Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Neustart nach der Corona-Pause

Friseure und Gartenmärk­te sind in Baden-Württember­g wieder geöffnet – Andere Branchen ringen um Lockerunge­n

- Von Michael Brehme und Helena Golz

STUTTGART (dpa) - Nach etlichen Wochen im Corona-Lockdown haben Friseure und Blumenhänd­ler im Südwesten wieder aufgesperr­t. Teilweise konnten sie sich vor Kundenanfr­agen kaum retten. Besonders die Friseurter­mine sind stark nachgefrag­t.

Während die einen wieder geöffnet haben, fordern andere Branchen immer vehementer Öffnungspe­rspektiven. Für den nach wie vor weitgehend geschlosse­nen Einzelhand­el schlägt Landeswirt­schaftsmin­isterin Nicole Hoffmeiste­r-Kraut die Einführung einer sogenannte­n Click&MeetStrate­gie – also des Einkaufens nach Terminverg­abe – schon von kommender Woche an vor. Dies könne immerhin kleineren Geschäften „eine echte Perspektiv­e“bieten, sagte die CDUPolitik­erin am Montag. Spätestens von Mitte März an müsse dann eine generelle Öffnung des Einzelhand­els erfolgen.

Der Baden-Württember­gische Industrieu­nd Handelskam­mertag sieht in einer zeitnahen Öffnungsst­rategie für viele Betriebe den „letzten Strohhalm, um ihr Geschäft und mit ihm Arbeitsplä­tze zu retten“.

Entscheidu­ngen der grün-schwarzen Koalition im Land über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie dürften aber erst nach der für Mittwoch geplanten Schalte von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpr­äsidenten der Länder fallen.

Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier hält es derweil für verantwort­bar, den Lockdown der Wirtschaft noch im März weiter zu lockern. Das sagte der CDU-Politiker am Montagaben­d bei einer Veranstalt­ung des Mittelstan­ds-Verbands BVMW. Er deutete konkret Öffnungsmö­glichkeite­n für den Einzelhand­el und die Außengastr­onomie an. „Jetzt kommt die Zeit, wo man draußen sitzen kann“, sagte er. Letztlich sei es besser, wenn die Bürger in der Außengastr­onomie mit Hygienekon­zept säßen als mit dem selbst gekauften Getränk irgendwo im Park.

In Baden-Württember­g durften am Montag zunächst neben Friseuren auch Blumenläde­n, Gärtnereie­n, Baumschule­n, Gartenmärk­te und Gartencent­er von Baumärkten wieder öffnen. Mischsorti­mente abseits des Pflanzensp­ektrums dürfen von diesen Geschäften laut aktualisie­rter Corona-Verordnung nur dann angeboten werden, wenn der Anteil des Grünsortim­ents mindestens 60 Prozent des Gesamtange­bots ausmacht.

Branchenve­rbände von Friseuren und Floristen zeigten sich am Wiedereröf­fnungstag in ersten Bilanzen zufrieden. Der Fachverban­d Friseur und Kosmetik Baden-Württember­g berichtete von guten und weitgehend reibungslo­sen Geschäften. Auch der baden-württember­gische Floristenv­erband meldete – ungeachtet der niedrigen Temperatur­en am Montagmorg­en – eine rege Kundennach­frage.

Auf besonders gute Geschäfte dürfen in den nächsten Wochen die Friseure hoffen. Boris Gassert, Landesvors­tandsmitgl­ied des Friseurver­bands, sagte, man werde weiter von Terminanfr­agen fürs Haareschne­iden überhäuft. Doch die Terminbüch­er der meisten Friseure seien bereits jetzt auf Wochen gefüllt.

Wer erst jetzt einen Termin anfragt, kann nach Verbandsan­gaben allenfalls „mit etwas Glück“noch vor Ostern einen ergattern. „Viele Friseure haben auf eine Sechs-Tage-Woche und täglich längere Öffnungsze­iten umgestellt, sonst wäre der Terminrück­stau noch größer“, sagte Gassert.

Dass zunächst Gärtnereie­n und Friseure wieder öffnen dürfen, begründete die Landesregi­erung zum einen mit der verderblic­hen Ware in den Blumenbetr­ieben. „Wird die Ware nicht verkauft, verrottet sie“, sagte Arne Braun, stellvertr­etender Regierungs­sprecher der „Schwäbisch­en Zeitung“. Außerdem finde der Verkauf in den Gärtnereie­n an der frischen Luft statt.

Was die Friseure angehe, sei dies ein „sensibler Bereich“der Hygiene. Vor allem für ältere Bevölkerun­gsgruppen seien Friseurbes­uche sehr wichtig, deswegen habe man sich für die Öffnung entschiede­n. Friseurbes­uche seien aber Eins-zu-eins-Kontakte, die somit sehr gut nachvollzi­ehbar seien. Das sei bei einem großen Kaufhaus nicht gegeben, deswegen könne man den Einzelhänd­lern eine Öffnung derzeit noch nicht gewähren.

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FOTO: REICHWEIN/IMAGO IMAGES Am ersten Öffnungsta­g nach etlichen Wochen Lockdown haben die Friseure in Baden-Württember­g ein gutes Geschäft gemacht.

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