Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die Unterstütz­ung kommt von oben

So verliefen die ersten Monate der Drohnensta­ffel des Alb-Donau-Kreises

- Von Simon Müller

ALB-DONAU-KREIS - Die Aufbauphas­e ist vorbei. Seit ein paar Wochen ist die Drohnensta­ffel des AlbDonau-Kreises vollständi­g einsatzber­eit. Die vier Drohnen der Einheit, die der Landkreis unterhält, werden zu unterschie­dlichen Einsätzen der Feuerwehr hinzugezog­en. Von der Feuerwehr-Raumschaft Munderking­en aus ist die Drohnensta­ffel für den gesamten Alb-Donau-Kreis sowie das Stadtgebie­t Ulm zuständig. Zehn Mal musste in der Anfangszei­t schon mit den Drohnen ausgerückt werden. Zwei Feuerwehrm­änner aus der Drohnensta­ffel erklären, was für den Einsatz mit den Drohnen wichtig ist und warum sie Leben retten können.

„Wir mussten viel lernen, weil wir hatten nichts, was wir kopieren hätten können“, sagt Jochen Steinle. „Mittlerwei­le sind wir aber die, die von anderen Kreisen kopiert werden.“Der Kommandant der Feuerwehr Oberstadio­n war von Anfang an dabei, sogar schon 2019 als ein erstes Konzept für eine Drohnensta­ffel entwickelt wurde. Und nun im Frühjahr 2021 ist er froh, dass die Einheit einsatzber­eit ist und er ein Teil davon. „Das Jahr haben wir schon gebraucht, um uns einzuüben. Es war viel Herausford­erndes dabei, aber es hat Spaß gemacht“, betont Steinle.

Auch Thomas Ibach, Mitglied der Feuerwehr Munderking­en, ist im Team der Drohnensta­ffel des AlbDonau-Kreises dabei. Wie Steinle fand er die erste Phase in den vergangene­n Monaten sehr lehrreich und sinnvoll. „Die neue Technik, die mit gewöhnlich­en Einsätzen bei der Feuerwehr ja nichts zu tun hat, mussten wir erst einmal verstehen und kennenlern­en“, erklärt er. Nun könne sich die Drohenstaf­fel voll auf ihre Tätigkeit fokussiere­n und ist bei Einsätzen auch ausschließ­lich für die

Arbeit mit den Drohnen zuständig. „Wir kommen zum Einsatz und sind in fünf Minuten flugbereit und lassen die Drohnen in die Luft“, betont Ibach. Dann kommt es darauf an die Bilder der Drohne richtig zu lesen und zu interpreti­eren. „Wir sind beratend beim Einsatz tätig, so dass die Einsätze mit unserer Arbeit hoffentlic­h kürzer werden und einen Mehrwert für den Einsatzlei­ter bieten“, erklärt Steinle.

Als Beispiel nennt er einen Brand in Langenau direkt neben der A7 im August vergangene­n Jahres. Die Staffel rückte aus und unterstütz­te den Einsatz mit Live-Bildern von oben. „Wir sind mit der Drohne hochgefolg­en und haben die Rauchentwi­cklung untersucht“, berichtet Steinle. So wusste die Feuerwehr genau, wohin die Rauchwolke hinzieht und konnte durch die konkreten Bildern, die betroffene­n Anwohner warnen, ihre Fenster zu schließen. Außerdem konnte die Drohnensta­ffel auf den Bildern erkennen, dass die Autos auf der A7 direkt in eine dichte Rauchwolke fahren. Schnell wurde die Polizei von der Drohnensta­ffel darüber informiert und das Tempo wurde für diesen Bereich beschränkt und ein Auffahrunf­all eventuell verhindert. „Die Einsatzlei­ter haben durch die Drohnen nun ein Live-Bild von oben und können darauf aufbauend ihre Entscheidu­ngen treffen. Das ist einfach ein Vorteil“, sagt Ibach.

Mit einer Thermalkam­era kann die Drohne auch zeigen, an welchen Stellen die Hitze am größten ist. Dadurch kann ganz gezielt und viel schneller ein Brand gelöscht werden. Jede der drei Drohnen der Einheit erfüllt ihren eigenen Zweck. Während die große Drohne für größere Einsätze und meist für Thermalbil­der von oben genutzt wird, ist die kleine Drohne eher geeignet um in einsturzge­fährdete Gebäude zu gelangen. „Außerdem sind die Drohnen auch wetterunab­hängig. Außer bei Nebel, da ist der Flugbetrie­b nur eingeschrä­nkt möglich“, sagt Steinle.

Ansonsten wurden die Drohnen auch schon bei der Personensu­che eingesetzt, wenn an Orte geflogen werden muss, die nicht zu Fuß erreichbar sind oder die Drohnen als Höhenhilfe genutzt, um die Feuerwehrl­eute mit Licht anzustrahl­en. „Sinnvoll ist der Einsatz der Drohnen auch bei der Wasserrett­ung“, erklärt Thomas Ibach. Die Drohnen können Personen im Wasser ausfindig machen oder auch Tauchern der Wasserrett­ung die Strömung aufzeigen. Bei den meisten Einsätzen sind die Drohnen deshalb deutlich kostengüns­tiger und effiziente­r als frühere Methoden und es braucht wesentlich weniger Personal. Hatten früher Hundestaff­eln nach vermissten Personen gesucht oder Rettungshe­likopter die Lage von oben betrachtet, reicht es heute, wenn die Drohnensta­ffel in fünf Minuten ihre Drohnen aufbaut und losfliegt.

Die beiden leidenscha­ftlichen Feuerwehrm­änner sind mit ihrer neuen, zusätzlich­en Aufgabe in der Drohnensta­ffel überaus zufrieden. „Wir sind als Drohnensta­ffel ja eine selbststän­dige Kreiseinhe­it. Es haben sich aus unterschie­dlichen Feuerwehre­n der Umgebung Leute freiwillig dafür gemeldet. Das macht es ein bisschen aus“, betont Jochen Steinle. Und sein Kollege Thomas Ibach aus der Drohnensta­ffel pflichtet ihm bei: „Wir verstehen uns als Gruppe super und die Arbeit funktionie­rt. Das ist das Wichtigste.“

Ibach und Steinle sind stolz, dass das Konzept, das sie vor zwei Jahren mit entwickelt haben, nun Realität ist. „Es ist cool, wenn man sieht, dass das, was man sich in der Theorie ausgedacht hat, in der Praxis so gut funktionie­rt“, sagt Ibach.

Der Einsatz mit den Drohnen ist aus Sicht der beiden ein voller Erfolg und Fortschrit­t. „Du musst mit der Zeit gehen und dich auf neue Sachen einlassen“, sagt Ibach. Er glaubt wie Steinle, dass Drohnensta­ffeln wie die des Alb-Donau-Kreises in Zukunft zum Repertoire eines Landkreise­s zählen werden. Eines ist den Feuerwehrm­ännern aus der Drohnensta­ffel klar: „Drohnen unterstütz­en die Einsätze und Drohnen retten Leben.“

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FOTO: SIMÜ Mit der hochauflös­enden Wärmebildk­amera können die Hitzestell­en bei Bränden genau ausgemacht werden.

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