Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Hat die Seilbahn eine Chance?
Pendler könnten in Ulm und Neu-Ulm künftig einfach über den Stau hinwegschweben
ULM - Bis November sollte die Machbarkeitsstudie für eine Seilbahn im Münchner Norden vorliegen. Die Linie könnte vom U-Bahnhof Oberwiesenfeld am Rand des Olympiaparks bis zum U-Bahnhof Studentenstadt nahe dem Nordteil des Englischen Gartens verlaufen. Wegen der Corona-Pandemie hat sich der Zeitplan verzögert. Und doch sind sie an der Isar schon viel weiter als an der Donau. In Ulm und Neu-Ulm fehlen noch ein paar Schritte mehr. Aber inzwischen wollen auch Zweifler dem Ansatz eine Chance geben.
Zweifler wie Ulms Baubürgermeister Tim von Winning. Zunächst, räumt er ein, habe er die Idee für nicht besonders erfolgversprechend gehalten, um der Bürgerschaft ein zusätzliches Angebot im Nahverkehr zu machen. Nun sehe er das nicht mehr so kritisch, unter anderem sei der Betrieb einer Seilbahn im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln eher günstig. Alle Optionen würden geprüft. Aber: „Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering.“
Alle Optionen heißt in diesem Fall: drei mögliche Routen. Eine betrifft nur Ulm, eine weitere Ulm und Neu-Ulm und die dritte verbindet beide Städte. „Wir werden mit großer Sicherheit eine vollständige Machbarkeitsstudie mit Haltestellen-Orten erarbeiten“, kündigt Tim von Winning an. Denn wenn man sich für eine Seilbahn entscheide, brauche man all diese Informationen.
Und wenn man sich dagegen entscheide, müsse man sich sicher sein, dass andere Lösungen wirklich besser, billiger oder besser und billiger zugleich seien.
Die Ulmer Seilbahn-Option führt vom Hauptbahnhof oder vom Ehinger Tor zur Wilhelmsburg. Sie ist Teil von Gedankenspielen rund um die Landesgartenschau 2030, bei der bislang schlecht verbundene Teile der Stadt besser verknüpft sowie modern und ansprechend gestaltet werden sollen.
Eine weitere Seilbahn-Option beginnt am Hauptbahnhof oder am Ehinger Tor und führt bis zum zentralen Umsteigepunkt (ZUP) für
Busse neben dem Neu-Ulmer Bahnhof. Und die dritte Option verbindet den ZUP mit Ludwigsfeld. Diese Route hatte Neu-Ulms Altbürgermeister Gerold Noerenberg ins Spiel gebracht. Sie konkurriert mit einer Straßenbahn- oder Buslinie mit dem gleichen oder einem vergleichbaren Verlauf. Geklärt werden soll, ob eine Seilbahn auf einer Teilstrecke oder sogar auf allen umsetzbar ist und was dabei zu beachten ist. Ein Beispiel: Eine Strecke dürfte nicht einfach so über einem Privatgrundstück verlaufen.
Das Gutachten zu möglichen Seilbahnstrecken ist bereits in Bearbeitung, ein weiteres haben die Verantwortlichen
im Neu-Ulmer Rathaus im Blick: Eine Grundsatzuntersuchung soll nach Angaben von Stadtbaudirektor Markus Krämer und Verkehrsplaner Andreas Borgmann drei Varianten einer Nahverkehrstrasse auf der sogenannten Südachse vergleichen, also eine Verbindung vom Neu-Ulmer Zentrum bis nach Ludwigsfeld. Infrage kommen eine Trasse über den Nordteil der Memminger Straße und Wiley-Süd bis Ludwigsfeld, eine Trasse durch das Vorfeld und über den Südteil der Memminger Straße bis Ludwigsfeld und eine Kombination der beiden erstgenannten Varianten.
Die Planer wollen im Anschluss daran eine Empfehlung für die weitere Nahverkehrsplanung auf der Südachse ableiten. Doch dieses Gutachten hat noch nicht begonnen. Denn eine Verkehrszählung ist erforderlich und in der Stadtverwaltung geht man angesichts der Pandemie davon aus, dass aktuell keine repräsentativen Daten erhoben werden können.
Ergebnisse aus dem Gutachten zur Seilbahn sollen nach Angaben von Ulms Baubürgermeister Tim von Winning hingegen noch im ersten Halbjahr 2020 vorliegen. Dann stünden entsprechende Diskussionen im Ulmer Gemeinderat und im Neu-Ulmer Stadtrat an. In Neu-Ulm steht sogar schon ein konkreter Termin fest, an dem erste Ergebnisse vorgestellt werden sollen: die Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses am 9. März.