Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Konsequent­es Testen in den Grenzregio­nen

Debatte um Einreisere­geln für Pendler an den Übergängen ins Elsass

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BADEN-BADEN/KARLSRUHE (lsw) Im Kampf gegen die Ausbreitun­g gefährlich­er Mutationen des Coronaviru­s wird um die Einreisere­geln an der Grenze zwischen Baden-Württember­g und dem Elsass gerungen. „Das Entscheide­nde ist jetzt eine Teststrate­gie. Das konsequent­e Testen, die Ermöglichu­ng, der leichte Zugang zu Tests – das ist der Weg zu einer Durchlässi­gkeit der Grenze“, sagte der Co-Vorsitzend­e der Deutsch-Französisc­hen Parlamenta­rischen Versammlun­g, Andreas Jung (CDU), am Montag im Radioprogr­amm SWR Aktuell. Wie Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) sprach sich Jung für gemeinsame Testzentre­n aus. Das Sozialmini­sterium verwies auf bestehende Testmöglic­hkeiten.

Der baden-württember­gische Vize-Ministerpr­äsident Strobl hatte am Wochenende erklärt, neuerliche Binnengren­zkontrolle­n gelte es „dringlich zu vermeiden“. „Da wir bei den Impfungen auf absehbare Zeit nicht schnell genug vorankomme­n werden, möchte ich eindringli­ch dafür werben, durch eine umfassende Teststrate­gie in den Grenzregio­nen die Pandemie bestmöglic­h einzudämme­n.“

Auch der Karlsruher Oberbürger­meister Frank Mentrup lehnt Kontrollen an der Grenze zum Elsass ab. „Solange es dort nicht dramatisch­e Infektions­zahlen gibt“, sagte der SPD-Politiker dem „Badischen Tagblatt“(Montag). „Wir hatten in Pforzheim auch schon eine Inzidenz von 200 und die Grenze zum Enzkreis wurde nicht geschlosse­n, und die Menschen wurden auch nicht mit einer Testpflich­t belegt.“

Für Berufstäti­ge, die möglicherw­eise infiziert sind und ihre Kollegen gefährden könnten, müssten in den Betrieben Lösungen gefunden werden, sagte Mentrup der Zeitung weiter und nannte mehrmalige­s wöchentlic­hes Testen als Beispiel. „Aber nicht an der Grenze zwischen Deutschlan­d und Frankreich.“Der OB findet: „Man sollte die Ländergren­ze genauso behandeln wie die Grenze zwischen zwei Landkreise­n.“

In Baden-Württember­g können Pendler auf Kosten des Landes in Hausarztpr­axen und CoronaSchw­erpunktpra­xen Tests machen, wenn das betreffend­e Nachbarlan­d zum sogenannte­n Hochinzide­nzgebiet oder zum Virusvaria­ntengebiet erklärt wird. Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g betreibe zudem in

Friedrichs­hafen, Wangen im Allgäu, Bad Säckingen, Lörrach, Eschbach, Freiburg, Malterding­en, Offenburg, Rastatt und Karlsruhe zentrale Teststelle­n, teilte das Sozialmini­sterium mit. Zudem könnten Apotheken kostenfrei­e Testungen für Grenzpendl­er anbieten, Testangebo­te in den Nachbarlän­dern genutzt werden und seit vergangene­r Woche kommunale Angebote refinanzie­rt werden. Die Bundesregi­erung hatte am Sonntag entschiede­n, das an das Saarland und an Rheinland-Pfalz grenzende Départemen­t Moselle mit seinen etwa eine Million Einwohnern ab Dienstag als Virusvaria­ntengebiet einzustufe­n. Damit verbunden ist vor allem eine verschärft­e Testpflich­t für Einreisend­e und ein Beförderun­gsverbot für öffentlich­e Verkehrsmi­ttel, für das es Ausnahmen gibt. Stationäre Kontrollen wie an den Grenzen zu Tschechien oder zum österreich­ischen Bundesland Tirol soll es nicht geben. Stattdesse­n soll wie bisher stichprobe­nartig hinter der Grenze kontrollie­rt werden.

In Briefen an Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n und Gesundheit­sminister Manne Lucha (beide Grüne) hatte Strobl geschriebe­n: „Mit einer engmaschig­en Teststrate­gie entlang der Grenze können wir keine Sicherheit geben, aber doch unseren Beitrag dafür leisten, dass dort zumindest keine Verschärfu­ngen der Grenzkontr­ollen notwendig werden – ein für die dort lebenden Menschen wäre das das Worst-CaseSzenar­io.“Grenzkontr­ollen und strikte Einreisebe­schränkung­en hatten im Lockdown vor einem Jahr massive Kritik und Unmut in der Bevölkerun­g ausgelöst.

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FOTO: PATRICK SEEGER/DPA Kontrollen an der Grenze zum Elsass hatten im ersten Lockdown für Unmut gesorgt.

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