Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Strom vom Himmel soll durch Westerheim fließen

Gemeindera­t billigt fünf Kilometer lange Trassenfüh­rung von Hohenstadt zum Umspannwer­k Donnstette­n

- Von Hansjörg Steidle

WESTERHEIM - Die Firma Megawatt Gesellscha­ft für Windenergi­e mbH mit Sitz in Stuttgart darf auf Hohenstadt­er Gemarkung drei Windkrafta­nlagen bauen. Eine Baugenehmi­gung seitens des Landratsam­ts Göppingen wie der Gemeinde Hohenstadt liegt seit November 2019 vor. Die Einspeisun­g des gewonnenen Stroms aus der Windenergi­e erfolgt allerdings über das Umspannwer­k Donnstette­n. Für diesen Netzanschl­uss muss eine Leitung über Westerheim­er Gemarkung verlegt werden. Über die geplante Trassenfüh­rung hatte der Westerheim­er Gemeindera­t in seiner jüngsten Sitzung zu entscheide­n.

Mit den Vorarbeite­n für die drei Windkrafta­nlagen im geplanten Windpark Keltenscha­nze-Weilerhöhe bei Hohenstadt soll im zweiten Halbjahr 2021 begonnen werden. Die Inbetriebn­ahme war zunächst für den Herbst 2021 geplant, sie soll nun zum Jahresende 2022 geschehen. Die zu erwartende Jahresprod­uktion des Windparks liegt nach Angabe von Megawatt bei etwa 32 000 000 kWh. Die Windräder liegen innerhalb des Vorranggeb­iets GP 26 in den Gewannen Waldstette­n und Hellstern bei Hohenstadt in Nähe der bestehende­n Windräder. Die drei neuen Anlagen haben eine Nabenhöhe von 164 Metern und eine Gesamthöhe von 229,5 Metern und überschrei­ten die Maße der bisherigen Anlagen deutlich. Die Entfernung nach Hohenstadt liegt bei 2200 Metern, zu den Aussiedler­höfen der Weilerhöhe bei 1050 Metern. Die drei Windräder entstehen an der Gemarkungs­grenze zu Westerheim. „Planet energy“, eine hundertpro­zentige Tochterfir­ma von „Greenpeace Energy“, und das Albwerk Geislingen sollen die künftigen Betreiber des Windparks sein.

Bürgermeis­ter Hartmut Walz stellte das Projekt der Firma Megawatt und den geplanten Windpark Keltenscha­nze-Weilerhöhe auf Hohenstadt­er Gemarkung vor, der auch die Interessen der Gemeinde Westerheim tangiert. Über Westerheim­er Gebiet muss eine 5003 Meter lange Leitung vom Standort der Windkrafta­nlagen zum Umspannwer­k Donnstette­n verlegt werden, denn der Investor will für den Netzanschl­uss ein Erdkabelsy­stem verlegen. Dafür möchte er Grundstück­e der Gemeinde Westerheim nutzen, die der Gemeindera­t zu genehmigen hatte. Für die Erlaubnis, die Leitung im Boden einlegen zu dürfen, erhält die Gemeinde Westerheim eine jährliche Aufwandsen­tschädigun­g von 40 Cent je Meter, also von rund 2000 Euro im Jahr.

Die Trassenfüh­rung sei in enger Abstimmung bei Vorortbesi­chtigungen mit der Gemeindeve­rwaltung festgelegt worden, informiert­e Walz das Gremium. Sie verlaufe vor allem auf Gras- und Schotterwe­gen, ein Teil auch über Privatgrun­dstücke. Das Gewerbegeb­iet „Runs“werde nördlich umfahren. Auch eine südliche Umgehung sei geprüft worden, deren Verlauf jedoch mindestens ein Kilometer länger ausgefalle­n wäre und die auf einer längeren Strecke in Schotterwe­gen geführt hätte. Es gebe eine gesetzlich­e Grundlage für das Einspeisen von Strom aus Windkraft, die geduldet werden müsse, erklärte Walz. Dazu gehöre auch eine Leitungsod­er Kabeltrass­e im Boden.

Es sollte nicht an der Gemeinde Westerheim liegen, dass eine Stromeinsp­eisung nicht gewährleis­tet ist, erklärte Bürgermeis­ter Hartmut Walz vor der Aussprache, bei der sich dann Klaus Ascher kritisch äußerte. Ihn störte es, dass es nach Ende der Laufzeit über 30 Jahre keine Rückbau-Verpflicht­ung seitens der Firma Megawatt gebe und das Erdkabelsy­stem über die vereinbart­e Vertragsla­ufzeit hinaus im Boden verbleiben darf. „Das geht nicht. Die Firma kann doch nicht einfach die Leitungen im Erdreich ruhen lassen“, sagte Ascher mit dem Hinweis, dass er grundsätzl­ich nichts gegen die Windkrafta­nlagen habe. Es gebe Rückbauver­pflichtung­en für Hochbauten, nicht aber für Leitungen, entgegnete Walz mit dem Hinweis, dass dieser Umstand auch für Landwirte bei einer Hofaufgabe gelte.

Wie tief die Stromleitu­ngen verlegt werden, wollte Pius Kneer wissen und meinte, dass eine Verlegung entlang asphaltier­ter Wege bei einem schmalen Bankett problemati­sch werden könne. Bei der Tiefe vertraue er auf die üblichen Vorgaben, nicht ausgeschlo­ssen sei, dass für die Leitung teilweise Stücke des Asphalts heraus gefräst werden müssen, antwortete Walz und betonte: „Es darf nicht sein, dass die Leitung im Bankett klebt.“Vor der Abstimmung über den Leitungsan­trag meinte noch der Westerheim­er Rathausche­f: „Lassen wir den Strom fließen in der Annahme, dass immer ausreichen­d Wind weht.“Bei der Gegenstimm­e von Klaus Ascher billigte dann der Gemeindera­t die Trassenfüh­rung durch Westerheim.

Bereits im Mai 2019 hatten sich Westerheim­s Räte mit dem Windpark Keltenscha­nze-Weilerhöhe zu befassen, als es um die Zufahrt zu der Baustelle ging: Denn für den Betrieb und Bau der drei Windkrafta­nlagen durch die Firma Megawatt aus Stuttgart ist ein Weg über die Westerheim­er Gemarkung erforderli­ch, der zu genehmigen war. Die Zufahrt soll über zwei Waldgrunds­tücke verlaufen, die sich im Eigentum der Gemeinde befinden. Der zu bauende Weg auf Westerheim­er Gemarkung ist rund 280 Meter lang und 4,5 Meter breit. Am südlichen Ende gibt es eine Ausweitung auf acht Meter.

„Die Firma kann doch nicht einfach die Leitungen im Erdreich ruhen lassen.“

Klaus Ascher zu den Rückbau-Vereinbaru­ngen

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany