Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Frühjahrsputz im Storchennest
NABU-Ortsgruppe und Feuerwehr säubern das Kaminnest in Rottenacker
ROTTENACKER - Wenn die ersten warmen Sonnenstrahlen den Frühling einläuten, steht bei vielen der Frühjahrsputz an. Auch bei den Störchen ist das nicht anders. Allerdings müssen die Tiere nicht selber putzen. Im Fall der Störche in Rottenacker übernimmt das die NABUOrtsgruppe, die gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Munderkingen dafür am Dienstag im Einsatz war.
Es ist ein sonnig, warmer Frühlingstag in Rottenacker. „Perfektes Wetter für die Säuberung des Storchennests“, sagt Dieter Reihle. Er ist der Vorsitzende der Rottenacker NABU-Ortsgruppe, die schon seit vielen Jahren die jährliche Reinigung des Storchennestes organisiert. Auf der Straße steht das knallrote, blitzsaubere Feuerwehrauto der Freiwilligen Feuerwehr Munderkingen, den fast 30 Meter hohen Kaminturm vor sich. Ein Mitglied der NABU-Ortsgruppe schnallt sich einen Sicherheitsgurt um und steigt mit Schaufel und Eimer bewaffnet in den Korb der Drehleiter des Feuerwehrautos. Ein Feuerwehrmann ist neben ihm, der andere sitzt neben der Drehleiter und kontrolliert von unten. Dann geht es ab nach oben, Richtung Kaminnest.
Dieter Reihle sieht sich die Szenerie vom Boden aus an und erklärt die Notwendigkeit, das Storchennest einmal im Jahr gründlich zu säubern. „Über das Jahr gelangt durch die Störche und die umher schwirrenden Singvögel viel Mist in das Nest. Außerdem können die Störche auch Plastiktüten oder Ähnliches versehentlich mit in ihr Nest schleifen“, sagt er. Bei dem ganzen Mist und Dreck könnte sich bei Regen Wasser im Nest anstauen – mit fatalen Folgen für frisch geschlüpfte Storchenbabys. „Die Storchenjungen schlüpfen meist so Anfang Mai und wenn dann die Eisheiligen Kälte und Regen bringen, kann das sehr gefährlich für die Jungtiere werden, weil sie durch die angestaute Nässe im Nest erfrieren könnten“, erklärt Reihle.
Inzwischen hat der NABU-Mitarbeiter in schwindelerregender Höhe die ersten beiden Eimer mit Mist und Dreck aus dem Nest voll gemacht und nach unten gebracht. Dort übergibt ihm Reihle nun neues Nistmaterial, das er nach oben bringen soll, um es ins Nest zu packen. Nistmaterial ist vor allem Schilfgras, das als Polsterung dient. Es geht mit der Drehleiter wieder nach oben. Plötzlich schaut auch ein Storch vorbei. Vielleicht ein Kontrollflug, um zu beobachten, ob der Frühjahrsputz auch ordentlich von Feuerwehr und NABU gemacht wird. Er kreist ein paar Mal um den Kamin, ehe er wieder davonfliegt.
„Viele Störche überwintern inzwischen hier in der Region, weil die Klimaerwärmung das mittlerweile leider zulässt“, erklärt der NABUVorsitzende.
Einige treten ihm zufolge vor dem Winter aber immer noch die Reise in den Süden an, nach Südafrika oder – nicht ganz so weit– in den Süden Spaniens. Doch auch diese Vögel befinden sich mittlerweile auf der Rückreise und kommen normalerweise Anfang März wieder in Deutschland an, erklärt Dieter Reihle. „Deswegen ist es jetzt eigentlich höchste Zeit, dass die Nester gesäubert werden“, betont er.
Die Drehleiter ist mittlerweile wieder auf dem Boden angekommen, Feuerwehrleute und NABUHelfer haben ihren Dienst getan, denn das Nest ist wieder sauber. „Das ist ein ganz wichtiger Termin für die Störche und deswegen bin ich sehr froh, dass wir die freiwilligen Helfer von Feuerwehr und NABU haben“, sagt der Vorsitzende der Gruppe. Außerdem könne man an der jährlichen Säuberung der Störchennester auch sehen, dass „Naturschützer nicht nur reden, sondern auch schaffen können“, betont Dieter Reihle. Und letztlich komme es ja den Störchen zugute. Denn die können sich nun in Rottenacker im wahrsten Sinne des Wortes ins gemachte Nest setzen.