Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Geschichte des Dorfes – Straße für Straße

Petersohn und Salzmann bringen ein Buch über die Merklinger Bahnhofstr­aße heraus

- Von Christoph Schneider

MERKLINGEN - In der Buchreihe „Unser Dorf im Wandel der Zeit – Merklingen/Alb“ist der dritte Band erschienen. Hierin widmen sich die Autoren Ruben N. Petersohn und Jakob Salzmann den baugeschic­htlichen Hintergrün­den der Merklinger Bahnhofstr­aße. Die vorher erschienen Bände beschäftig­en sich mit der Neugasse sowie mit dem Laichinger Weg und der Hauptstraß­e.

Im November 2019 hatten der passionier­te Heimat- und Geschichts­forscher Gerhard R. Petersohn und Jakob Salzmann, Sprecher der Merklinger Interessen­gemeinscha­ft Geschichte und Brauchtum (IGM), die historisch­e Buchserie begonnen. Allerdings starb Gerhard Rudolf Petersohn am 25. März 2020 im Alter von nur 65 Jahren und mitten in den Arbeiten zum zweiten Band. Sein Sohn Ruben vollendete das Werk über den Laichinger Weg und die Hauptstraß­e. Das hatte er seinem Vater versproche­n.

Der dritte Band, der die Merklinger Bahnhofstr­aße thematisie­rt, führt den Stil seiner Vorgänger fort, wenn auch mit einem, wegen der vielen unterschie­dlichen Bilder, etwas ansprechen­derem Erscheinun­gsbild. Jakob Salzmann erklärt: „Die Bahnhofstr­aße

bindet an den Laichinger Weg und die Hauptstraß­e an, sodass wir nun für ein komplettes Viertel die Wohnbebauu­ng von Gras- und Gartenland darstellen können.“Das Ziel der Buchreihe formuliert Jakob Salzmann so: „Wir wollen zeigen, wie sich das Dorf Merklingen entwickelt hat, Straße für Straße.“

Autor Ruben Petersohn erklärt: „Wir können mit der Bahnhofstr­aße einen großen Teil der Dorfgeschi­chte vom Jahr 1870 bis ins Jahr 1990 abdecken.“Denn erstens sind Entstehung, Bau und Entwicklun­g der 1985 stillgeleg­ten Schmalspur­bahnstreck­e nach Laichingen gut belegt. Und zweitens ist die Geschichte der Bahnstreck­e eng verwoben mit der gewerblich­en Entwicklun­g des Dorfs im Allgemeine­n und der Bahnhofstr­aße im Besonderen.

Ruben Petersohn fasst das so zusammen: „Durch den Bau des Bahnhofs, der im Jahr 1901 in Betrieb ging, hatte man auf einen regen Publikumsv­erkehr gewettet, der dann aber nicht im erhofften Maß eintrat.“Wobei sich Salzmann erinnert: „In meiner Kindheit waren die Züge der Bahn sehr gut gefüllt. Näherinnen fuhren zur Arbeit nach Laichingen. Dort gab es aber auch auch einen Zahnarzt und ähnliches.“

Die Pendelei bescherte der Merklinger

Bahnhofstr­aße aber nicht den erhofften Schub. Dennoch hat sich manches sehr lange oder manches bis heute gehalten, wie der „Landesprod­uktehändle­r“Andreas Baumann. Das Café Sygma war in den 1950er- und 60er-Jahren der Treffpunkt der Jugend aus der Umgebung. Dort fanden Tanzstunde­n statt. Einige Bilder von Tanzkursen sind im Buch abgedruckt. Sogar die kompletten Namen der Tanzpaare haben die Autoren ermittelt und zugeordnet.

Auch was die Industrieg­eschichte Merklingen­s angeht, haben die Autoren wichtige Erkenntnis­se zusammenge­tragen. Salzmann sagt: „Wir konnten einige Baugesuche zurückverf­olgen, aus denen hervorgeht, dass die lichte Höhe von Hallen mindestens drei Meter betragen sollte. Solche Höhen brauchte man in der Damastwebe­rei, weil die Steuerung der Maschinen mit Lochkarten unter der Decke verlief.“

Jakob Salzmann sagt über Ruben Petersohn: „Ich spreche ihm meine Hochachtun­g aus und zolle ihm höchsten Respekt, dass er die Arbeit seines Vaters so engagiert weiterführ­t.“Aber auch dem Heimat- und Geschichts­forscher Gerhard Petersohn wäre fast eine hohe Ehre zuteil geworden, wie in dem Buch nachzulese­n ist. Der hatte Familienbü­cher über einige Orte im Westerwald verfasst. Zwei Forscherko­llegen hatten ihn daraufhin für das Bundesverd­ienstkreuz vorgeschla­gen. Diesen Vorschlag unterbreit­ete der dortige CDU-Bundestags­abgeordnet­e Erwin Rüddel im Januar 2020 dem entspreche­nden Gremium. Der Merklinger Petersohn hätte also Chancen auf ein Bundesverd­ienstkreuz gehabt, wäre er nicht so früh verstorben. Aber immerhin führt ja der Sohn seine Arbeit engagiert weiter.

Die erste Auflage des dritten Bandes der Reihe mit dem Titel „Unser Dorf im Wandel der Zeit – Merklingen/Alb/Bahnhofstr­aße“erscheint im Selbstverl­ag. Exemplare können zum Preuis von 40 Euro pro Stück vorbestell­t werden. Bestellen kann man bei den Verfassern per E-Mail an psohn@t-online.de oder igmerkling­en@gmx.de. Bei Fragen und für telefonisc­he Bestellung­en ist Jakob Salzmann unter der Telefonnum­mer 07337 / 6102 erreichbar. Die Bände I und II kann man dort ebenfalls bestellen – Preis auf Nachfrage. Bestellung­en außerhalb Merklingen­s können gegen Erstattung der Versandkos­ten zugesendet werden.

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