Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Geschichte des Dorfes – Straße für Straße
Petersohn und Salzmann bringen ein Buch über die Merklinger Bahnhofstraße heraus
MERKLINGEN - In der Buchreihe „Unser Dorf im Wandel der Zeit – Merklingen/Alb“ist der dritte Band erschienen. Hierin widmen sich die Autoren Ruben N. Petersohn und Jakob Salzmann den baugeschichtlichen Hintergründen der Merklinger Bahnhofstraße. Die vorher erschienen Bände beschäftigen sich mit der Neugasse sowie mit dem Laichinger Weg und der Hauptstraße.
Im November 2019 hatten der passionierte Heimat- und Geschichtsforscher Gerhard R. Petersohn und Jakob Salzmann, Sprecher der Merklinger Interessengemeinschaft Geschichte und Brauchtum (IGM), die historische Buchserie begonnen. Allerdings starb Gerhard Rudolf Petersohn am 25. März 2020 im Alter von nur 65 Jahren und mitten in den Arbeiten zum zweiten Band. Sein Sohn Ruben vollendete das Werk über den Laichinger Weg und die Hauptstraße. Das hatte er seinem Vater versprochen.
Der dritte Band, der die Merklinger Bahnhofstraße thematisiert, führt den Stil seiner Vorgänger fort, wenn auch mit einem, wegen der vielen unterschiedlichen Bilder, etwas ansprechenderem Erscheinungsbild. Jakob Salzmann erklärt: „Die Bahnhofstraße
bindet an den Laichinger Weg und die Hauptstraße an, sodass wir nun für ein komplettes Viertel die Wohnbebauung von Gras- und Gartenland darstellen können.“Das Ziel der Buchreihe formuliert Jakob Salzmann so: „Wir wollen zeigen, wie sich das Dorf Merklingen entwickelt hat, Straße für Straße.“
Autor Ruben Petersohn erklärt: „Wir können mit der Bahnhofstraße einen großen Teil der Dorfgeschichte vom Jahr 1870 bis ins Jahr 1990 abdecken.“Denn erstens sind Entstehung, Bau und Entwicklung der 1985 stillgelegten Schmalspurbahnstrecke nach Laichingen gut belegt. Und zweitens ist die Geschichte der Bahnstrecke eng verwoben mit der gewerblichen Entwicklung des Dorfs im Allgemeinen und der Bahnhofstraße im Besonderen.
Ruben Petersohn fasst das so zusammen: „Durch den Bau des Bahnhofs, der im Jahr 1901 in Betrieb ging, hatte man auf einen regen Publikumsverkehr gewettet, der dann aber nicht im erhofften Maß eintrat.“Wobei sich Salzmann erinnert: „In meiner Kindheit waren die Züge der Bahn sehr gut gefüllt. Näherinnen fuhren zur Arbeit nach Laichingen. Dort gab es aber auch auch einen Zahnarzt und ähnliches.“
Die Pendelei bescherte der Merklinger
Bahnhofstraße aber nicht den erhofften Schub. Dennoch hat sich manches sehr lange oder manches bis heute gehalten, wie der „Landesproduktehändler“Andreas Baumann. Das Café Sygma war in den 1950er- und 60er-Jahren der Treffpunkt der Jugend aus der Umgebung. Dort fanden Tanzstunden statt. Einige Bilder von Tanzkursen sind im Buch abgedruckt. Sogar die kompletten Namen der Tanzpaare haben die Autoren ermittelt und zugeordnet.
Auch was die Industriegeschichte Merklingens angeht, haben die Autoren wichtige Erkenntnisse zusammengetragen. Salzmann sagt: „Wir konnten einige Baugesuche zurückverfolgen, aus denen hervorgeht, dass die lichte Höhe von Hallen mindestens drei Meter betragen sollte. Solche Höhen brauchte man in der Damastweberei, weil die Steuerung der Maschinen mit Lochkarten unter der Decke verlief.“
Jakob Salzmann sagt über Ruben Petersohn: „Ich spreche ihm meine Hochachtung aus und zolle ihm höchsten Respekt, dass er die Arbeit seines Vaters so engagiert weiterführt.“Aber auch dem Heimat- und Geschichtsforscher Gerhard Petersohn wäre fast eine hohe Ehre zuteil geworden, wie in dem Buch nachzulesen ist. Der hatte Familienbücher über einige Orte im Westerwald verfasst. Zwei Forscherkollegen hatten ihn daraufhin für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. Diesen Vorschlag unterbreitete der dortige CDU-Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel im Januar 2020 dem entsprechenden Gremium. Der Merklinger Petersohn hätte also Chancen auf ein Bundesverdienstkreuz gehabt, wäre er nicht so früh verstorben. Aber immerhin führt ja der Sohn seine Arbeit engagiert weiter.
Die erste Auflage des dritten Bandes der Reihe mit dem Titel „Unser Dorf im Wandel der Zeit – Merklingen/Alb/Bahnhofstraße“erscheint im Selbstverlag. Exemplare können zum Preuis von 40 Euro pro Stück vorbestellt werden. Bestellen kann man bei den Verfassern per E-Mail an psohn@t-online.de oder igmerklingen@gmx.de. Bei Fragen und für telefonische Bestellungen ist Jakob Salzmann unter der Telefonnummer 07337 / 6102 erreichbar. Die Bände I und II kann man dort ebenfalls bestellen – Preis auf Nachfrage. Bestellungen außerhalb Merklingens können gegen Erstattung der Versandkosten zugesendet werden.