Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Nicht Rose gegen Terzic
Vor dem brisanten Borussen-Duell sprechen die Trainer lieber vom Pokal-Coup als über sich
MÖNCHENGLADBACH (SID/dpa) Marco Rose nahm einen Schluck aus der Wasserflasche und kratzte sich am Bart. Der Trainer von Borussia Mönchengladbach demonstrierte Gelassenheit, doch eine gewisse Anspannung konnte er nicht verbergen. „Es geht in keiner Weise um Marco Rose, es geht um die Mannschaft. Ich brauche jedes Korn an Energie, um hier die Situation zu meistern“, sagte der leicht genervte Rose vor dem brisanten Duell im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen seinen künftigen Arbeitgeber Borussia Dortmund – und er versicherte: „Es war nicht mein Ansinnen, für Unruhe zu sorgen.“
Doch seit der Wechsel des 44-Jährigen im Sommer zum BVB öffentlich wurde, ist die Situation in Mönchengladbach emotional aufgeladen. Die Fanseele kocht. „Es geht nicht um den Abschied, es geht um einen Titel“, sagte Rose. Das Drumherum sei vor der Begegnung am Dienstag (20.45 Uhr/ARD und Sky) „nicht so wichtig“. Er empfinde den gleichen Druck, den er immer empfinde, „weil wir ein wichtiges Spiel vor der Brust haben“.
Es ist definitiv eines der wichtigsten Spiele in Roses eineinhalbjähriger Amtszeit am Niederrhein. Die Sehnsucht nach dem ersten Titel seit dem DFB-Pokal-Sieg 1995 ist riesig, mit einer Niederlage gegen Dortmund wäre auch die letzte realistische Chance für diese Saison dahin. „Wir kämpfen mit allem, was wir haben, um den Einzug ins Halbfinale“, versicherte Rose und betonte: „Wir können Dortmund an einem guten Tag schlagen.“
Das hat der fünfmalige deutsche Meister am 22. Januar beim 4:2-Heimsieg in der Bundesliga bewiesen. Es war allerdings der letzte gute Tag. Danach folgten sechs Spiele ohne Sieg – und die Ankündigung von Roses Abschied. Platzt der Titeltraum ausgerechnet gegen den BVB, wird das Bekenntnis von Gladbachs Sportchef Max Eberl, mit Rose in jedem Fall bis zum Sommer weiterzumachen, auf eine harte Probe gestellt. Die restlichen Spiele könnten zur Qual werden, die Rose-kritischen Ultras dürften im Umfeld weiter (negative) Stimmung
machen. In der Liga droht ausgerechnet unter der Regie des zuvor hoch gelobten Trainers erstmals seit zehn Jahren wieder eine Endplatzierung in der unteren Tabellenhälfte.
Die besondere Konstellation will auch der Gegner ausblenden. „Es spielt nicht Marco Rose gegen Edin Terzic. Es spielt Borussia Dortmund gegen Borussia Mönchengladbach. Und wir wollen als BVB in die nächste Runde einziehen“, sagte BVB-Trainer Terzic, der im Sommer hinter Rose wieder ins zweite Glied rücken wird. Ein Problem hat der 38-Jährige damit offenbar nicht. Rose sei schließlich „ein sympathischer Kerl, der sehr guten Fußball spielen lässt“.
Guten Fußball zeigte zuletzt auch Dortmund bei drei Pflichtspielsiegen in Serie. Daher könne die Mannschaft „guten Gewissens und mit großem Selbstvertrauen“in den Pokal-Showdown gehen, merkte Sportdirektor Michael Zorc an. Der Pokal sei schließlich „der einfachste Weg, um in Richtung Titel zu schauen“. Die Trainerkonstellation? Interessiert uns momentan überhaupt nicht“, behauptete Zorc vor dem Treffen mit Rose, zu dem er vor dem Match bewusst keinen Kontakt aufnehmen möchte.
Auch in Dortmund will man mal wieder etwas in den Händen halten. Seit dem Abgang von Jürgen Klopp war der Pokalsieg 2017 unter Thomas Tuchel der einzige große Titel. Im Borussia-Park muss der BVB beweisen, „dass wir wirklich einen Schritt weiter sind“, sagte Mats Hummels.
Die Personallage ist bei beiden Clubs entspannt. Doch während sich Rose wie immer im Pokal auf Torhüter Tobias Sippel anstelle seines Stammkeepers Yann Sommer festlegte, ließ Terzic die T-Frage noch offen. Marwin Hitz scheint gegenüber Roman Bürki aber die besseren Karten zu haben.
Unabhängig von der Aufstellung des Gegners forderte Rose einen „mutigen und selbstbewussten Auftritt mit dem Ball“. Der BVB besitze eine „spielstarke Mannschaft mit hoher individueller Qualität“. Es sei „die schwierigste Aufgabe“, die man bekommen konnte – und für ihn die brisanteste.