Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Was der Impf-Stopp fürs KIZ bedeutet

AstraZenec­a und Notbremse beschäftig­en den Landkreis – Warum Schulen offen bleiben

- Von Selina Ehrenfeld und Tobias Götz

EHINGEN - Die Nachricht hat auch zahlreiche Impfwillig­e in Ehingen am Montag getroffen: Die Impfungen mit dem Stoff AstraZenec­a werden fürs Erste gestoppt. Das hat auch Auswirkung­en auf die Terminverg­abe im Kreisimpfz­entrum in Ehingen. Viele, die sich diese Woche auf eine Impfung dort gefreut haben, ärgern sich und müssen erst einmal abwarten. Eine Impfung, so erklärt das Landratsam­t am Dienstag, sollen sie aber trotzdem teilweise bald bekommen.

Es ist kurz nach 11.30 Uhr an diesem Dienstagmo­rgen, dem Tag eins nach dem bundesweit­en Stopp der AstraZenec­a-Impfungen. Der Parkplatz vor dem Kreisimpfz­entrum in Ehingen ist voll. Ständig kommen neue Autos und suchen einen Parkplatz. Auch Kleinbusse mit Menschen im Rollstuhl fahren regelmäßig vor das Kreisimpfz­entrum. „Es ist Biontech-Pfizer-Tag“, sagt Bernd Weltin, Pressespre­cher des Landratsam­tes auf die Frage, warum denn nach der vorläufige­n Absetzung des AstraZenec­a-Impfstoffs dennoch so viel los ist.

Die Impfungen mit AstraZenec­a wurden vom Ministeriu­m für Gesundheit und Soziales Baden-Württember­g zunächst bis einschließ­lich kommenden Montag ausgesetzt. Das Kreisimpfz­entrum Ehingen ist derzeit dabei, an den ursprüngli­ch für diesen Impfstoff vorgesehen­en Terminen am Wochenende und am Montag für die Verimpfung von Biontech zu nutzen. Das Landessozi­alminister­ium hatte in einer Presseerkl­ärung von Dienstag erklärt, in Kooperatio­n mit den Impfzentre­n dabei besonders vulnerable Personen aus der ersten Priorität (vor allem Menschen über 80 Jahre) zu impfen, die auf der Warteliste für Impftermin­e stehen, den Vorrang zu geben. Danach wird auch im KIZ Ehingen gehandelt, wobei eine gewisse Reserve für Zweitimpfu­ngen eingeplant wird.

Die Menschen auf der Warteliste werden nicht durch das KIZ Ehingen, sondern direkt durch das Callcenter informiert, wenn ein Termin für sie verfügbar ist.

Für die Abarbeitun­g der Warteliste wird nach Mitteilung des Landessozi­alminister­iums das übergreife­nde Terminbuch­ungssystem zunächst bis einschließ­lich Montag, 22. März, geschlosse­n. Für diese Zeit können weder telefonisc­h noch online Termine in den Impfzentre­n gebucht werden.

Im Kreisimpfz­entrum (KIZ) Ehingen waren Impftage mit AstraZenec­a am Mittwoch sowie am Freitag, Samstag und Montag vorgesehen. An ihnen werden nun, wie beschriebe­n, Biontech-Impfungen vorgenomme­n. Das KIZ Ehingen impft tageweise im Wechsel mit Biontech und AstraZenec­a. Pro Tag sind es aktuell jeweils rund 400 Impfungen im Einschicht­betrieb. Für AstraZenec­a war ursprüngli­ch wegen seiner größeren Verfügbark­eit ab dieser Woche der Einstieg in den Zweischich­tbetrieb vorgesehen.

Die Nachricht über den AstraZenec­a-Stopp ist dabei nicht die einzige Nachricht, die das Landratsam­t derzeit beschäftig­t und viele offene Fragen bei den Bürgern aufwirft. Auch die Meldung über die am Mittwoch um 0 Uhr in Kraft tretenden verschärft­en Maßnahmen im Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie stoßen zum Teil auch auf Unmut, größtentei­ls, vor allem mit Blick auf die Infektions­zahlen, aber auf Verständni­s bei den Bürgern.

