Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Die Unterstützung kommt von oben
So verliefen die ersten Monate der Drohnenstaffel des Alb-Donau-Kreises
ALB-DONAU-KREIS - Die Aufbauphase ist vorbei. Seit ein paar Wochen ist die Drohnenstaffel des AlbDonau-Kreises vollständig einsatzbereit. Die vier Drohnen der Einheit, die der Landkreis unterhält, werden zu unterschiedlichen Einsätzen der Feuerwehr hinzugezogen. Von der Feuerwehr-Raumschaft Munderkingen aus ist die Drohnenstaffel für den gesamten Alb-Donau-Kreis sowie das Stadtgebiet Ulm zuständig. Zehn Mal musste in der Anfangszeit schon mit den Drohnen ausgerückt werden. Zwei Feuerwehrmänner aus der Drohnenstaffel erklären, was für den Einsatz mit den Drohnen wichtig ist und warum sie Leben retten können.
„Wir mussten viel lernen, weil wir hatten nichts, was wir kopieren hätten können“, sagt Jochen Steinle. „Mittlerweile sind wir aber die, die von anderen Kreisen kopiert werden.“Der Kommandant der Feuerwehr Oberstadion war von Anfang an dabei, sogar schon 2019 als ein erstes Konzept für eine Drohnenstaffel entwickelt wurde. Und nun im Frühjahr 2021 ist er froh, dass die Einheit einsatzbereit ist und er ein Teil davon. „Das Jahr haben wir schon gebraucht, um uns einzuüben. Es war viel Herausforderndes dabei, aber es hat Spaß gemacht“, betont Steinle.
Auch Thomas Ibach, Mitglied der Feuerwehr Munderkingen, ist im Team der Drohnenstaffel des AlbDonau-Kreises dabei. Wie Steinle fand er die erste Phase in den vergangenen Monaten sehr lehrreich und sinnvoll. „Die neue Technik, die mit gewöhnlichen Einsätzen bei der Feuerwehr ja nichts zu tun hat, mussten wir erst einmal verstehen und kennenlernen“, erklärt er. Nun könne sich die Drohenstaffel voll auf ihre Tätigkeit fokussieren und ist bei Einsätzen auch ausschließlich für die
Arbeit mit den Drohnen zuständig. „Wir kommen zum Einsatz und sind in fünf Minuten flugbereit und lassen die Drohnen in die Luft“, betont Ibach. Dann kommt es darauf an die Bilder der Drohne richtig zu lesen und zu interpretieren. „Wir sind beratend beim Einsatz tätig, so dass die Einsätze mit unserer Arbeit hoffentlich kürzer werden und einen Mehrwert für den Einsatzleiter bieten“, erklärt Steinle.
Als Beispiel nennt er einen Brand in Langenau direkt neben der A7 im August vergangenen Jahres. Die Staffel rückte aus und unterstützte den Einsatz mit Live-Bildern von oben. „Wir sind mit der Drohne hochgefolgen und haben die Rauchentwicklung untersucht“, berichtet Steinle. So wusste die Feuerwehr genau, wohin die Rauchwolke hinzieht und konnte durch die konkreten Bildern, die betroffenen Anwohner warnen, ihre Fenster zu schließen. Außerdem konnte die Drohnenstaffel auf den Bildern erkennen, dass die Autos auf der A7 direkt in eine dichte Rauchwolke fahren. Schnell wurde die Polizei von der Drohnenstaffel darüber informiert und das Tempo wurde für diesen Bereich beschränkt und ein Auffahrunfall eventuell verhindert. „Die Einsatzleiter haben durch die Drohnen nun ein Live-Bild von oben und können darauf aufbauend ihre Entscheidungen treffen. Das ist einfach ein Vorteil“, sagt Ibach.
Mit einer Thermalkamera kann die Drohne auch zeigen, an welchen Stellen die Hitze am größten ist. Dadurch kann ganz gezielt und viel schneller ein Brand gelöscht werden. Jede der drei Drohnen der Einheit erfüllt ihren eigenen Zweck. Während die große Drohne für größere Einsätze und meist für Thermalbilder von oben genutzt wird, ist die kleine Drohne eher geeignet um in einsturzgefährdete Gebäude zu gelangen. „Außerdem sind die Drohnen auch wetterunabhängig. Außer bei Nebel, da ist der Flugbetrieb nur eingeschränkt möglich“, sagt Steinle.
Ansonsten wurden die Drohnen auch schon bei der Personensuche eingesetzt, wenn an Orte geflogen werden muss, die nicht zu Fuß erreichbar sind oder die Drohnen als Höhenhilfe genutzt, um die Feuerwehrleute mit Licht anzustrahlen. „Sinnvoll ist der Einsatz der Drohnen auch bei der Wasserrettung“, erklärt Thomas Ibach. Die Drohnen können Personen im Wasser ausfindig machen oder auch Tauchern der Wasserrettung die Strömung aufzeigen. Bei den meisten Einsätzen sind die Drohnen deshalb deutlich kostengünstiger und effizienter als frühere Methoden und es braucht wesentlich weniger Personal. Hatten früher Hundestaffeln nach vermissten Personen gesucht oder Rettungshelikopter die Lage von oben betrachtet, reicht es heute, wenn die Drohnenstaffel in fünf Minuten ihre Drohnen aufbaut und losfliegt.
Die beiden leidenschaftlichen Feuerwehrmänner sind mit ihrer neuen, zusätzlichen Aufgabe in der Drohnenstaffel überaus zufrieden. „Wir sind als Drohnenstaffel ja eine selbstständige Kreiseinheit. Es haben sich aus unterschiedlichen Feuerwehren der Umgebung Leute freiwillig dafür gemeldet. Das macht es ein bisschen aus“, betont Jochen Steinle. Und sein Kollege Thomas Ibach aus der Drohnenstaffel pflichtet ihm bei: „Wir verstehen uns als Gruppe super und die Arbeit funktioniert. Das ist das Wichtigste.“
Ibach und Steinle sind stolz, dass das Konzept, das sie vor zwei Jahren mit entwickelt haben, nun Realität ist. „Es ist cool, wenn man sieht, dass das, was man sich in der Theorie ausgedacht hat, in der Praxis so gut funktioniert“, sagt Ibach.
Der Einsatz mit den Drohnen ist aus Sicht der beiden ein voller Erfolg und Fortschritt. „Du musst mit der Zeit gehen und dich auf neue Sachen einlassen“, sagt Ibach. Er glaubt wie Steinle, dass Drohnenstaffeln wie die des Alb-Donau-Kreises in Zukunft zum Repertoire eines Landkreises zählen werden. Eines ist den Feuerwehrmännern aus der Drohnenstaffel klar: „Drohnen unterstützen die Einsätze und Drohnen retten Leben.“