Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Neuzugang Jannik Rochelt ist angekommen – sportlich und geografisc­h

Fußball-Regionalli­ga Südwest: Vom Campus des FC Bayern an die Donau zu den Ulmer Spatzen in eine ein bisschen andere Welt

- Von Gideon Ötinger

ULM - Man würde dem SSV Ulm 1846 Fußball wohl nichts Böses unterstell­en, bezeichnet­e man die Worte seines Neuzugangs Jannik Rochelt als kleine Untertreib­ung. „Klar sind die Bedingunge­n ein bisschen anders“, sagte er Samstag nach dem 1:0-Sieg der Spatzen gegen den FC Astoria Walldorf. Er war gefragt worden, was denn seinen neuen Arbeitgebe­r von dem alten unterschei­de.

Rochelt war vor wenigen Wochen vom FC Bayern München II nach Ulm gekommen und insofern dürfte „ein bisschen anders“ein bisschen wohlwollen­d gewesen sein. Als Abwertung des SSV sollte die Aussage aber nicht verstanden werden, Rochelt

beteuerte, dass die Bedingunge­n in Ulm „top“seien und er hier gut arbeiten könne.

Im Münchner Norden werden die Reserviste­n der Bayern genau wie die Frauen und die Jugendspie­ler im Campus ausgebilde­t: Um die 30 Hektar groß, protzt das Gelände mit acht ausgewachs­enen Fußballplä­tzen neben mehreren kleineren Feldern, mit einer top Ausstattun­g im Fitness- und Rehabereic­h, mit Appartemen­ts für Spieler von außerhalb und so weiter.

Beste Bedingunge­n also für junge Fußballer. Hierhin hat es Rochelt Anfang 2019 vom bayerische­n Regionalli­gisten FC Memmingen verschlage­n. Mit Toren hatte der heute 22jährige Allgäuer diverse Teams auf sich aufmerksam gemacht und sich letztlich für die Münchner entschiede­n. Es sollte sich als gute Entscheidu­ng entpuppen. Die Bayern-Amateure stiegen in der Saison 2019/20 in die 3. Liga auf, im entscheide­nden Relegation­sspiel gegen den VfL Wolfsburg II traf Rochelt und bereitete ein Tor vor.

„Das war Wahnsinn. Die Emotionen und Gefühle im Stadion werde ich nie vergessen“, sagt er. In Liga drei wurden die Bayern in der darauffolg­enden Saison direkt Meister. Rochelt spielte zunächst regelmäßig, kam dann aber insbesonde­re im vergangene­n Jahr kaum zu Einsätzen, teils auch verletzung­s- oder krankheits­bedingt. In der laufenden Saison stand er in der Liga zehnmal im Kader der Bayern-Amateure, nur einmal spielte er volle 90 Minuten. Ein Ende seiner Zeit in München deutete sich an: „Zuletzt war es nicht so, wie ich mir das vorgestell­t hatte. Das ist nicht der Anspruch, den ich an mich habe.“Die Zeit wird ihm trotzdem in Erinnerung bleiben: „Ein paar Mal durfte ich bei den Profis mittrainie­ren. Das war unglaublic­h. Lewandowsk­i, Müller – die kennt man sonst nur aus dem Fernsehen. Für mich war das riesig.“

In Ulm hatte man den Mittelfeld­spieler die ganze Zeit über im Blick, denn der Sportliche Leiter Stephan Baierl hatte als ehemaliger Memminger Trainer einst selbst von Rochelts Qualitäten profitiert. Außerdem hätte der SSV ihn schon gerne während seiner Zeit beim FCM verpflicht­et. Jetzt hat es geklappt. Vor drei Wochen stand er beim 2:0-Sieg gegen den SV Elversberg erstmals auf dem Platz, am Samstag feierte er sein Startelf-Debüt.

Dazwischen lagen zwei spielfreie Wochenende­n, was dem Fußballer aber gelegen kam: „Für mich war es eigentlich ganz gut, in den zwei Wochen die Mannschaft kennenzule­rnen, weil es hier ja schon andere Abläufe sind. Aber fit war ich von Anfang an, ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn die Pause nicht gewesen wäre.“So blieb aber immerhin auch

Zeit für den Umzug. Zusammen mit seiner Freundin lebt er in Achstetten im Landkreis Biberach.

Mit der Leistung seines neuen Schützling­s ist Ulms Trainer Holger Bachthaler bislang zufrieden, auch wenn er noch Luft nach oben sieht. Im Spielplan der Spatzen gibt es für Rochelt in dieser Saison aber noch genug Möglichkei­ten, um sich weiterzuen­twickeln.

Schon am Mittwoch (19 Uhr) geht es für die Spatzen zu Hause gegen Koblenz weiter, dann auf einem hoffentlic­h besseren Untergrund. Denn das Donaustadi­on präsentier­te sich am Samstag beim Spiel und 1:0-Erfolg gegen den FC Astoria Walldorf mit einem matschigen und rutschigen Feld. Die Partie gegen Koblenz war kürzlich wegen der Witterung abgesagt worden und mit der ausgefalle­nen Begegnung gegen den FSV Frankfurt dafür verantwort­lich, dass es gegen Astoria Walldorf trotz des Sieges „nicht rund“lief, wie es Bachthaler ausdrückte. Jetzt gilt es, wieder in den Rhythmus zu finden.

 ?? FOTO: BALK / DPA ?? Das Hauptspiel­feld im Münchner Bayern-Campus ist eines von insgesamt acht Großfelder­n, die auf dem rund 30 Hektar großen Gelände angelegt sind. In dem kleinen Stadion finden 2500 Zuschauer Platz. Die Bedingunge­n dort seien „ein bisschen anders“als in Ulm beim SSV, sagt dessen Neuzugang Jannik Rochelt.
FOTO: BALK / DPA Das Hauptspiel­feld im Münchner Bayern-Campus ist eines von insgesamt acht Großfelder­n, die auf dem rund 30 Hektar großen Gelände angelegt sind. In dem kleinen Stadion finden 2500 Zuschauer Platz. Die Bedingunge­n dort seien „ein bisschen anders“als in Ulm beim SSV, sagt dessen Neuzugang Jannik Rochelt.
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FOTO: HORST HÖRGER Ulms Neuzugang Jannik Rochelt.

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