Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Warnstreiks mit Maske und Desinfektionsmittel
Aktionen der IG Metall haben im Südwesten und Bayern begonnen – Auch unter Corona-Bedingungen sind Tausende dabei
STUTTGART/MÜNCHEN (dpa) - In den bislang erfolglosen Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie im Südwesten will die IG Metall die Arbeitgeber nun mit Warnstreiks zum Einlenken zwingen. Gleich nach Ablauf der Friedenspflicht legten am Dienstag die ersten Metaller die Arbeit nieder. Bis zum frühen Nachmittag waren es nach Angaben der Gewerkschaft rund 6500 Beschäftigte überall in Baden-Württemberg. „Das war ein gelungener Auftakt, der die Arbeitgeber den Unmut der Beschäftigten spüren lässt“, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger. Die Arbeitgeber hingegen zeigten „keinerlei Verständnis“für die Warnstreiks.
Die Friedenspflicht war um Mitternacht abgelaufen. Gleich danach legten laut Gewerkschaft die Nachtschichten unter anderem bei Bosch in Stuttgart und Evobus in Ulm die Arbeit nieder. An einer Kundgebung beim Autozulieferer Mahle Behr in Stuttgart am Vormittag nahmen den Angaben zufolge rund 650 Menschen teil. Die IG Metall hatte zuvor stets betont, Warnstreiks und Kundgebungen auch unter Pandemie-Bedingungen organisieren zu können und zu wollen. Diverse Aktionen hatte es schon in den vergangenen Wochen gegeben. „Jetzt bekommt Südwestmetall die Quittung für den Stillstand am Verhandlungstisch“, sagte Zitzelsberger am Dienstag. Drei Verhandlungsrunden seit Mitte Dezember haben bislang keine Annäherung gebracht.
Auch in der bayerischen Metallund Elektroindustrie haben sich laut IG Metall bis Dienstagmittag 8670 Beschäftigte an den Warnstreiks beteiligt – die Hälfte davon in Schweinfurt bei den Auto- und Industriezulieferern ZF, SKF, Schaeffler und Bosch Rexroth. In Schweinfurt hätten rund 1000 Metaller an Kundgebungen für Lohnerhöhungen teilgenommen, teilte die Gewerkschaft mit. Insgesamt seien 24 Betriebe in Bayern betroffen.
Die IG Metall fordert unter anderem vier Prozent mehr Geld – entweder in Form von Lohnsteigerungen oder als zumindest partiellen Ausgleich, wenn ein Betrieb in der Krise die Arbeitszeit reduziert. Südwestmetall lehnt das ab und fordert stattdessen, tarifliche Sonderleistungen zu kürzen.