Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Szenen einer Partnerschaft
Das Verhältnis Flick-Salihamidzic soll so belastet sein, dass der Bayern-Trainer ans Gehen denkt
MÜNCHEN (SID/dpa) - Hansi Flick verweist seit Tagen auf seinen Vertrag bis 2023 – doch die vielen Diskussionen und Spekulationen um seine Zukunft kann der Erfolgscoach von Bayern München trotzdem nicht verhindern. Bleibt Flick beim Rekordmeister? Wird er Nachfolger von Bundestrainer Joachim Löw? Oder hört er bei Bayern München so oder so im Sommer auf?
Von dieser Option berichtete am Montag erstmals die „Bild“-Zeitung. Angeblich ist das Verhältnis von Flick zu Sportvorstand Hasan Salihamidzic stärker belastet als bisher bekannt. In Bezug auf die Kaderplanung und einzelne Personalien sollen beide über Kreuz liegen. Zudem habe Flick registriert, heißt es, dass sich Salihamidzic nach Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann erkundigt haben soll. Zumindest sah sich RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff in den vergangenen Tagen bereits mehrmals genötigt, dies zu dementieren. „Es gibt gültige Verträge. Und dies reicht“, sagte er der „Bild“auf die Frage, ob er einen solchen „Transfer“verbieten könne.
Zudem, so fügte Mintzlaff bei Sky an, habe er „nicht das Gefühl, dass Julian keine Lust mehr auf Leipzig hat.
Er hat hier sehr viel Spaß. Ich bin tiefenentspannt.“Immerhin machte Nagelsmann in der Vergangenheit nie ein Hehl aus seiner Bewunderung für den FC Bayern. Aktuell sei es jedoch „respektlos, über diese Themen zu sprechen“, betonte er.
Diese Themen sind aber präsent, seit Löw am vergangenen Dienstag seinen Rückzug als DFB-Coach nach der Europameisterschaft im Sommer publik gemacht hat. Die Ideallösung als Nachfolger hieße: Flick.
Der 56-Jährige, der die Bayern in seiner 16-monatigen Amtszeit zu sechs Titeln geführt hat, ist zwar sichtlich bemüht, dem Thema die Brisanz zu nehmen. Doch das gelingt Flick kaum, zumal er anders als Klopp ein klares Nein zum DFB-Job wiederholt verweigert hat.
Grundsätzliches Interesse am Bundestrainer-Amt soll der ehemalige Löw-Assistent dem Vernehmen nach durchaus haben. Er wird aber aus Loyalität zum FC Bayern nicht in die Offensive gehen. Der designierte Vorstandsvorsitzende der Münchner, Oliver Kahn, zeigte sich im „Kicker“indes „entspannt, da Hansi Flick bei uns einen Vertrag bis 2023 besitzt“. Doch allzu sicher sollten sich die Bayern nicht sein. Flick hatte einst auch Jobs beim DFB und in Hoffenheim vorzeitig aufgegeben, weil es nicht mehr passte. Vor diesem Hintergrund könnte das angespannte Verhältnis zu Salihamidzic durchaus eine Rolle bei seiner Entscheidung spielen. Flick hatte erst am Freitag Probleme eingeräumt. Es herrsche nicht „immer Einigkeit“, sagte er, „aber das ist in einer Partnerschaft ganz normal“.
Normal auch die Reaktion des aktuellen Vorstandsvorsitzenden KarlHeinz Rummenigge nach einem Gespräch mit DFB-Präsident Fritz Keller: Man wolle die gerade erst begonnene Erfolgsära mit Flick unbedingt über das Saisonende hinaus fortsetzen, sagte Rummenigge. „Wir wären ja verrückt, wenn wir jetzt unseren Trainer vorzeitig gehen lassen würden.“Und: „Ich finde den Entschluss des DFB seriös und korrekt, keinen Trainer zu kontaktieren, der vertraglich über den 30. Juni 2021 hinaus gebunden ist.“