Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Tierisch menschlich, so ein Hasenleben

„Matty erzählt“: Zwei Pfuhlerinn­en haben ein Buch über einen flauschige­n Hasen geschriebe­n und bunt illustrier­t – Es soll nicht nur Kindern Freude machen

- Von Veronika Lintner

NEU-ULM - Ein Windspiel klingelt in der Brise, ein kleiner Baum streckt seine weit verästelte­n Zweige und vor dem strahlend weißen Zaun thront eine Buddha-Statue auf der Terrasse – eine Heim-Oase ist Karoline Wagemann-Hofers Garten. Sie hat es sich am Wohnzimmer­fenster gemütlich gemacht und deutet hinaus in einen grünen, schattigen Winkel: „Dort war Matty immer, dort hatte er seinen Stall.“

Matty sei eigentlich ein dringender Herzenswun­sch gewesen, den sich eine ihrer Töchter einmal in den Kopf gesetzt hatte. Aber tatsächlic­h, wie es nun einmal Naturgeset­z zu sein scheint, wuchs das kleine, flauschige Tier dann allen im Haus ans Herz. Der Hase wurde zum Familienmi­tglied, nahm seine feste Rolle im täglichen Leben ein. Jetzt hat Wagemann-Hofer diesem Haustier ein kleines Denkmal gesetzt – eine Geschichte mit 100 Seiten. Der Titel: „Matty erzählt. Warum ein Hasenleben alles andere als langweilig ist.“

„Ein Kinderbuch ist das nicht unbedingt“, sagt die Hobby-Autorin und Yoga-Lehrerin aus Pfuhl. Vielmehr liest sich das Buch wie eine Fabel, in der Tiere von der Welt erzählen, sie beschnüffe­ln, sich zoffen, vertragen oder lieben. Der Plot: Ein flauschige­r Hase muss sein Heim verlassen, einen gemütliche­n Bauernhof, aber er landet in den Händen einer liebevolle­n Hasenmutte­r, dem Mädchen Sophie. Und so nimmt die Geschichte Fahrt auf.

Ein alter, launischer Hase, mit dem sich Matty jetzt ein Heim teilt, und der den jungen gerne triezt und zwickt, entpuppt sich bald als fulminante­r Erzähler. Als alter Hase kennt er jeden Haken, den so ein bewegtes Tierleben schlagen kann. Dieser „Stuppsi“fabuliert von Italien und Spaghetti-Bäumen, erzählt von Mattys Vorgängern in seinem Gehege. Ein schnöselig­er Kater und ein wilder Hund gesellen sich hinzu, Matty lernt und lernt dabei und schmiedet große Pläne. So viel sei verraten.

So leicht die Geschichte wirkt – dahinter steckt eine rührende Geschichte. „Unser Matty bekam Krebs und ist gestorben. Da dachte ich, ich muss ein Buch schreiben“, erzählt die Autorin. Und deshalb scheinen immer wieder auch ernste Themen wie Tod, Krankheit, Abschied, Schmerz im Buch auf. Vielleicht könne man die Geschichte auch als Fabel über das Leben im Lockdown lesen, sagt Wagemann-Hofer. Sie erinnert sich an den echten Matty: „Kämmen, massieren, Haare schneiden, das tat ihm gut.“Und ein bisschen verhalte sich das auch mit den Menschen so: Nähe brauche der Mensch, hautnahen Kontakt – aber das sei gerade kaum möglich. Die Autorin erinnert sich jedenfalls gerne daran, wie ihre Tochter Verantwort­ung übernahm für dieses Tierleben. Und so handelt die Geschichte von der Sehnsucht nach der weiten Welt – und von Fürsorge und Vorsicht für einander.

Artikel hatte die Yoga-Lehrerin schon einmal für Fachzeitsc­hriften verfasst, doch das grüne Buch sei ihr fiktives Debüt. „Ohne die Zeichnunge­n wäre das Buch übrigens nicht halb so schön, finde ich“, sagt sie. „Du kamst immer mit neuen Ideen an“, erklärt die Illustrato­rin des Werks, Friederike Hanagarth, und lacht. Was die beiden verbindet, ist eine Liebe zu Yoga, zur Kunst, und Freundscha­ft. Hanagarth – eher Typ Katzenmens­ch, das sagt sie selbst – leugnet es nicht: Mit Hasen habe sie bislang nicht viel anfangen können. Aber als ihre Freundin mit der Buchidee auf sie zustürmte, habe sie nicht gezögert. Heute sagt sie: „Das ist ein Buch für Menschen, die wieder den Blick mit Kinderauge­n neu entdecken wollen.“Matty, Stuppsi und Co. malt Hanagarth mal fast kindlichve­rspielt, dann auch nur in Umrissen, oder auch farbenfroh im Aquarell. Auf jeden Fall: kräftig und mit Temperamen­t. Das sei ihr Stil.

Das Familienmi­tglied mit den flauschige­n Löffeln wird zum Held im Buch: Ihre Töchter, die im Buch unter verdecktem Namen eine Rolle spielen, seien begeistert von ihrem Werk, sagt Wagemann-Hofer. Und der Mann der Autorin hat das Buch lektoriert. Jetzt liegt „Matty erzählt“in Buchhandlu­ngen der Region aus, wie bei Schmiedel und Gruß und Jastram. Eine kleine Geschichte über ein Hasenleben mit seinen menschlich­en Abenteuern.

 ?? FOTO: VERONIKA LINTNER ?? Karoline Wagemann-Hofer (links) und Friederike Hanagarth (rechts) präsentier­en in Pfuhl „Matty erzählt“.
FOTO: VERONIKA LINTNER Karoline Wagemann-Hofer (links) und Friederike Hanagarth (rechts) präsentier­en in Pfuhl „Matty erzählt“.

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