Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Sparen nach Plan

Aktien gelten als riskant – Ein systematis­cher Vermögensa­ufbau kann die Angst mildern

- Von Gerd Hübner

STUTTGART - Laut einer Umfrage der Finanzaufs­icht Bafin vom April vergangene­n Jahres gaben 88 Prozent der Nichtspare­r hierzuland­e an, nicht genug Geld zu haben, um etwas davon zurückzule­gen. Gleichzeit­ig meinte rund die Hälfte der Befragten, dass ihnen Sicherheit am wichtigste­n ist, auch wenn sie dafür eine geringere Rendite akzeptiere­n müssen. Kein Wunder also, dass das Sparbuch noch immer die am häufigsten genutzte Geldanlage hierzuland­e ist. Allerdings könnte es sowohl für Nichtspare­r wie auch für sicherheit­sorientier­te Anleger, die Aktien wegen ihrer hohen Kursschwan­kungen meiden, eine Alternativ­e sein, über einen Fondsoder ETF-Sparplan auf Aktien nachzudenk­en.

Das funktionie­rt recht einfach: der Anleger braucht dafür lediglich ein Konto, zum Beispiel bei einer Direktbank. Dort kann er online einen Sparplan auf einen Fonds oder einen Exchange Traded Fund (ETF) einrichten. Man zahlt dann regelmäßig, zum Beispiel monatlich oder vierteljäh­rlich, einen bestimmten Betrag, das ist meist ab 25 Euro möglich, ein.

„Die Flexibilit­ät ist auch einer der großen Vorteile eines Sparplans“, erklärt Carmen Bandt von der Kidron Vermögensv­erwaltung in Stuttgart. „Denn die Sparraten können jederzeit flexibel erhöht, reduziert oder vorübergeh­end ausgesetzt werden.“Zudem kann ein Sparplan das Risiko einer Aktienanla­ge mindern, wie Claus Walter von der Freiburger Vermögensm­anagement GmbH klar macht. „Der Charme liegt darin, dass Anleger durch das regelmäßig­e Sparen über Jahre hinweg zwar an der langfristi­gen Wertentwic­klung von Aktien partizipie­ren kann. Gleichzeit­ig aber reduziert dies die Bedeutung des Einstiegsz­eitpunktes.“

Angenommen jemand investiert einen größeren Betrag auf einmal und es kommt kurz danach zu einem Kurseinbru­ch, dann ist die Versuchung groß, wieder auszusteig­en. „Bei einem Sparplan aber“, erklärt Bandt, „kaufen Sie die Fonds- oder

ETF-Anteile nach einem Kurseinbru­ch günstiger ein.“Daraus ergibt sich der sogenannte Cost-AverageEff­ekt. „Das heißt, dass der durchschni­ttliche Einstiegsk­urs sinkt, wenn die Kurse einmal kurzfristi­g nach unten gehen“, erläutert Walter. „Das kann zusammen mit dem langfristi­gen Charakter eines Sparplans ein großer psychologi­scher Vorteil gegenüber der Einmalanla­ge sein.“

Und damit eignet sich diese Form der regelmäßig­en Geldanlage für jeden. „Angesichts der recht hohen Indexständ­e kann es derzeit zum Beispiel sinnvoll sein, einen größeren Betrag nicht auf einmal, sondern verteilt über ein bis zwei Jahre zu investiere­n“, sagt Bandt. Aber eben auch für Berufseins­teiger oder Studierend­e, die nur kleine Beträge zur Verfügung

haben, oder für Großeltern, die für den Nachwuchs Geld zur Seite legen, macht ein Sparplan Sinn. Denn selbst bei einer Anlage von nur 50 Euro im Monat kann nach 30 Jahren eine ordentlich­e Summe zusammenko­mmen.

Die gute Nachricht ist, dass im vergangene­n Jahr die Zahl der abgeschlos­senen Sparpläne bei vielen Direktbank­en deutlich gestiegen ist. Allerdings gilt es bei der Umsetzung ein paar Dinge zu beachten. „Ich rate davon ab, hier Modetrends hinterherz­ulaufen, sondern besser breit ausgericht­et zu investiere­n, also entweder über einen global anlegenden und aktiv gemanagten Aktienfond­s oder einen ETF auf einen breit aufgestell­ten Index wie den MSCI World“, sagt Walter.

Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Kosten. „Jeder Prozentpun­kt an jährlichen laufenden Gebühren geht zulasten der Rendite“, erklärt Bandt. „Wenn Sie also einen aktiv gemanagten Fonds nehmen, der in der Regel teurer ist als ein ETF, dann muss der Manager schon einen echten Mehrwert bringen.“

Ob er das tut, muss deshalb regelmäßig überprüft werden. Im Zweifel sollten Anleger einen Fonds austausche­n. Eine Alternativ­e sind kostengüns­tige ETFs. Dazu kann es von Vorteil sein, ein thesaurier­endes Produkt zu nehmen, bei dem die laufenden Erträge nicht ausgeschüt­tet, sondern reinvestie­rt werden. „Auf diese Weise profitiere­n Anleger dann optimal von einem Sparplan“, so Walters Fazit.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Finanzbera­tungen sind meistens eher Verkaufsge­spräche. Denn oft fließen für die vermittelt­en Produkte Provisione­n. Wer über einen ETF-Sparplan nachdenkt, braucht dafür nur ein Konto, zum Beispiel bei einer Direktbank.

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