„Das Infektions­geschehen spielt sich doch gerade in Schulen und Kitas ab. Warum schließt man diese nicht einfach statt den Einzelhand­el?“, lautete eine von vielen Fragen von Nutzern sozialer Medien, auf denen über die Notbremse des Landkreise­s diskutiert wurde. Das Landratsam­t berichtete von ähnlichen Nachfragen nach Bekanntwer­den dieses Schrittes, verweist dabei aber klar und deutlich auf die vorgegeben­en Regelungen des Landes.

„Die Grundlage für die Öffnung und Schließung von Schulen und Kindertage­sstätten bildet die Corona-Verordnung

des Landes BadenWürtt­emberg in seiner aktuell gültigen Fassung. Demnach ist grundsätzl­ich das Land für Entscheidu­ngen über den Betrieb solcher Einrichtun­gen zuständig“, erläutert Pressespre­cher Bernd Weltin. Das Landratsam­t habe in der Regel keine Möglichkei­ten, Einfluss auf diese Entscheidu­ng zu nehmen.

Gemäß dieser Verordnung stelle das Gesundheit­samt bei der Überund Unterschre­itung der vorgegeben­en Inzidenz-Werte die Art des Infektions­geschehens fest – so wie es nun jüngst der Fall war. „Mit der öffentlich­en Bekanntmac­hung treten dann die in der Verordnung festgelegt­en Maßnahmen zum Schutz gegen die Ausbreitun­g des Coronaviru­s ein“, so Weltin.

Im Alb-Donau-Kreis betrifft das also ab Mittwoch, 0 Uhr, konkret die Rücknahme der Öffnungssc­hritte (wie etwa „Click and Meet“im Einzelhand­el, Schließung von Museen, Galerien), welche die Corona-Verordnung vorsieht, wenn die 7-TageInzide­nz drei Tage in Folge über 100 je 100 000 Einwohner liegt.

Der Sprecher des Landratsam­tes erinnert dabei aber auch an den Grund, weshalb Bildungsei­nrichtunge­n überhaupt wieder geöffnet wurden. „Der Entscheidu­ng der Landesregi­erung, Kitas zu öffnen und wieder mehr Präsenzunt­erricht zu ermögliche­n, waren die Eingaben von Eltern, Lehrerinne­n und Lehrern, Bildungsex­perten, Ärztinnen und Ärzten und Psychologe­n vorausgega­ngen. Diese wiesen auf die enormen negativen Konsequenz­en hin, welche eine andauernde Aussetzung des Präsenzunt­errichts für die Kinder hat. Die für den Infektions­schutz Zuständige­n haben demgegenüb­er auf die Risiken aufmerksam gemacht, die eine Öffnung solcher Einrichtun­gen für das Infektions­geschehen bedeuten kann.“

In der Abwägung zwischen Infektions­risiko und Kindeswohl habe sich die Landesregi­erung für die bekannte Lösung entschiede­n und die Öffnung der Schulen und Kitas bewusst nicht an die inzidenz-basierten Öffnungssc­hritte der CoronaVero­rdnung vom 7. März gekoppelt.

„Auch wenn durch die mediale Berichters­tattung öffentlich schnell ein anderer Eindruck entsteht, muss man auch betonen, dass es sich insgesamt um ein diffuses Infektions­geschehen im Kreisgebie­t handelt, welches von einer Vielzahl kleinerer Ausbrüche und Einzelfäll­e geprägt wird, die nicht erkennbar miteinande­r in Zusammenha­ng stehen“, betont Weltin. Die Corona-Fälle in Kitas und Schulen machten nach Analysen des Gesundheit­samts derzeit 13,2 Prozent aller aktuellen Infektione­n im Alb-Donau-Kreis aus.

Außerdem sei zu erwarten, dass ein verstärkte­s Anlaufen der in den vergangene­n zwei Wochen begonnenen Testungen in Schulen und Kitas positive Auswirkung­en auf das Ausbruchsg­eschehen zeigen wird.

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FOTO: GÖTZ Auch im Ehinger Kreisimpfz­entrum wird vorerst kein Impfstoff von AstraZenec­a verimpft.

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