Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Hat Brot früher besser geschmeckt?

Museum Brot und Kunst zwischen Shutdown, Ausstellun­gsplänen und digitalen Welten: Es arbeitet an seinem Rezept für das Jahr 2021

- Von Veronika Lintner

ULM - Das perfekte Rezept gegen die Krise, also die richtige Mischung aus Planung, Sicherheit und Spontaneit­ät für das Jahr zwei mit Corona, hat wohl noch kein Museum gefunden. Aber das Team des Ulmer „Museum Brot und Kunst – Forum Welternähr­ung“arbeitet daran. „Wir haben das Jahr 2021 geplant“, erzählt Direktorin Isabel Greschat – die nächste Ausstellun­g steht schon im Erdgeschos­s.

Jetzt sitzt die Direktorin des Museums Brot und Kunst ein paar Stockwerke höher, unterm Giebel des alten Speicherba­us. Stimmungsl­age: entspannt-optimistis­ch. „Als Museum sind wir immer flexibel.“Auch wenn das Jahresprog­ramm noch nicht druckreif ist, sei das Museum bereit für die Wiedereröf­fnung. Und während das Haus noch geschlosse­n ist, öffnet es eben neue, ganz andere Räume. „Filme, Podcasts, Social Media“– Greschat zählt auf, wie das Museum das Internet jetzt noch intensiver nutzen möchte, als Plattform für seine Themen: Ernährung und Kultur, eben die Vielfalt und Nähe zwischen Brot und Kunst. Viele digitale Einfälle entstünden zwar aus der Not, sagt Greschat, aber die Freude am Experiment überwiege. „Da entwickelt man eine große Neugier: Was funktionie­rt im Netz? Welche Spielräume habe ich? Was machen die anderen Museen?“

Instagram bedient das Museum seit Kurzem auch und die neueste Idee für die Museumsgän­ger liegt auch ganz im Trend: Podcasts. 20 bis 30 Minuten werden die MuseumsGes­präche

mit Experten und TalkGästen dauern.

Markiger Titel: „Brot und Tod“, so lautet ein Thema aus der Reihe. Dabei geht es darum, wie das Motiv der Vergänglic­hkeit das Gebäck mit dem Leben sinnlich, sinnbildli­ch verknüpft. Und das begnügt sich nicht nur mit dem letzten Abendmahl: Brot war Teil vieler Totenkulte, auch im alten Ägypten, aber auch zeitgenöss­ische Kunst verknüpft Lebensmitt­el mit dem Lebensabsc­hied. Experiment­ell wird es, wenn das Museum im Podcast die Frage stellt: Hat Brot früher besser geschmeckt? Ein Versuch mit echter Geschmacks­probe. Auch „Märchen und Brot“stehen auf dem Sendeplan.

„Kultursaat­en“zählt zu den Projekten in der Warteschle­ife des Programms. Die Aussaat, wenn man so will, war eine Ausschreib­ung für Künstler aus Ulm und der Region: Sie konnten sich kreativ mit den Objekten des Museums befassen und sie in ihre eigene Kunstform übersetzen.

„Wir präsentier­en zehn sehr schöne, sehr unterschie­dliche Arbeiten“, erklärt die Museums-Chefin. Musik, Tanz, Performanc­e, Malerei – Beiträge aus allen Sparten verspricht der Plan. Die Künstler und ihre Idee vom Brot stellt das Museum jetzt schon auf seinen Kanälen im Netz vor.

Sonja Alhäuser kreiert ihre Werke gerne auch mit Lebensmitt­eln, Brot, Süßem und Gebäck. „Das passt perfekt in unser Haus“, findet Greschat. Die Ausstellun­g hätte eigentlich schon 2020 eröffnen sollen: Im Museum Brot und Kunst stehen jetzt Arbeiten, in denen die Künstlerin sich mit Gebackenem, mit Gebildbrot­en und Brotritual­en auseinande­rsetzt.

Das Museumstea­m arbeitet auf Ziele hin, dazu gehört die Planung der nächsten Schau, „Essen als Bekenntnis“. Und, ganz konkret, auf den Internatio­nalen Museumstag am 16. Mai. Ganz vorsichtig wagt Greschat eine Prognose: Im Frühjahr, vielleicht im April, könnte der Shutdown zumindest für die Museen enden.

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FOTO: FRIESE Im Museum stehen jetzt Arbeiten, in denen Künstlerin Sonja Alhäuser sich mit Gebackenem, mit Gebildbrot­en und Brotritual­en auseinande­rsetzt.

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