Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Schüler früher gegen Corona impfen?
Das fordert der Ulmer Kinderarzt Dr. Klaus Hämmerle
ULM - Die Lebensjahre 15, 16 und 17 sind ganz besondere. „Was hier passiert, kann man niemals nachholen“, sagt der Ulmer Kinderarzt Dr. Klaus Hämmerle.
Durch die seit einem Jahr anhaltende Corona-Pandemie würde diese prägende Zeit aber sehr zum Nachteil der Heranwachsenden verändert. „Das sind sehr verletzliche Jahre, Jahre, in denen wichtige Weichen gestellt werden.“
Anhand seiner eigenen Kinder könne er beobachten, wie groß der Leidensdruck ist. Homeschooling ohne Ende, keine Freunde treffen, keine Feiern, kein Mannschaftssport, kein erstes Date. „Sie leiden wirklich.“Ein öffentliches Jugendleben findet nicht mehr statt.
Deswegen fordert Hämmerle diese „sehr vulnerable“Gruppe früher zu impfen. Denn, dass es vorübergehend keine Treffs außerhalb des Internets, kaum soziale Kontakte unter Gleichaltrigen mehr gebe, schade den Heranwachsenden mehr, als es der Gesellschaft bewusst sei.
Hämmerle möchte gar nicht auf die Pauke hauen. Er sei ein „großer Fan“des Robert-Koch-Instituts und findet es völlig richtig, erst die Senioren über 80 und andere gefährdete Bevölkerungsgruppen zu impfen.
Doch nun, wo der Astra-ZenecaImpfstoff in der Bevölkerungsgruppe der 16 bis 65-Jährigen zugelassen sei, werde es Zeit, neu zu denken. Vielleicht sei es wichtiger Heranwachsende in Abschlussklassen zu impfen, als etwa Mitarbeiter des Rettungsdienstes.
„Die Jugend wird einesteils ihrer Zukunft beraubt.“Es gehe um bleibende psychosoziale Belastungen, seelische Probleme und verpasste Bildungschancen deren Vermeidung kaum eine Lobby habe.