Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Auffällig: Immer mehr Kinder mit Autismus und Down-Syndrom
Schmiechtalschule platzt aus allen Nähten und soll wachsen – Neff-Schule mit neuem Bildungsgang
EHINGEN - Verkehrte Welt: Während noch vor zehn Jahren vielerorts das Ziel ausgerufen wurde, so viele Kinder wie möglich an Regelschulen zu unterrichten, steigt heute die Zahl der Schüler mit Behinderungen an der Ehinger Schmiechtalschule, einer Förderschule, kontinuierlich. Der Bedarf ist so groß, dass angebaut werden soll. Darin waren sich die Mitglieder des Bildungsausschusses des Kreistags bei ihrer digitalen Sitzung am Montag einig.
Die Gründe für die hohe Nachfrage nach Plätzen an der Schmiechtalschule (und einer kleinen Außenklasse in Laichingen) liegen allerdings weitestgehend im Dunkeln und können nur zum Teil mit der guten Arbeit begründet werden, die das Personal in Ehingen leistet. Auffällig allerdings sei, so der zur digitalen Konferenz aus Ehingen zugeschaltete Schulleiter Christian Walter, dass immer mehr Kinder mit Down-Syndrom unterrichtet würden. Von einer Zunahme sprach Walter auch bei Kindern mit frühkindlichem Autismus und bei „kombinierten kognitivsozial-emotionalen Störungsbildern“. Anders als früher sei es auch gar nicht mehr unüblich, dass mehrere Kinder mit Behinderungen aus ein und derselben Familien kommen.
Die nackten Zahlen, die am Montag präsentiert wurden, verdeutlichten, wo der Schule, für die der AlbDonau-Kreis als Träger zuständig ist, der Schuh drückt. Aktuell sind 127 Schüler angemeldet (vor zehn Jahren waren es noch 78). In vier Jahren schon sollen laut Schulprognose nochmal 20 Kinder dazu kommen. Folge: Dann dürfte es richtig beengt zugehen. Der Platzmangel an der Schule ist schon jetzt an vielen Ecken und Enden sichtbar. Walter belegte dies mit Fotos von Spezial-Geräten für die Schüler, die auf den Gängen abgestellt werden müssen und die deshalb schon auch mal Schaden nehmen. Walter berichtete von einer Liege, an der gerade erst eine Ecke abgebrochen sei. Kosten: 1000 Euro.
Diese Situation will sich der Kreis nicht mehr leisten; einig war sich das Ausschuss-Gremium darin, in den kommenden Monaten eine kurzfristige Lösung sowie eine langfristige Ausbau-Strategie auszuarbeiten. Kurzfristig, ab neuem Schuljahr, könnten Module helfen, auf lange Sicht kommt der Kreis um einen Anoder Ausbau nicht herum. Details werden vom Kreis nun erarbeitet.
Fix ist: Die Ehinger MagdalenaNeff-Schule bekommt einen neuen Bildungsgang: „Berufsfachschule für Sozialpädagogische Assistenz in Teilzeit“wird er heißen. Dies beschloss der Ausschuss einstimmig. Allerdings fällt im Gegenzug ein Bildungsgang weg, die „Berufsfachschule Kinderpflege“. Sie wird durch den neuen Gang ersetzt.
Allerdings ist nicht nur der Name neu; der neue Bildungsgang sei praxisorientierter und soll den Schülern eine bessere Planungssicherheit bieten. Im kommenden Schuljahr sollen noch beide Ausbildungsvarianten angeboten werden, aufgrund der knappen Raumressourcen ab dem Schuljahr 2022/23 dann nur noch die Berufsfachschule für Sozialpädagogische Assistenz.
Ehingen wäre damit Vorreiter im Regierungspräsidium, langfristig soll die „Berufsfachschule Kinderpflege“flächendeckend ersetzt werden. Sie litt, auch wegen knapper Vergütung, an Akzeptanz. Die Zahlen, berichtete der stellvertretende Schulleiter Frederic Wittmann, seien zuletzt „schlecht“gewesen, die Abbruchquote hoch. Der Alb-DonauKreis ist auch der Träger der Magdalena-Neff-Schule in Ehingen.