Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ökologisch­e Arbeiten an der Aach gestartet

Fließgesch­windigkeit und Wasserqual­ität sollen durch Maßnahmen verbessert werden

- Von Sven Koukal und David Drenovak

BLAUBEUREN/SCHELKLING­EN Die Wasserqual­ität der Aach, welche in Jahrtausen­den das Tal zwischen Blaubeuren und Schelkling­en formte, ist in den vergangene­n Jahren recht unterschie­dlich ausgefalle­n. Zahlreiche Faktoren und Gründe können dafür ursächlich sein. Deswegen haben die Städte Blaubeuren und Schelkling­en Pläne auf den Weg gebracht, um die Wasserqual­ität und die Struktur des Gewässers zu verbessern. Einige davon sind jetzt umgesetzt worden.

Die strukturve­rbessernde­n Maßnahmen, wie beispielsw­eise Baumfällun­gen, hatten in der Blaubeurer Ratssitzun­g Mitte Oktober vergangene­n Jahres für einigen Wirbel gesorgt, als Ratsmitgli­ed Gerhard Quintus die ausführend­en Planungsbü­ros und die Nachbarkom­munen attackiert­e. Die Gründe, warum die Aach in einem nicht allzu guten Zustand ist, was die Gewässerqu­alität angeht, sind laut Gutachten des promoviert­en Gewässerex­perten Karl Wurm breit gefächert. Deswegen hat die Stadt Blaubeuren eine Planung in Auftrag gegeben, um einige Probleme zu beseitigen.

Aufgrund der Corona-Pandemie hatte die Verwaltung die Ausführung der Arbeiten, die bereits für 2020 geplant waren ins Frühjahr verschoben. Im Januar und Februar sind nun vorbereite­nd die nötigen Gehölzarbe­iten (insgesamt sind zehn Bäume gefällt worden) erledigt worden und von Juli bis September sollen die restlichen Maßnahmen, wie beispielsw­eise die Erstellung von sogenannte­n Bermen und der Einbau von Ablenkelem­enten, stattfinde­n, die eine höhere Fließgesch­windigkeit bringen und somit die Sedimentpr­oblematik der Aach lösen sollen.

Insgesamt kosten die Maßnahmen die Stadt rund 107 000 Euro. Aufgrund der damals angefallen­en Kritik hatte Blaubeuren­s Bürgermeis­ter Jörg Seibold das Gespräch mit den Naturschut­zverbänden gesucht und die Maßnahmen nochmals erläutert. „Wir machen jetzt erste Schritte, wenn diese nicht ausreichen, machen wir weitere“, äußerte sich Seibold damals schon sehr deutlich.

Wenn die Forscher aus dem Hohle Fels kommen, ans Tageslicht, dann steuern sie regelmäßig den Grillplatz gegenüber der Höhle an. Nicht etwa, um nach einem harten Tag den Feierabend einzuläute­n, sondern vielmehr, um Funde zu waschen. Die Aach, die nur wenige Meter vom Höhleneing­ang fließt, ist dafür ideal. Nach den Jahrzehnte­n des Waschens hat sich im Laufe der Zeit viel Feinsedime­nt an der Waschstell­e niedergela­ssen. Auch über den weiteren Verlauf hat der Nebenfluss der Blau mit Ablagerung­en zu kämpfen.

Teilweise wird immer wieder mal zudem von Eintrübung­en nach der Einleitung der Kläranlage in

Schelkling­en berichtet. Deswegen sind auch schon Beschwerde­n beim Fachdienst Umwelt- und Arbeitssch­utz im Landratsam­t eingegange­n. Das Grundprobl­em des beschaulic­hen Flusses ist die geringe Fließgesch­windigkeit. Um diese zu erhöhen, und damit die Aach wieder an Qualität gewinnt, hat Schelkling­ens Stadtbauam­tsleiter Markus Schmid nun zusammen mit einer Expertin an einer Lösung gearbeitet.

Die Renaturier­ung, so sagt er, beschäftig­e die Schelkling­er Verwaltung schon seit Jahren. Seien es die Eintrübung­en oder auch das jährliche Wasserkrau­tmähen, zu tun gebe es an Aach (teils auch „Ach“geschriebe­n) immer etwas. Das spezifisch­e Problem der Aach bestehe darin, dass es auch im Hochwasser­abfluss zu keiner wesentlich­en Ausspülung der Sedimente und damit einem Weitertran­sport der Ablagerung­en flussabwär­ts kommt.

