Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Was der Impf-Stopp fürs KIZ bedeutet
AstraZeneca und Notbremse beschäftigen den Landkreis – Warum Schulen offen bleiben
EHINGEN - Die Nachricht hat auch zahlreiche Impfwillige in Ehingen am Montag getroffen: Die Impfungen mit dem Stoff AstraZeneca werden fürs Erste gestoppt. Das hat auch Auswirkungen auf die Terminvergabe im Kreisimpfzentrum in Ehingen. Viele, die sich diese Woche auf eine Impfung dort gefreut haben, ärgern sich und müssen erst einmal abwarten. Eine Impfung, so erklärt das Landratsamt am Dienstag, sollen sie aber trotzdem teilweise bald bekommen.
Es ist kurz nach 11.30 Uhr an diesem Dienstagmorgen, dem Tag eins nach dem bundesweiten Stopp der AstraZeneca-Impfungen. Der Parkplatz vor dem Kreisimpfzentrum in Ehingen ist voll. Ständig kommen neue Autos und suchen einen Parkplatz. Auch Kleinbusse mit Menschen im Rollstuhl fahren regelmäßig vor das Kreisimpfzentrum. „Es ist Biontech-Pfizer-Tag“, sagt Bernd Weltin, Pressesprecher des Landratsamtes auf die Frage, warum denn nach der vorläufigen Absetzung des AstraZeneca-Impfstoffs dennoch so viel los ist.
Die Impfungen mit AstraZeneca wurden vom Ministerium für Gesundheit und Soziales Baden-Württemberg zunächst bis einschließlich kommenden Montag ausgesetzt. Das Kreisimpfzentrum Ehingen ist derzeit dabei, an den ursprünglich für diesen Impfstoff vorgesehenen Terminen am Wochenende und am Montag für die Verimpfung von Biontech zu nutzen. Das Landessozialministerium hatte in einer Presseerklärung von Dienstag erklärt, in Kooperation mit den Impfzentren dabei besonders vulnerable Personen aus der ersten Priorität (vor allem Menschen über 80 Jahre) zu impfen, die auf der Warteliste für Impftermine stehen, den Vorrang zu geben. Danach wird auch im KIZ Ehingen gehandelt, wobei eine gewisse Reserve für Zweitimpfungen eingeplant wird.
Die Menschen auf der Warteliste werden nicht durch das KIZ Ehingen, sondern direkt durch das Callcenter informiert, wenn ein Termin für sie verfügbar ist.
Für die Abarbeitung der Warteliste wird nach Mitteilung des Landessozialministeriums das übergreifende Terminbuchungssystem zunächst bis einschließlich Montag, 22. März, geschlossen. Für diese Zeit können weder telefonisch noch online Termine in den Impfzentren gebucht werden.
Im Kreisimpfzentrum (KIZ) Ehingen waren Impftage mit AstraZeneca am Mittwoch sowie am Freitag, Samstag und Montag vorgesehen. An ihnen werden nun, wie beschrieben, Biontech-Impfungen vorgenommen. Das KIZ Ehingen impft tageweise im Wechsel mit Biontech und AstraZeneca. Pro Tag sind es aktuell jeweils rund 400 Impfungen im Einschichtbetrieb. Für AstraZeneca war ursprünglich wegen seiner größeren Verfügbarkeit ab dieser Woche der Einstieg in den Zweischichtbetrieb vorgesehen.
Die Nachricht über den AstraZeneca-Stopp ist dabei nicht die einzige Nachricht, die das Landratsamt derzeit beschäftigt und viele offene Fragen bei den Bürgern aufwirft. Auch die Meldung über die am Mittwoch um 0 Uhr in Kraft tretenden verschärften Maßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie stoßen zum Teil auch auf Unmut, größtenteils, vor allem mit Blick auf die Infektionszahlen, aber auf Verständnis bei den Bürgern.
„Das Infektionsgeschehen spielt sich doch gerade in Schulen und Kitas ab. Warum schließt man diese nicht einfach statt den Einzelhandel?“, lautete eine von vielen Fragen von Nutzern sozialer Medien, auf denen über die Notbremse des Landkreises diskutiert wurde. Das Landratsamt berichtete von ähnlichen Nachfragen nach Bekanntwerden dieses Schrittes, verweist dabei aber klar und deutlich auf die vorgegebenen Regelungen des Landes.
„Die Grundlage für die Öffnung und Schließung von Schulen und Kindertagesstätten bildet die Corona-Verordnung
des Landes BadenWürttemberg in seiner aktuell gültigen Fassung. Demnach ist grundsätzlich das Land für Entscheidungen über den Betrieb solcher Einrichtungen zuständig“, erläutert Pressesprecher Bernd Weltin. Das Landratsamt habe in der Regel keine Möglichkeiten, Einfluss auf diese Entscheidung zu nehmen.
Gemäß dieser Verordnung stelle das Gesundheitsamt bei der Überund Unterschreitung der vorgegebenen Inzidenz-Werte die Art des Infektionsgeschehens fest – so wie es nun jüngst der Fall war. „Mit der öffentlichen Bekanntmachung treten dann die in der Verordnung festgelegten Maßnahmen zum Schutz gegen die Ausbreitung des Coronavirus ein“, so Weltin.
Im Alb-Donau-Kreis betrifft das also ab Mittwoch, 0 Uhr, konkret die Rücknahme der Öffnungsschritte (wie etwa „Click and Meet“im Einzelhandel, Schließung von Museen, Galerien), welche die Corona-Verordnung vorsieht, wenn die 7-TageInzidenz drei Tage in Folge über 100 je 100 000 Einwohner liegt.
Der Sprecher des Landratsamtes erinnert dabei aber auch an den Grund, weshalb Bildungseinrichtungen überhaupt wieder geöffnet wurden. „Der Entscheidung der Landesregierung, Kitas zu öffnen und wieder mehr Präsenzunterricht zu ermöglichen, waren die Eingaben von Eltern, Lehrerinnen und Lehrern, Bildungsexperten, Ärztinnen und Ärzten und Psychologen vorausgegangen. Diese wiesen auf die enormen negativen Konsequenzen hin, welche eine andauernde Aussetzung des Präsenzunterrichts für die Kinder hat. Die für den Infektionsschutz Zuständigen haben demgegenüber auf die Risiken aufmerksam gemacht, die eine Öffnung solcher Einrichtungen für das Infektionsgeschehen bedeuten kann.“
In der Abwägung zwischen Infektionsrisiko und Kindeswohl habe sich die Landesregierung für die bekannte Lösung entschieden und die Öffnung der Schulen und Kitas bewusst nicht an die inzidenz-basierten Öffnungsschritte der CoronaVerordnung vom 7. März gekoppelt.
„Auch wenn durch die mediale Berichterstattung öffentlich schnell ein anderer Eindruck entsteht, muss man auch betonen, dass es sich insgesamt um ein diffuses Infektionsgeschehen im Kreisgebiet handelt, welches von einer Vielzahl kleinerer Ausbrüche und Einzelfälle geprägt wird, die nicht erkennbar miteinander in Zusammenhang stehen“, betont Weltin. Die Corona-Fälle in Kitas und Schulen machten nach Analysen des Gesundheitsamts derzeit 13,2 Prozent aller aktuellen Infektionen im Alb-Donau-Kreis aus.
Außerdem sei zu erwarten, dass ein verstärktes Anlaufen der in den vergangenen zwei Wochen begonnenen Testungen in Schulen und Kitas positive Auswirkungen auf das Ausbruchsgeschehen zeigen wird.