Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Von der Nachwuchskraft zum Anführer
Friedrich Moch vom WSV Isny ist für die Langlauf-WM in Oberstdorf nominiert
ISNY - Zu Oberstdorf hat Langläufer Friedrich Moch eine ganz besondere Beziehung. Der 20-Jährige vom WSV Isny ist dort seit drei Jahren ein fester Teil des Zoll-Ski-Teams, zudem hat er dort vor etwas mehr als einem Jahr im Weltcup debütiert – und kommende Woche wird er auf den vertrauten Loipen sogar sein erstes WM-Rennen laufen dürfen. Bundestrainer Peter Schlickenrieder hat den Shootingstar der deutschen Langlaufszene am Mittwoch für die Titelkämpfe (23. Februar bis 7. März) nominiert. „Es fühlt sich ein bisschen komisch an“, sagte Moch, der als Nachwuchskraft eigentlich noch zum deutschen B-Kader gehört.
Nach dem Weltcup in Lahti hatte Friedrich Moch erstmals eine konkrete Ahnung. Als er in Finnland auf Platz zehn gelaufen und damit bester Deutscher geworden war, gab es ein dickes Lob vom Bundestrainer. „Besonders gut ist Friedrich auf der 15und 30-Kilometer-Distanz, vor allem im Skating-Stil. Genau das hat er jetzt in Lahti mit einem tollen zehnten Platz gezeigt“, sagte Peter Schlickenrieder wenige Tage später in einem Interview mit der „Allgäuer Zeitung“. Auch Florian Notz habe ihn „voll überzeugt“, fügte er hinzu. Und: „Die beiden verstehen sich sehr gut, sind ähnliche Typen, können beide sehr gut skaten. Ich denke, die beiden werden auch die WM-Truppe in Oberstdorf anführen.“Anführen! Bei der WM! Da waren sie also, die beiden Buchstaben, die für Moch schon im Herbst, kurz vor der Saison, natürlich ein Ziel waren – ohne dass er deswegen verkrampft hätte. Nun schien dieser große Wunsch real zu werden.
Zuerst aber musste Moch noch die U23-WM im eiskalten Vuokatti in Finnland überstehen, was ihm mit der Silbermedaille über 15 Kilometer Freistil hervorragend gelang. Es war die Leistung, mit der er noch einmal kurz vor der ganz großen Herausforderung in Oberstdorf bestätigte, dass er bei Titelkämpfen auf den Punkt fit und konzentriert ist. „Ich hätte es auf keinen Fall geglaubt, dass es so gut läuft“, sagte Moch nach seinem Lauf auf Platz zwei in seiner gewohnt bescheidenen Art. Tatsächlich war diese Medaille aber fast schon eine logische Konsequenz. „Friedrich hat schon zu Beginn der Saison seine Flexibilität und seinen Willen gezeigt“, sagte Schlickenrieder. Beim Weltcupauftakt in Lahti behauptete sich Moch in drei Rennen, ohne in die Punkte zu laufen. Kurz darauf war es aber so weit. In Davos gelang ihm erstmals der Sprung unter die besten 30 Läufer, gefolgt vom herausragenden Ergebnis in Lahti.
Im Januar des Vorjahres war Friedrich Moch bei seinem Weltcupdebüt in Oberstdorf als 31. nur knapp an den Punkterängen vorbeigeschrammt. Wenig später wurde er erstmals Deutscher Meister und zweifacher Vizeweltmeister bei den Junioren. Schon da deutete sich an, dass der dauerhafte Schritt zu Schlickenrieder
in den A-Kader kein großer mehr sein dürfte. Und weil der Isnyer dieses Ergebnis in der aktuellen Saison bestätigte, belohnte ihn der Bundestrainer jetzt mit der Nominierung für die WM in Oberstdorf.
Dort wird – trotz Heimvorteil – alles etwas anders sein. Moch wird nicht in seiner gewohnten Unterkunft leben, sondern mit der deutschen Mannschaft am Montag in ein Hotel einchecken. Wegen der Corona-Pandemie wird es wieder heißen: Ab in die Blase! In dieser darf er dann auch während der Wettkämpfe nicht einmal seine Familie sehen, die ihn in den Vorjahren sonst immer direkt an der Strecke unterstützt hat. „Schade“findet Moch auch, dass überhaupt keine Zuschauer zugelassen sind. Nichtsdestotrotz hat er sich vorgenommen, den Skiathlon über 30 Kilometer am kommenden Samstag zu genießen. „Ich habe schon alles erreicht in dieser Saison“, sagt Moch, der sich über eine gute Platzierung aber natürlich trotzdem freuen würde.