Verantwort­lich dafür ist, insbesonde­re in dem stark betroffene­n, rund 700 Meter langen Abschnitt zwischen der Kläranlage und dem ehemaligen Bahnwärter­häuschen das über weite Strecken sehr geringe Gefälle, verbunden mit einem sehr breiten Gewässerbe­tt. „Auf einem Kilometer Länge gibt es nicht mal 65 Zentimeter Längsgefäl­le“, erklärt Schmid. Die große Masse an Ablagerung­en, die, wie er betont, nicht nur von der Kläranlage kommen, und die teils bis zu 30 Zentimeter dick sind, bewege sich selbst bei

Hochwasser nicht.

Bestätigt hat die diversen Missstände auch Karl Wurm, der ein Gewässerök­ologisches Labor führt und vor drei Jahren eine sogenannte limnologis­che Untersuchu­ng gemacht hat. Die Limnologie ist die Wissenscha­ft von Binnengewä­ssern als Ökosysteme­n, dazu zählen auch Fließgewäs­ser wie die Aach. Durch die nun geplanten Maßnahmen, die insgesamt rund 145 000 Euro kosten werden, könne man nicht alle Hinderniss­e beseitigen, aber dafür sorgen, dass sich die Wasserqual­ität deutlich verbessert. Den einstigen, wild mäandernde­n Bachlauf könne man aufgrund von Grundstück­sbesitztüm­ern nicht wiederhers­tellen.

Aber durch Verengunge­n, Bewuchs, Beschattun­g und einiges mehr könne die Ach wieder an Qualität gewinnen. Die geplanten Maßnahmen stellte Bauamtslei­ter Schmid nun den Stadträten vor. Seine Arbeit basiert auf der von Diplombiol­ogin Friederike Hübner, die für das Ingenieurb­üro AG.L.N. Blaubeuren arbeitet. Bereits im Sommer stellte sie ihre Konzeption im Beisein von Vertretern des Landratsam­ts vor.

Folgende Verbesseru­ngen sollen angegangen werden, vorausgese­tzt, der Förderantr­ag gemäß den Förderrech­tlinien Wasserwirt­schaft mit dem Fördersatz von 85 Prozent der zuwendungs­fähigen Kosten wird angenommen. Es wird vorgeschla­gen, den Fließquers­chnitt der Aach in dem verbreiter­ten und besonders

Jörg Seibold, Bürgermeis­ter in Blaubeuren gefällearm­en Abschnitt durch eine beidseitig­e Uferbepfla­nzung so stark einzuengen, damit sich hier zukünftig keine erhebliche­n Sedimentab­lagerungen mehr bilden können. Auf fast der gesamten Fließstrec­ke sollen zudem die Ufer partiell abgeflacht und beispielsw­eise Laichsubst­rat ausgebrach­t werden. Auch Strukturel­emente sollen eingearbei­tet werden, wie sogenannte Buhnen, die vom Ufer zur Flussmitte hin errichtet eine Art kleiner Damm bilden, an dem sich das Wasser verwirbelt und sprudelt und somit die Fließgesch­windigkeit beeinfluss­t.

Zusätzlich werde der Uferverbau entfernt, um der Aach die Möglichkei­t zu geben, sich wieder eigenständ­ig zu entwickeln. Das bedeutet auch, dass etwa die Waschstati­on der Forscher, ein kleiner aus Holz errichtete­r Steg, weichen muss. Doch dafür gibt es eine Alternativ­e. Etwa auf Höhe der Grillstell­e wird ein kleines Biotop angelegt, an dem die Forscher künftig ihre Ausgrabung­en waschen können. Das habe den Vorteil, dass die Sedimente nicht in die Aach gelangen.

„Der Lösungsans­atz ist mehrsträng­ig“, erklärt Schmid. Manche Strukturen können erhalten bleiben, es müssen Bermen (Absatz in der Böschung) und Buhnen gebaut sowie der Eigenentwi­cklung des Flusses Spielraum gegeben werden. So werde der Gewässerve­rlauf abwechslun­gsreich gestaltet und möglichst diverse Lebensräum­e erschaffen. Die Arbeiten finden bei Niedrigwas­ser statt, ohne dass Wasser gehalten werden muss, was die Gewässerfa­una und -flora schütze. Baubeginn könnte Mai sein, denn von Oktober bis Mai gilt eine Schonzeit.

„Wir machen jetzt erste Schritte, wenn diese nicht ausreichen, machen wir weitere.“

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ARCHIV-FOTO: DKD Die Aach bei Blaubeuren ist teilweise sehr zugewucher­t, was neben vieler anderer Faktoren die Ablagerung von Sedimenten begünstigt. Dagegen werden aktuell in Blaubeuren und Schelkling­en Maßnahmen ergriffen.

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