur Umsetzung sei es schnell gegangen. Schließlich gab es zuvor schon Erfahrung mit Zelten für den Zivilschutz, das THW nutzt bereits Ruku-Produkte. Der Stoff wird in Rumänien produziert, die Zelte in Italien gefertigt. Eine Woche dauere es von der Bestellung bis zur Auslieferung. Etwas länger dauerte die Zertifizierung für die Corona-Testkabinen, an die hohe Ansprüche gestellt werden. Das war komplettes Neuland. Solche Kabinen können bei Apotheken zum Einsatz kommen, die CoronaSchnelltests anbieten.
Ruku-Event habe durch diese Produkte neue Marktsegmente erschließen können, so Zingerle. „Das hat uns im vergangenen Jahr geholfen und hilft und auch dieses Jahr.“
Und es werde auch bei der Weiterentwicklung des Unternehmens eine Rolle spielen. Natürlich hofften alle, dass mit dem Abklingen der Pandemie auch Events wieder stattfinden und das Kerngeschäft Fahrt aufnehmen könne. Das Rad zurückdrehen will man bei Ruku aber nicht. „Wir haben ganz neue Möglichkeiten entdeckt, die wir weiter nutzen wollen“, so Zingerle. Hier spielt ein mobiles Patientenzimmer eine zentrale Rolle: Das Krankenhaus Sindelfingen beispielsweise nutze das Modell bereits, wenn zusätzlicher Platz für die Behandlung gebraucht werde. Damit könnten Messeund Turnhallen zu Notunterkünften, Behandlungszentren oder Ad-hoc-Kliniken umgebaut werden. „Das ist auch für Flüchtlingslager ein Thema“, so der Unternehmenssprecher.