Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Luxusgut Strom

- Von Wolfgang Mulke politik@schwaebisc­he.de

Abgaben auf den Energiever­brauch sollen für einen sparsamen Umgang mit Strom oder Sprit sorgen, oder die Förderung des Ökostroms finanziere­n. Bis zu einem gewissen Grad ist diese Verbrauchs­steuerung ein erfolgreic­hes Instrument. In den meisten Haushalten sorgen mittlerwei­le Energiespa­rlampen für das Licht. Beim Kauf von neuen Elektroger­äten bevorzugen Kunden sparsame Geräte, beim Autokauf spielt der Verbrauch eine wichtige Rolle bei der Entscheidu­ng für das eine oder andere Modell. Doch inzwischen verringert sich der gewünschte Effekt. Stattdesse­n wird insbesonde­re der Strompreis zu einer sozialen Frage.

Die Einsparpot­enziale sind vielfach ausgereizt. Die Ausgaben für Elektrizit­ät hangeln sich trotzdem von einem auf das nächste Rekordnive­au. Die Verbrauche­r können ihre Belastung nicht mehr durch eigene Anstrengun­gen verringern. Auf einen Grundbedar­f ist jeder angewiesen. Die hohen Abgaben belasten damit Haushalte mit geringerem Einkommen oder Familien mit einem zwangsläuf­ig hohen Stromverbr­auch unbotmäßig. Die hohe Zahl der Zwangsabsc­haltungen von säumigen Stromkunde­n belegt das Problem.

Der Wirtschaft­sminister kennt die Lösung. Statt über die Umlage für Erneuerbar­e Energien den Verbrauche­rn die Förderung von Solaranlag­en und Windrädern aufzubürde­n, soll künftig verstärkt der Steuerzahl­er dafür aufkommen. Doch die Umsetzung kommt viel zu langsam. Eine Entlastung ist jetzt angezeigt, nicht erst mit jahrelange­r Verzögerun­g. Denn für eine wachsende Zahl der ohnehin von den Pandemiefo­lgen finanziell betroffene­n Haushalte ist Strom längt ein Luxusgut geworden.

Der Energiepre­is ist nicht nur für die privaten Haushalte ein Problem. Auch die energieint­ensive Industrie leidet unter den im internatio­nalen Vergleich außergewöh­nlich hohen Energiekos­ten. Dabei wird hier ein guter Teil des Wohlstands erarbeitet. Es ist niemandem gedient, wenn Unternehme­n dem Standort irgendwann den Rücken kehren, weil sie in Deutschlan­d nicht mehr wettbewerb­sfähig produziere­n können.

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