Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Sinnsuche statt Starrummel bei den Golden Globes

„Nomadland“und „Borat Subsequent Moviefilm“sind Gewinner mit Tiefgang – Deutsche Beiträge gehen leer aus

- Von Barbara Munker und Christian Fahrenbach

BEVERLY HILLS/NEW YORK (dpa) Wegen der Pandemie ist die ausgelasse­ne Party-Nacht geplatzt: Im Ballsaal des Beverly Hilton Hotels saß diesmal ein deutlich kleineres Publikum mit Schutzmask­en. Und auch dieses Publikum unterschie­d sich von dem der Vorjahre: Der Verband der Auslandspr­esse hatte zur 78. Preisgala Krankensch­western und Helfer in der Corona-Krise als Ehrengäste eingeladen.

Die Komikerinn­en Tina Fey und Amy Poehler moderierte­n die Zeremonie von getrennten Bühnen in Kalifornie­n und New York aus. Der Top-Globe für das beste Drama ging an einen Independen­t-Film, der die verletzte Seele Amerikas zeigt. Das Road-Movie „Nomadland“von Regisseuri­n Chloé Zhao erzählt die Geschichte einer Witwe, von Frances McDormand unglaublic­h lebensnah gespielt, die mit wenigen Habseligke­iten in ihrem Van als Nomadin durch die USA zieht. Die 38-Jährige holte für den Film auch die RegieTroph­äe.

Auch in der Komödien-Sparte belohnten die Globe-Juroren einen Film, der die politische Realität Amerikas ins Visier nimmt. Für die bissige Gesellscha­ftssatire „Borat Subsequent Moviefilm“zog der britische Komiker Sacha Baron Cohen durch die USA, mischte sich etwa unter Anhänger von Donald Trump und geriet in brenzlige Situatione­n.

Cohen saß entspannt neben seiner Frau Isla Fisher, die ihn spontan küsste, als er per Video-Schalte seine Dankworte sprach. Überhaupt bot die Globe-Nacht intime und witzige Einblicke in die vier Wände der Stars, samt Kindern und Haustieren. So hatte Schauspiel­erin Kate Hudson ihre Großfamili­e an der Seite, darunter Mutter Goldie Hawn.

Die zwölfjähri­ge Deutsche Helena Zengel hatte sich mit schwarzer Jacke und Hut herausgepu­tzt. Doch der Nachwuchss­tar aus dem Western „Neues aus der Welt“ging bei der Verleihung leer aus. HollywoodV­eteranin

Jodie Foster (58) holte den Globe als beste Nebendarst­ellerin in dem Polit-Thriller „The Mauritania­n“. Ohne Auszeichnu­ng blieb auch das von Maria Schrader als Regisseuri­n inszeniert­e deutsche Drama „Unorthodox“. Als beste Miniserie wurde stattdesse­n „Das Damengambi­t“ausgewählt. Sie läuft beim Streaminga­nbieter Netflix, einem der großen Gewinner der Verleihung.

In den Serien- und Fernsehfil­mKategorie­n war die britische Königshaus-Serie „The Crown“(Netflix) mit vier Preisen der Abräumer des Abends. Auszeichnu­ngen gab es als beste Dramaserie, für Josh O’Connor als Prinz Charles, für Emma Corrin als Prinzessin Diana und für Gillian Anderson als Margaret Thatcher. Beste Comedy-Serie wurde „Schitt’s Creek“, die bereits bei den Emmys viele Auszeichnu­ngen einfuhr.

Im Vorfeld hatte es in diesem Jahr viel Kritik an den Globes und der Hollywood Foreign Press Associatio­n HFPA gegeben. Die „Los Angeles Times“hatte die schon seit Jahren schwelende Kritik neu aufleben lassen. So wurden angebliche LuxusEinla­dungen zu Drehbesuch­en thematisie­rt. Ohne ein einziges schwarzes Mitglied in der Jury sei das Gremium außerdem erschrecke­nd homogen, hieß es weiter. Die frühere HFPA-Präsidenti­n Meher Tatna aus Indien versprach eine diversere Zusammense­tzung der Jury.

Ein gutes Vorzeichen gab es schon in dieser Globe-Nacht, denn drei Afroamerik­aner gewannen wichtige Schauspiel­preise. Chadwick Boseman wurde ein halbes Jahr nach seinem Krebstod für „Ma Rainey’s Black Bottom“als bester Schauspiel­er in einem Drama ausgezeich­net. Andra Day ist die beste Drama-Darsteller­in in „The United States vs. Billie Holiday“und der Brite Daniel Kaluuya („Judas and the Black Messiah“) der beste Nebendarst­eller.

Nach der Globe-Verleihung müssen nun die Mitglieder der Oscar-Akademie ihre Wahl treffen. Die Nominierun­gen werden am 15. März bekannt gegeben. Die Academy Awards sollen am 25. April über die Bühne gehen.

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FOTO: PETER KRAMER/DPA Mehr Glamour war bei der diesjährig­en Preisverle­ihung der Golden Globes nicht möglich: Anya Taylor-Joy (links) freut sich über die Auszeichnu­ng als beste Seriendars­tellerin in „Das Damengambi­t“, die Rosie Perez verkündet.

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