Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Der Unbelehrbare
Donald Trump hält sich ein Comeback als Präsidenschaftskandidat offen
WASHINGTON - Zum Standardrepertoire Donald Trumps gehört der Satz, dass er die Spannung erhalten wolle, statt zu früh zu verraten, wie etwas ausgehen wird. Diese Lehre aus dem Reality-TV-Leben des ExUS-Präsidenten blieb er im Oval Office treu und war jederzeit gut für eine Volte. Trump, der Unberechenbare: Am Sonntagabend, zum Abschluss der Jahrestagung konservativer Aktivisten, stand eine Fortsetzung der Staffel auf dem Programm.
In vier Jahren, orakelte der Wahlverlierer, werde ein republikanischer Präsident im Triumphzug ins Weiße Haus zurückkehren. „Und ich frage mich, wer das sein könnte. Wer, wer, wer wird das wohl sein?“Er ließ alles offen, schloss nichts aus, bestätigte nichts – und hielt den Kessel am Kochen. Mit der Andeutung beendete Trump eine Rede, die er mit scharfen Angriffen auf seinen Amtsnachfolger Joe Biden begann. Und der gebetsmühlenartig wiederholten Behauptung, dass er die Wahl nur verloren habe, weil Betrug im Spiel gewesen sei. „Wer weiß, vielleicht entscheide ich, dass ich sie zum dritten Mal schlagen werde“, sagte Trump, meinte seine demokratischen Widersacher, sprach von Wahlsiegen 2016 und 2020 und stellte vage in Aussicht, 2024 noch einmal anzutreten.
Knapp sechs Wochen nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus hat der Ex-Präsident erstmals wieder eine öffentliche Bühne betreten. CPAC, die Conservative Political Action Conference, so viel war vorher klar, würde zum Heimspiel für ihn werden. Zwar spiegelt der Kongress
nicht unbedingt wider, wie die Republikanische Partei in ihrer Gesamtheit tickt. Moderate Politiker kommen dort praktisch nicht mehr zu Wort. Über die Stimmung auf dem rechtskonservativen Flügel allerdings lässt er ziemlich verlässliche Schlüsse zu. Das Fazit: Dort gilt Trump noch immer als Held, als Anführer, als der Rebell, der es dem Establishment gezeigt hat und die Arrivierten noch einmal das Fürchten lehren wird.
Falls es dafür eines Beweises bedurfte hätte, hat ihn eine Meinungsumfrage unter den Konferenzteilnehmern erbracht. Müssten die Konservativen heute einen Präsidentschaftskandidaten küren, würden 55 Prozent Trump den Vorzug geben.
So vage Trump mit Blick auf 2024 blieb, so eindeutig definierte er seine Rolle für die nächsten zwei Jahre. Er werde aktiv daran mitwirken, sagte er, dass die Republikaner bei den Kongresswahlen 2022 mit „robusten, schlauen“Bewerbern ins Rennen gehen.
Mit anderen Worten, er beansprucht die Rolle des Königsmachers. Nur wer seinen Segen hat, soll sich bei den zuvor anstehenden Primaries durchsetzen können. Abgeordnete und Senatoren, die es wagten, für seine Amtsenthebung zu stimmen, sollen dagegen für ihre Illoyalität büßen, indem die Parteibasis sie durchfallen lässt – „Setzt ihnen allen den Stuhl vor die Tür!“
Gerüchte, nach denen Trump eine eigene Partei gründen will, erklärte er zu Falschmeldungen, in seinen Worten bewusst gestreut von den „Fake-News“-Medien. Eine Abspaltung komme nicht infrage, stellte er klar, schließlich gebe er unangefochten den Ton an bei den Republikanern.