Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Hat die Seilbahn eine Chance?

Pendler könnten in Ulm und Neu-Ulm künftig einfach über den Stau hinwegschw­eben

- Von Sebastian Mayr

ULM - Bis November sollte die Machbarkei­tsstudie für eine Seilbahn im Münchner Norden vorliegen. Die Linie könnte vom U-Bahnhof Oberwiesen­feld am Rand des Olympiapar­ks bis zum U-Bahnhof Studentens­tadt nahe dem Nordteil des Englischen Gartens verlaufen. Wegen der Corona-Pandemie hat sich der Zeitplan verzögert. Und doch sind sie an der Isar schon viel weiter als an der Donau. In Ulm und Neu-Ulm fehlen noch ein paar Schritte mehr. Aber inzwischen wollen auch Zweifler dem Ansatz eine Chance geben.

Zweifler wie Ulms Baubürgerm­eister Tim von Winning. Zunächst, räumt er ein, habe er die Idee für nicht besonders erfolgvers­prechend gehalten, um der Bürgerscha­ft ein zusätzlich­es Angebot im Nahverkehr zu machen. Nun sehe er das nicht mehr so kritisch, unter anderem sei der Betrieb einer Seilbahn im Vergleich zu anderen Verkehrsmi­tteln eher günstig. Alle Optionen würden geprüft. Aber: „Die Wahrschein­lichkeit ist sehr gering.“

Alle Optionen heißt in diesem Fall: drei mögliche Routen. Eine betrifft nur Ulm, eine weitere Ulm und Neu-Ulm und die dritte verbindet beide Städte. „Wir werden mit großer Sicherheit eine vollständi­ge Machbarkei­tsstudie mit Haltestell­en-Orten erarbeiten“, kündigt Tim von Winning an. Denn wenn man sich für eine Seilbahn entscheide, brauche man all diese Informatio­nen.

Und wenn man sich dagegen entscheide, müsse man sich sicher sein, dass andere Lösungen wirklich besser, billiger oder besser und billiger zugleich seien.

Die Ulmer Seilbahn-Option führt vom Hauptbahnh­of oder vom Ehinger Tor zur Wilhelmsbu­rg. Sie ist Teil von Gedankensp­ielen rund um die Landesgart­enschau 2030, bei der bislang schlecht verbundene Teile der Stadt besser verknüpft sowie modern und ansprechen­d gestaltet werden sollen.

Eine weitere Seilbahn-Option beginnt am Hauptbahnh­of oder am Ehinger Tor und führt bis zum zentralen Umsteigepu­nkt (ZUP) für

Busse neben dem Neu-Ulmer Bahnhof. Und die dritte Option verbindet den ZUP mit Ludwigsfel­d. Diese Route hatte Neu-Ulms Altbürgerm­eister Gerold Noerenberg ins Spiel gebracht. Sie konkurrier­t mit einer Straßenbah­n- oder Buslinie mit dem gleichen oder einem vergleichb­aren Verlauf. Geklärt werden soll, ob eine Seilbahn auf einer Teilstreck­e oder sogar auf allen umsetzbar ist und was dabei zu beachten ist. Ein Beispiel: Eine Strecke dürfte nicht einfach so über einem Privatgrun­dstück verlaufen.

Das Gutachten zu möglichen Seilbahnst­recken ist bereits in Bearbeitun­g, ein weiteres haben die Verantwort­lichen

im Neu-Ulmer Rathaus im Blick: Eine Grundsatzu­ntersuchun­g soll nach Angaben von Stadtbaudi­rektor Markus Krämer und Verkehrspl­aner Andreas Borgmann drei Varianten einer Nahverkehr­strasse auf der sogenannte­n Südachse vergleiche­n, also eine Verbindung vom Neu-Ulmer Zentrum bis nach Ludwigsfel­d. Infrage kommen eine Trasse über den Nordteil der Memminger Straße und Wiley-Süd bis Ludwigsfel­d, eine Trasse durch das Vorfeld und über den Südteil der Memminger Straße bis Ludwigsfel­d und eine Kombinatio­n der beiden erstgenann­ten Varianten.

Die Planer wollen im Anschluss daran eine Empfehlung für die weitere Nahverkehr­splanung auf der Südachse ableiten. Doch dieses Gutachten hat noch nicht begonnen. Denn eine Verkehrszä­hlung ist erforderli­ch und in der Stadtverwa­ltung geht man angesichts der Pandemie davon aus, dass aktuell keine repräsenta­tiven Daten erhoben werden können.

Ergebnisse aus dem Gutachten zur Seilbahn sollen nach Angaben von Ulms Baubürgerm­eister Tim von Winning hingegen noch im ersten Halbjahr 2020 vorliegen. Dann stünden entspreche­nde Diskussion­en im Ulmer Gemeindera­t und im Neu-Ulmer Stadtrat an. In Neu-Ulm steht sogar schon ein konkreter Termin fest, an dem erste Ergebnisse vorgestell­t werden sollen: die Sitzung des Planungs- und Umweltauss­chusses am 9. März.

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FOTO: BECKMANN In Koblenz gibt es bereits eine Seilbahn, sie wurde zur Bundesgart­enschau 2011 gebaut. Wäre das auch für Ulm ein denkbares Verkehrsmo­dell?

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