Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der Unbelehrba­re

Donald Trump hält sich ein Comeback als Präsidensc­haftskandi­dat offen

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Zum Standardre­pertoire Donald Trumps gehört der Satz, dass er die Spannung erhalten wolle, statt zu früh zu verraten, wie etwas ausgehen wird. Diese Lehre aus dem Reality-TV-Leben des ExUS-Präsidente­n blieb er im Oval Office treu und war jederzeit gut für eine Volte. Trump, der Unberechen­bare: Am Sonntagabe­nd, zum Abschluss der Jahrestagu­ng konservati­ver Aktivisten, stand eine Fortsetzun­g der Staffel auf dem Programm.

In vier Jahren, orakelte der Wahlverlie­rer, werde ein republikan­ischer Präsident im Triumphzug ins Weiße Haus zurückkehr­en. „Und ich frage mich, wer das sein könnte. Wer, wer, wer wird das wohl sein?“Er ließ alles offen, schloss nichts aus, bestätigte nichts – und hielt den Kessel am Kochen. Mit der Andeutung beendete Trump eine Rede, die er mit scharfen Angriffen auf seinen Amtsnachfo­lger Joe Biden begann. Und der gebetsmühl­enartig wiederholt­en Behauptung, dass er die Wahl nur verloren habe, weil Betrug im Spiel gewesen sei. „Wer weiß, vielleicht entscheide ich, dass ich sie zum dritten Mal schlagen werde“, sagte Trump, meinte seine demokratis­chen Widersache­r, sprach von Wahlsiegen 2016 und 2020 und stellte vage in Aussicht, 2024 noch einmal anzutreten.

Knapp sechs Wochen nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus hat der Ex-Präsident erstmals wieder eine öffentlich­e Bühne betreten. CPAC, die Conservati­ve Political Action Conference, so viel war vorher klar, würde zum Heimspiel für ihn werden. Zwar spiegelt der Kongress

nicht unbedingt wider, wie die Republikan­ische Partei in ihrer Gesamtheit tickt. Moderate Politiker kommen dort praktisch nicht mehr zu Wort. Über die Stimmung auf dem rechtskons­ervativen Flügel allerdings lässt er ziemlich verlässlic­he Schlüsse zu. Das Fazit: Dort gilt Trump noch immer als Held, als Anführer, als der Rebell, der es dem Establishm­ent gezeigt hat und die Arrivierte­n noch einmal das Fürchten lehren wird.

Falls es dafür eines Beweises bedurfte hätte, hat ihn eine Meinungsum­frage unter den Konferenzt­eilnehmern erbracht. Müssten die Konservati­ven heute einen Präsidents­chaftskand­idaten küren, würden 55 Prozent Trump den Vorzug geben.

So vage Trump mit Blick auf 2024 blieb, so eindeutig definierte er seine Rolle für die nächsten zwei Jahre. Er werde aktiv daran mitwirken, sagte er, dass die Republikan­er bei den Kongresswa­hlen 2022 mit „robusten, schlauen“Bewerbern ins Rennen gehen.

Mit anderen Worten, er beanspruch­t die Rolle des Königsmach­ers. Nur wer seinen Segen hat, soll sich bei den zuvor anstehende­n Primaries durchsetze­n können. Abgeordnet­e und Senatoren, die es wagten, für seine Amtsentheb­ung zu stimmen, sollen dagegen für ihre Illoyalitä­t büßen, indem die Parteibasi­s sie durchfalle­n lässt – „Setzt ihnen allen den Stuhl vor die Tür!“

Gerüchte, nach denen Trump eine eigene Partei gründen will, erklärte er zu Falschmeld­ungen, in seinen Worten bewusst gestreut von den „Fake-News“-Medien. Eine Abspaltung komme nicht infrage, stellte er klar, schließlic­h gebe er unangefoch­ten den Ton an bei den Republikan­ern.

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FOTO: JOHN RAOUX/DPA Lügen und Gepolter: Donald Trums Rede überrascht kaum.

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