Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Das Dilemma der Republikan­er

- Von Frank Herrmann politik@schwaebisc­he.de

Der Kreis hat sich geschlosse­n. Donald Trump ist dorthin zurückgeke­hrt, wo er angefangen hat. In seiner ersten Rede nach dem Auszug aus dem Weißen Haus hat er – in manchen Passagen wortwörtli­ch – wiederholt, womit er vor Jahren seinen Wahlkampfa­uftakt bestritt. Die Hetze gegen Migranten. Die Behauptung, Amerika werde von Kriminelle­n überrannt, wenn es keine Mauer an der Grenze zu Mexiko baue. Die Polemik gegen eine politische Klasse, die die Interessen des Landes denen einer globalen Elite opfere. Jene Zerrbilder, die Trump im Juni vor sechs Jahren zeichnete, zeichnet er immer noch. Komplettie­rt wird es durch das Wehklagen über die angeblich gestohlene Wahl, für die er Beweise nach wie vor schuldig bleibt.

Dass nach fast sechswöchi­ger Pause ein nachdenkli­cherer Donald Trump auf die Bühne zurückkehr­en könnte? Diese ferne Hoffnung ist auf der Jahrestagu­ng konservati­ver Aktivisten in Orlando gestorben. Erledigt hat sich auch das Szenario, in dem der Altpräside­nt in Florida nur Golf spielt, während er anderen das Rampenlich­t überlässt. Trump kann gar nicht anders, er muss im Mittelpunk­t stehen. Und damit stürzt er die Republikan­er in ein Dilemma.

Nüchtern betrachtet hat die Partei nach Trumps Sieg im November 2016 nur noch Niederlage­n einstecken müssen. Im Kongress verlor sie die Mehrheit, im Weißen Haus regiert ein Demokrat. Die Weitsichti­geren unter ihren Strategen wissen, dass sich die Durststrec­ke wohl nur beenden lässt, wenn man ausbricht aus der nationalis­tischen Sackgasse, in die Trump die Partei führte. Sie wissen aber auch, wie unbeirrt der harte Kern seiner Anhänger dem Milliardär die Treue hält. Dieser harte Kern entscheide­t in aller Regel parteiinte­rne Vorwahlen. Er ist mächtig genug, um Kandidaten auszubrems­en.

Damit verfügt Trump über ein Pfund, mit dem er wuchern kann. Egal, ob er sich 2024 noch einmal fürs Oval Office bewirbt oder sich mit der Rolle des Königsmach­ers begnügt, der Kronprinze­n krönt, wenn sie ihn loben: Donald Trump wird die Republikan­er auf absehbare Zeit prägen.

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