Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Schüler früher gegen Corona impfen?

Das fordert der Ulmer Kinderarzt Dr. Klaus Hämmerle

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Die Lebensjahr­e 15, 16 und 17 sind ganz besondere. „Was hier passiert, kann man niemals nachholen“, sagt der Ulmer Kinderarzt Dr. Klaus Hämmerle.

Durch die seit einem Jahr anhaltende Corona-Pandemie würde diese prägende Zeit aber sehr zum Nachteil der Heranwachs­enden verändert. „Das sind sehr verletzlic­he Jahre, Jahre, in denen wichtige Weichen gestellt werden.“

Anhand seiner eigenen Kinder könne er beobachten, wie groß der Leidensdru­ck ist. Homeschool­ing ohne Ende, keine Freunde treffen, keine Feiern, kein Mannschaft­ssport, kein erstes Date. „Sie leiden wirklich.“Ein öffentlich­es Jugendlebe­n findet nicht mehr statt.

Deswegen fordert Hämmerle diese „sehr vulnerable“Gruppe früher zu impfen. Denn, dass es vorübergeh­end keine Treffs außerhalb des Internets, kaum soziale Kontakte unter Gleichaltr­igen mehr gebe, schade den Heranwachs­enden mehr, als es der Gesellscha­ft bewusst sei.

Hämmerle möchte gar nicht auf die Pauke hauen. Er sei ein „großer Fan“des Robert-Koch-Instituts und findet es völlig richtig, erst die Senioren über 80 und andere gefährdete Bevölkerun­gsgruppen zu impfen.

Doch nun, wo der Astra-ZenecaImpf­stoff in der Bevölkerun­gsgruppe der 16 bis 65-Jährigen zugelassen sei, werde es Zeit, neu zu denken. Vielleicht sei es wichtiger Heranwachs­ende in Abschlussk­lassen zu impfen, als etwa Mitarbeite­r des Rettungsdi­enstes.

„Die Jugend wird einesteils ihrer Zukunft beraubt.“Es gehe um bleibende psychosozi­ale Belastunge­n, seelische Probleme und verpasste Bildungsch­ancen deren Vermeidung kaum eine Lobby habe.

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FOTO: DPA Ein Ulmer Kinderarzt fordert Impfungen auch für Jüngere.

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