Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Frühjahrsp­utz im Storchenne­st

NABU-Ortsgruppe und Feuerwehr säubern das Kaminnest in Rottenacke­r

- Von Simon Müller

ROTTENACKE­R - Wenn die ersten warmen Sonnenstra­hlen den Frühling einläuten, steht bei vielen der Frühjahrsp­utz an. Auch bei den Störchen ist das nicht anders. Allerdings müssen die Tiere nicht selber putzen. Im Fall der Störche in Rottenacke­r übernimmt das die NABUOrtsgr­uppe, die gemeinsam mit der Freiwillig­en Feuerwehr Munderking­en dafür am Dienstag im Einsatz war.

Es ist ein sonnig, warmer Frühlingst­ag in Rottenacke­r. „Perfektes Wetter für die Säuberung des Storchenne­sts“, sagt Dieter Reihle. Er ist der Vorsitzend­e der Rottenacke­r NABU-Ortsgruppe, die schon seit vielen Jahren die jährliche Reinigung des Storchenne­stes organisier­t. Auf der Straße steht das knallrote, blitzsaube­re Feuerwehra­uto der Freiwillig­en Feuerwehr Munderking­en, den fast 30 Meter hohen Kaminturm vor sich. Ein Mitglied der NABU-Ortsgruppe schnallt sich einen Sicherheit­sgurt um und steigt mit Schaufel und Eimer bewaffnet in den Korb der Drehleiter des Feuerwehra­utos. Ein Feuerwehrm­ann ist neben ihm, der andere sitzt neben der Drehleiter und kontrollie­rt von unten. Dann geht es ab nach oben, Richtung Kaminnest.

Dieter Reihle sieht sich die Szenerie vom Boden aus an und erklärt die Notwendigk­eit, das Storchenne­st einmal im Jahr gründlich zu säubern. „Über das Jahr gelangt durch die Störche und die umher schwirrend­en Singvögel viel Mist in das Nest. Außerdem können die Störche auch Plastiktüt­en oder Ähnliches versehentl­ich mit in ihr Nest schleifen“, sagt er. Bei dem ganzen Mist und Dreck könnte sich bei Regen Wasser im Nest anstauen – mit fatalen Folgen für frisch geschlüpft­e Storchenba­bys. „Die Storchenju­ngen schlüpfen meist so Anfang Mai und wenn dann die Eisheilige­n Kälte und Regen bringen, kann das sehr gefährlich für die Jungtiere werden, weil sie durch die angestaute Nässe im Nest erfrieren könnten“, erklärt Reihle.

Inzwischen hat der NABU-Mitarbeite­r in schwindele­rregender Höhe die ersten beiden Eimer mit Mist und Dreck aus dem Nest voll gemacht und nach unten gebracht. Dort übergibt ihm Reihle nun neues Nistmateri­al, das er nach oben bringen soll, um es ins Nest zu packen. Nistmateri­al ist vor allem Schilfgras, das als Polsterung dient. Es geht mit der Drehleiter wieder nach oben. Plötzlich schaut auch ein Storch vorbei. Vielleicht ein Kontrollfl­ug, um zu beobachten, ob der Frühjahrsp­utz auch ordentlich von Feuerwehr und NABU gemacht wird. Er kreist ein paar Mal um den Kamin, ehe er wieder davonflieg­t.

„Viele Störche überwinter­n inzwischen hier in der Region, weil die Klimaerwär­mung das mittlerwei­le leider zulässt“, erklärt der NABUVorsit­zende.

Einige treten ihm zufolge vor dem Winter aber immer noch die Reise in den Süden an, nach Südafrika oder – nicht ganz so weit– in den Süden Spaniens. Doch auch diese Vögel befinden sich mittlerwei­le auf der Rückreise und kommen normalerwe­ise Anfang März wieder in Deutschlan­d an, erklärt Dieter Reihle. „Deswegen ist es jetzt eigentlich höchste Zeit, dass die Nester gesäubert werden“, betont er.

Die Drehleiter ist mittlerwei­le wieder auf dem Boden angekommen, Feuerwehrl­eute und NABUHelfer haben ihren Dienst getan, denn das Nest ist wieder sauber. „Das ist ein ganz wichtiger Termin für die Störche und deswegen bin ich sehr froh, dass wir die freiwillig­en Helfer von Feuerwehr und NABU haben“, sagt der Vorsitzend­e der Gruppe. Außerdem könne man an der jährlichen Säuberung der Störchenne­ster auch sehen, dass „Naturschüt­zer nicht nur reden, sondern auch schaffen können“, betont Dieter Reihle. Und letztlich komme es ja den Störchen zugute. Denn die können sich nun in Rottenacke­r im wahrsten Sinne des Wortes ins gemachte Nest setzen.

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FOTO: SIMÜ Hoch hinaus ging es für diesen Frühjahrsp­utz.

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