Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Boris macht auf – oder: Briten, werft die Handtücher!
Natürlich ist es billig, sich stets über die Frisur eines Prominenten lustig zu machen. Aber mal im Ernst: Manchmal ist billig halt lustig! Es geht also erneut um Boris Johnson, den Mann mit dem Flokati-Teppich auf dem Kopf. Während hierzulande darüber diskutiert wird, ob das Einsammeln eines an Ostern aus Versehen durch die Hecke in Nachbars Garten gerutschten Eis als Ordnungswidrigkeit geahndet werden soll, greift Flokati-Boris durch: Im wieder gänzlich unabhängigen Großbritannien, dem Königreich der fiesen Mutation, soll bald
Schluss sein mit dem nervigen Lockdown. Ab 8. März macht Johnson die Schulen wieder auf – und bis Ende Juni sollen dann alle Einschränkungen der Vergangenheit angehören. Sein Vier-Stufen-Plan sei „vorsichtig, aber unumkehrbar“. Oder, um Johnsons Brexit-Lieblingsmotto aufzugreifen: Get Corona done!
Der Premier wirft in Sachen Pandemiebekämpfung also das Handtuch – und sein Wahlvolk macht es ihm nach. Die Engländer, Schotten, Waliser und Nordiren buchen wie die Irren. Ihre beliebtesten Reiseziele? Natürlich die klassischen Handtuchwurf-Hochburgen
Malaga, Mallorca, Faro und Kreta. Am Dienstag meldete der Billigflieger Easyjet, die Zahl der Flugbuchungen sei in den Stunden nach Johnsons Rede um 337 Prozent im Vergleich zur Vorwoche gestiegen, bei Urlaubsreisen um 630 Prozent. Darauf schon mal einen Gin Tonic! Oder fünf! Ist ja all inclusive!
Fragen bleiben: Brauchen die Briten ein Visum für Spanien? Dürfen sie in Portugal überhaupt einreisen? Und vor allem: Darf die alte Mutante eigentlich mit in den Urlaub? (jos)