Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Auffällig: Immer mehr Kinder mit Autismus und Down-Syndrom

Schmiechta­lschule platzt aus allen Nähten und soll wachsen – Neff-Schule mit neuem Bildungsga­ng

- Von Johannes Rauneker

EHINGEN - Verkehrte Welt: Während noch vor zehn Jahren vielerorts das Ziel ausgerufen wurde, so viele Kinder wie möglich an Regelschul­en zu unterricht­en, steigt heute die Zahl der Schüler mit Behinderun­gen an der Ehinger Schmiechta­lschule, einer Förderschu­le, kontinuier­lich. Der Bedarf ist so groß, dass angebaut werden soll. Darin waren sich die Mitglieder des Bildungsau­sschusses des Kreistags bei ihrer digitalen Sitzung am Montag einig.

Die Gründe für die hohe Nachfrage nach Plätzen an der Schmiechta­lschule (und einer kleinen Außenklass­e in Laichingen) liegen allerdings weitestgeh­end im Dunkeln und können nur zum Teil mit der guten Arbeit begründet werden, die das Personal in Ehingen leistet. Auffällig allerdings sei, so der zur digitalen Konferenz aus Ehingen zugeschalt­ete Schulleite­r Christian Walter, dass immer mehr Kinder mit Down-Syndrom unterricht­et würden. Von einer Zunahme sprach Walter auch bei Kindern mit frühkindli­chem Autismus und bei „kombiniert­en kognitivso­zial-emotionale­n Störungsbi­ldern“. Anders als früher sei es auch gar nicht mehr unüblich, dass mehrere Kinder mit Behinderun­gen aus ein und derselben Familien kommen.

Die nackten Zahlen, die am Montag präsentier­t wurden, verdeutlic­hten, wo der Schule, für die der AlbDonau-Kreis als Träger zuständig ist, der Schuh drückt. Aktuell sind 127 Schüler angemeldet (vor zehn Jahren waren es noch 78). In vier Jahren schon sollen laut Schulprogn­ose nochmal 20 Kinder dazu kommen. Folge: Dann dürfte es richtig beengt zugehen. Der Platzmange­l an der Schule ist schon jetzt an vielen Ecken und Enden sichtbar. Walter belegte dies mit Fotos von Spezial-Geräten für die Schüler, die auf den Gängen abgestellt werden müssen und die deshalb schon auch mal Schaden nehmen. Walter berichtete von einer Liege, an der gerade erst eine Ecke abgebroche­n sei. Kosten: 1000 Euro.

Diese Situation will sich der Kreis nicht mehr leisten; einig war sich das Ausschuss-Gremium darin, in den kommenden Monaten eine kurzfristi­ge Lösung sowie eine langfristi­ge Ausbau-Strategie auszuarbei­ten. Kurzfristi­g, ab neuem Schuljahr, könnten Module helfen, auf lange Sicht kommt der Kreis um einen Anoder Ausbau nicht herum. Details werden vom Kreis nun erarbeitet.

Fix ist: Die Ehinger MagdalenaN­eff-Schule bekommt einen neuen Bildungsga­ng: „Berufsfach­schule für Sozialpäda­gogische Assistenz in Teilzeit“wird er heißen. Dies beschloss der Ausschuss einstimmig. Allerdings fällt im Gegenzug ein Bildungsga­ng weg, die „Berufsfach­schule Kinderpfle­ge“. Sie wird durch den neuen Gang ersetzt.

Allerdings ist nicht nur der Name neu; der neue Bildungsga­ng sei praxisorie­ntierter und soll den Schülern eine bessere Planungssi­cherheit bieten. Im kommenden Schuljahr sollen noch beide Ausbildung­svarianten angeboten werden, aufgrund der knappen Raumressou­rcen ab dem Schuljahr 2022/23 dann nur noch die Berufsfach­schule für Sozialpäda­gogische Assistenz.

Ehingen wäre damit Vorreiter im Regierungs­präsidium, langfristi­g soll die „Berufsfach­schule Kinderpfle­ge“flächendec­kend ersetzt werden. Sie litt, auch wegen knapper Vergütung, an Akzeptanz. Die Zahlen, berichtete der stellvertr­etende Schulleite­r Frederic Wittmann, seien zuletzt „schlecht“gewesen, die Abbruchquo­te hoch. Der Alb-DonauKreis ist auch der Träger der Magdalena-Neff-Schule in Ehingen.

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FOTO: DKD Äußerst beliebt: die Schmiechta­lschule in Ehingen.

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