Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
So bremst die Pandemie die Produktion
Lieferschwierigkeiten führen bei Liebherr Hausgeräte zu Beeinträchtigungen im Ablauf
OCHSENHAUSEN - Die Corona-Pandemie trifft die Unternehmen in der Region sehr unterschiedlich. Während die einen wie Gastronomen oder Modehäuser unter den Einschränkungen stark leiden, verzeichnen andere Unternehmen steigende Absatzzahlen. Eine der Firmen, deren Produkte in der Pandemie stärker als vorher nachgefragt werden, ist Liebherr Hausgeräte in Ochsenhausen. Dort werden Kühlund Gefriergeräte produziert.
„Die Lage bei uns ist sehr gut“, sagt Markus Möhrle, Betriebsratsvorsitzender der Liebherr Hausgeräte GmbH bei einem Online-Pressegespräch der IG Metall Ulm. Doch auch bei Liebherr Hausgeräte spürt man die Auswirkungen der Pandemie, aber auf eine andere Art und Weise. „Es gibt immer wieder Lieferschwierigkeiten“, sagt Möhrle. Wie er berichtet, beeinträchtigen diese Schwierigkeiten die Produktion in Ochsenhausen mal mehr, mal weniger. „Es schwankt von Woche zu Woche“, sagt er.
„Seit etwa einem Jahr haben wir Vollauslastung“, berichtet Möhrle. „Die Krise hat uns Aufträge gebracht. Viele Leute haben ihr Zuhause renoviert.“Das Unternehmen reagierte auf die steigenden Auftragszahlen. „Wir haben im vergangenen Jahr recht schnell die Produktion wieder hochgefahren“, sagt Möhrle. Doch damit nicht genug. „Wir haben eine Nachtschicht aufgebaut und es wurden neue Mitarbeiter eingestellt.“
Laut Möhrle ist der Betrieb damit gut aufgestellt. „Wir könnten rund um die Uhr produzieren“, sagt er. Doch Lieferschwierigkeiten verhindern das. Die Gründe für diese Schwierigkeiten sind an mehreren Stellen. „Es hängt an den Grenzen zu Österreich und Tschechien. Aber auch China spielt eine Rolle“, sagt Möhrle. Der Hintergrund: Die Bundesregierung hatte am 14. Februar Tschechien, die Slowakei und weite Teile Tirols in Österreich zu sogenannten Virusvariantengebieten erklärt. Lastwagenfahrer mussten nun für die Einreise nach Deutschland einen negativen Corona-Test vorzeigen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Diese Regelung wurde bis 3. März verlängert.
Wie Möhrle ausführt, liegt es in manchen Fällen auch an den Zulieferern der Lieferanten, die wiederum das Werk in Ochsenhausen beliefern. Aufgrund der Lieferschwierigkeiten komme es manchmal vor, dass Beschäftigte früher Feierabend machen müssten, weil die notwendigen Materialien fehlten. Doch laut Möhrle ist das für die Beschäftigten kein Grund zur Freude. „Es ist ärgerlich, damit ist keiner glücklich, weder die Geschäftsleitung noch die Mitarbeiter“, sagt der Betriebsratsvorsitzende.
Markus Möhrle ist in der Gewerkschaft aktiv und Mitglied des Ortsvorstands der IG Metall Ulm. Dass die IG Metall bei den Tarifverhandlungen in diesem Jahr „ein Volumen von vier Prozent zur Stärkung der Einkommen für zwölf Monate“fordert, unterstützt er. „Die vier Prozent halte ich für vollkommen richtig. Auch für uns in Ochsenhausen
ist das angemessen. Das wird von der Belegschaft auch so kommuniziert.“Dass die Steigerung auch für Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung zur Verfügung stehen soll, findet seine Zustimmung. „Beschäftigungssicherung ist wichtig.“
Bei den laufenden Tarifverhandlungen wird es zudem um die Auszubildenden gehen. Wie Manfred Fakler, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender des LiebherrWerks in Biberach, erläutert, sind dual Studierende „nicht im Geltungsbereich des Tarifvertrags“. „Der Manteltarifvertrag für die Auszubildenden ist älter als 30 Jahre. Seither hat sich einiges geändert“, sagt Fakler. Er spricht sich dafür aus, dass die dual Studierenden unter das Dach eines Tarifvertrags kommen und ihnen damit eine Perspektive gegeben wird. Das sieht auch Möhrle so. „Das Thema muss angegangen werden. Die Zahl der dual Studierenden bei uns hat sich in denvergangenen acht Jahren verdoppelt.“