Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ökologische Arbeiten an der Aach gestartet
Fließgeschwindigkeit und Wasserqualität sollen durch Maßnahmen verbessert werden
BLAUBEUREN/SCHELKLINGEN Die Wasserqualität der Aach, welche in Jahrtausenden das Tal zwischen Blaubeuren und Schelklingen formte, ist in den vergangenen Jahren recht unterschiedlich ausgefallen. Zahlreiche Faktoren und Gründe können dafür ursächlich sein. Deswegen haben die Städte Blaubeuren und Schelklingen Pläne auf den Weg gebracht, um die Wasserqualität und die Struktur des Gewässers zu verbessern. Einige davon sind jetzt umgesetzt worden.
Die strukturverbessernden Maßnahmen, wie beispielsweise Baumfällungen, hatten in der Blaubeurer Ratssitzung Mitte Oktober vergangenen Jahres für einigen Wirbel gesorgt, als Ratsmitglied Gerhard Quintus die ausführenden Planungsbüros und die Nachbarkommunen attackierte. Die Gründe, warum die Aach in einem nicht allzu guten Zustand ist, was die Gewässerqualität angeht, sind laut Gutachten des promovierten Gewässerexperten Karl Wurm breit gefächert. Deswegen hat die Stadt Blaubeuren eine Planung in Auftrag gegeben, um einige Probleme zu beseitigen.
Aufgrund der Corona-Pandemie hatte die Verwaltung die Ausführung der Arbeiten, die bereits für 2020 geplant waren ins Frühjahr verschoben. Im Januar und Februar sind nun vorbereitend die nötigen Gehölzarbeiten (insgesamt sind zehn Bäume gefällt worden) erledigt worden und von Juli bis September sollen die restlichen Maßnahmen, wie beispielsweise die Erstellung von sogenannten Bermen und der Einbau von Ablenkelementen, stattfinden, die eine höhere Fließgeschwindigkeit bringen und somit die Sedimentproblematik der Aach lösen sollen.
Insgesamt kosten die Maßnahmen die Stadt rund 107 000 Euro. Aufgrund der damals angefallenen Kritik hatte Blaubeurens Bürgermeister Jörg Seibold das Gespräch mit den Naturschutzverbänden gesucht und die Maßnahmen nochmals erläutert. „Wir machen jetzt erste Schritte, wenn diese nicht ausreichen, machen wir weitere“, äußerte sich Seibold damals schon sehr deutlich.
Wenn die Forscher aus dem Hohle Fels kommen, ans Tageslicht, dann steuern sie regelmäßig den Grillplatz gegenüber der Höhle an. Nicht etwa, um nach einem harten Tag den Feierabend einzuläuten, sondern vielmehr, um Funde zu waschen. Die Aach, die nur wenige Meter vom Höhleneingang fließt, ist dafür ideal. Nach den Jahrzehnten des Waschens hat sich im Laufe der Zeit viel Feinsediment an der Waschstelle niedergelassen. Auch über den weiteren Verlauf hat der Nebenfluss der Blau mit Ablagerungen zu kämpfen.
Teilweise wird immer wieder mal zudem von Eintrübungen nach der Einleitung der Kläranlage in
Schelklingen berichtet. Deswegen sind auch schon Beschwerden beim Fachdienst Umwelt- und Arbeitsschutz im Landratsamt eingegangen. Das Grundproblem des beschaulichen Flusses ist die geringe Fließgeschwindigkeit. Um diese zu erhöhen, und damit die Aach wieder an Qualität gewinnt, hat Schelklingens Stadtbauamtsleiter Markus Schmid nun zusammen mit einer Expertin an einer Lösung gearbeitet.
Die Renaturierung, so sagt er, beschäftige die Schelklinger Verwaltung schon seit Jahren. Seien es die Eintrübungen oder auch das jährliche Wasserkrautmähen, zu tun gebe es an Aach (teils auch „Ach“geschrieben) immer etwas. Das spezifische Problem der Aach bestehe darin, dass es auch im Hochwasserabfluss zu keiner wesentlichen Ausspülung der Sedimente und damit einem Weitertransport der Ablagerungen flussabwärts kommt.
