Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Artenschut­z gerät während Corona ins Hintertref­fen

Wilhelma-Direktor Kölpin sieht aber auch eine Chance, aus der Pandemie zu lernen

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STUTTGART (dpa) - Im Schatten der Corona-Pandemie verliert der Artenschut­z nach Ansicht des Direktors der Stuttgarte­r Wilhelma, Thomas Kölpin (Foto: dpa), zunehmend an Stellenwer­t und Aufmerksam­keit. „Seitdem sich die Gesellscha­ft um das Virus sorgt, wird der Artenschut­z vergessen“, sagte der

Leiter des zoologisch-botanische­n

Gartens. „Und wenn nicht darüber geredet wird, sinkt die Spendenber­eitschaft der Menschen.“Gerade diese Mittel seien aber abseits der Budgets der Zoos notwendig, um wichtige Projekte zum Erhalt der Arten vor Ort zu finanziere­n, mahnte Kölpin im Vorfeld des Artenschut­ztags an diesem Mittwoch (3. März).

Die Wilhelma sammelt vor allem durch die freiwillig­e Abgabe des sogenannte­n Artenschut­z-Euros beim Kauf eines Eintrittsp­reises Spenden für ihre Projekte vor Ort. Jahr für Jahr kommen auf diesem Weg rund 500 000 Euro durch die Besucher zusammen, wie Kölpin sagte. Insgesamt kamen bei der Wilhelma in den vergangene­n drei Jahren zwei Millionen Euro zusammen, darunter Spenden des Artenschut­z-Euros, Mittel des Fördervere­ins und Geld aus dem eigenem Artenschut­z-Budget.

Aus der Corona-Pandemie ließen sich auch Schlüsse ziehen für den Artenschut­z, zeigte sich Kölpin überzeugt. „Wir haben die Chance, aus der Corona-Pandemie zu lernen.“Das vergangene Jahr habe bewiesen, dass es den Arten helfe, wenn der Mensch weniger mobil ist. „Die Bestände der Meereslebe­wesen erholen sich, wenn weniger Schiffe unterwegs sind. Und es sterben weniger Insekten, wenn wir seltener Auto fahren.“

Das Engagement für den Artenschut­z verändert auch zunehmend Aussehen und Auftreten der deutschen Zoos, sagte Kölpin. „Zoos werden vom Zurschaust­eller zu modernen Artenschut­zzentren mit eigenen Zuchtprogr­ammen und einer Aufgabe als Botschafte­r für Projekte.“Die Wilhelma zum Beispiel fördert derzeit mehr als 20 Projekte weltweit, darunter eine Zucht für das stark bedrohte Sumatra Nashorn in Indonesien sowie den Landkauf zum Erhalt von Arten im mittelamer­ikanischen Belize. Vielen Besuchern sei die Bedeutung von Zoos in dieser Hinsicht noch nicht bewusst, sagte Kölpin. „Aber wir müssen dahin kommen, dass es nach einem Zoobesuch zumindest ein bisschen Klick macht.“

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Thomas Kölpin

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