Verantwortlich dafür ist, insbesondere in dem stark betroffenen, rund 700 Meter langen Abschnitt zwischen der Kläranlage und dem ehemaligen Bahnwärterhäuschen das über weite Strecken sehr geringe Gefälle, verbunden mit einem sehr breiten Gewässerbett. „Auf einem Kilometer Länge gibt es nicht mal 65 Zentimeter Längsgefälle“, erklärt Schmid. Die große Masse an Ablagerungen, die, wie er betont, nicht nur von der Kläranlage kommen, und die teils bis zu 30 Zentimeter dick sind, bewege sich selbst bei
Hochwasser nicht.
Bestätigt hat die diversen Missstände auch Karl Wurm, der ein Gewässerökologisches Labor führt und vor drei Jahren eine sogenannte limnologische Untersuchung gemacht hat. Die Limnologie ist die Wissenschaft von Binnengewässern als Ökosystemen, dazu zählen auch Fließgewässer wie die Aach. Durch die nun geplanten Maßnahmen, die insgesamt rund 145 000 Euro kosten werden, könne man nicht alle Hindernisse beseitigen, aber dafür sorgen, dass sich die Wasserqualität deutlich verbessert. Den einstigen, wild mäandernden Bachlauf könne man aufgrund von Grundstücksbesitztümern nicht wiederherstellen.
Aber durch Verengungen, Bewuchs, Beschattung und einiges mehr könne die Ach wieder an Qualität gewinnen. Die geplanten Maßnahmen stellte Bauamtsleiter Schmid nun den Stadträten vor. Seine Arbeit basiert auf der von Diplombiologin Friederike Hübner, die für das Ingenieurbüro AG.L.N. Blaubeuren arbeitet. Bereits im Sommer stellte sie ihre Konzeption im Beisein von Vertretern des Landratsamts vor.
Folgende Verbesserungen sollen angegangen werden, vorausgesetzt, der Förderantrag gemäß den Förderrechtlinien Wasserwirtschaft mit dem Fördersatz von 85 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten wird angenommen. Es wird vorgeschlagen, den Fließquerschnitt der Aach in dem verbreiterten und besonders
Jörg Seibold, Bürgermeister in Blaubeuren gefällearmen Abschnitt durch eine beidseitige Uferbepflanzung so stark einzuengen, damit sich hier zukünftig keine erheblichen Sedimentablagerungen mehr bilden können. Auf fast der gesamten Fließstrecke sollen zudem die Ufer partiell abgeflacht und beispielsweise Laichsubstrat ausgebracht werden. Auch Strukturelemente sollen eingearbeitet werden, wie sogenannte Buhnen, die vom Ufer zur Flussmitte hin errichtet eine Art kleiner Damm bilden, an dem sich das Wasser verwirbelt und sprudelt und somit die Fließgeschwindigkeit beeinflusst.
Zusätzlich werde der Uferverbau entfernt, um der Aach die Möglichkeit zu geben, sich wieder eigenständig zu entwickeln. Das bedeutet auch, dass etwa die Waschstation der Forscher, ein kleiner aus Holz errichteter Steg, weichen muss. Doch dafür gibt es eine Alternative. Etwa auf Höhe der Grillstelle wird ein kleines Biotop angelegt, an dem die Forscher künftig ihre Ausgrabungen waschen können. Das habe den Vorteil, dass die Sedimente nicht in die Aach gelangen.
„Der Lösungsansatz ist mehrsträngig“, erklärt Schmid. Manche Strukturen können erhalten bleiben, es müssen Bermen (Absatz in der Böschung) und Buhnen gebaut sowie der Eigenentwicklung des Flusses Spielraum gegeben werden. So werde der Gewässerverlauf abwechslungsreich gestaltet und möglichst diverse Lebensräume erschaffen. Die Arbeiten finden bei Niedrigwasser statt, ohne dass Wasser gehalten werden muss, was die Gewässerfauna und -flora schütze. Baubeginn könnte Mai sein, denn von Oktober bis Mai gilt eine Schonzeit.
„Wir machen jetzt erste Schritte, wenn diese nicht ausreichen, machen wir weitere.“