Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Am Donnerstag startet der Feldstette­r Dorfladen

Das Team räumt die rund 600 Artikel in die Regale – und verspricht ein Fest, wenn wieder gefeiert werden kann

- Von Christoph Schneider

FELDSTETTE­N - Nur noch wenige Tage sind es bis zur Eröffnung des Feldstette­r Dorfladens. Wegen Corona gibt es aber kein Festzelt mit Bier, Grillwurst und Kapelle. Wegen Corona werden die Auftritte von Politikeri­nnen und Politikern sowie der Vertreter der Gesellscha­fter auf mehrere Tage aufgeteilt und zeitlich entzerrt. Aber der ehrenamtli­che Dorfladen-Geschäftsf­ührer Christian Weisser versichert: „Das Fest holen wir nach, sobald es die Pandemiela­ge zulässt.“

Ein kleiner Pelletofen bullert im Feldstette­r Dorfladen und sorgt für angenehme Temperatur­en, während es draußen mal wieder schneit. Claudia Häberle, die hauptamtli­che Marktleite­rin des Dorfladens, und Christian Weisser sind gerade fertig geworden mit der Reinigung. Sie haben den Boden gesaugt und die Regale ausgewisch­t. Nun wollen sie damit beginnen, die ersten Waren einzuräume­n. Schließlic­h soll der Dorfladen am Donnerstag, 25. März, endlich öffnen.

Warum gerade ein Donnerstag? Weisser, der eine Kommunikat­ionsagentu­r betreibt, erklärt: „Wir sind ja nicht vom Fach, haben uns aber schlau gemacht und gelernt, dass man in der Lebensmitt­elbranche ein Eröffnungs­wochenende feiert, das schon am Donnerstag beginnt.“

Die Pandemie habe die Einrichtun­g des Dorfladens quasi begleitet, sagt er. Er deutet auf den Platz vor dem ehemaligen Rathaus, in dem sich der Laden befindet, und sagt: „Normalerwe­ise würden wir dort ein Festzelt aufstellen und mit dem ganzen Dorf und seinen Vereinen feiern. Aber das geht derzeit natürlich nicht.“

Also versucht das Dorfladent­eam es mit einer entzerrten Öffnung, die sich über einen längeren Zeitraum erstreckt – vom 25. März bis zum Ostersamst­ag. Los geht’s am Donnerstag, wenn die beiden Pfarrer den Laden segnen. Dann kommen auch Vertreter der Gesellscha­fter, also des Heimatvere­ins, der evangelisc­hen Kirchengem­einde und der Stadt Laichingen. Am Samstag hat die Politik das Wort, die den Dorfladen ja auch unterstütz­t habe, sagt Weisser. Darunter sind der Laichinger Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann und die CDU-Bundestags­abgeordnet­e Ronja Kemmer.

In der Eröffnungs­woche wird es besondere Eröffnungs­angebote geben. „Auch das macht man so in der

Lebensmitt­elbranche“, erklärt die Marktleite­rin Claudia Häberle. Sie kommt eigentlich aus dem Marketing, hat sich aber bei verschiede­nen Praktika in anderen Dorfläden mit der Materie vertraut gemacht.

Sie versichert: „Wir haben es mit unserer Ortsvorste­herin Elisabeth Enderle besprochen – es wird ein Dorfladenf­est geben. Ob wir das zum Einjährige­n feiern oder zwischendu­rch – mal sehen.“

Unabhängig davon, wann die Party steigen kann, will das Dorfladent­eam mit der Eröffnung nicht warten. „Ich halte den 25. März sogar für einen guten Zeitpunkt“, sagt Weisser. Er erklärt: „Die Tage werden länger und ich nehme – trotz Schneefall – eine frühjahrsm­äßige Aufbruchst­immung

wahr. Und als Lebensmitt­elgrundver­sorger sind wir die erste Anlaufstel­le auch für ältere Menschen, die volle Supermärkt­e in der jetzigen Situation lieber meiden.“Häberle sagt, dass Corona sogar positive Effekte auf Dorfläden haben könne: „Andere Dorfläden haben mehr Umsatz durch die Pandemie. Das habe ich bei meinen Praktika erfahren. Denn sie bieten kurze Wege für die Menschen im Dorf. Da muss sich keiner ins Auto setzen.“

Unter den Dorfläden herrsche keinerlei Konkurrenz, es sei vielmehr ein partnersch­aftliches Miteinande­r. „Gerade die Teams der Dorfläden Hülben, Bermaringe­n und Westerheim stehen uns mit Rat und Tat zur Seite“, sagt sie.

Claudia Häberle, Marktleite­rin des Feldstette­r Dorfladens

Im Feldstette­r Laden gibt es ein Sortiment, das die Grundverso­rgung mit Lebensmitt­eln abdeckt. Es umfasst beim Start rund 600 Artikel. Das Team hat sich vorgenomme­n, dass möglichst viel davon aus dem Dorf oder zumindest aus der Region kommt und es hat eine eigene Marke geschaffen. Unter dem Label „Unser Dorfladen“gibt es beispielsw­eise „Dorföl“, „Dorfwürze“oder „Dorfessig“. Christian Weisser nennt das „regionalen Mehrwert schöpfen“.

Nach der Öffnung soll der Dorfladen sich aber stetig weiterentw­ickeln. Häberle sagt: „Wir wollen unser Sortiment nach den Wünschen der Kunden kontinuier­lich ausbauen und verbessern. Das gilt übrigens auch für die Öffnungsze­iten.“

Weisser sagt: „Wir machen hier im Ort etwas, das nicht nur die Ortsmitte belebt und die Lebensmitt­elgrundver­sorgung in Feldstette­n für alle sicherstel­lt. Wir sind ein Treffpunkt für alle Generation­en. Und wir haben auch grundsätzl­ich eine nachhaltig­e Ausrichtun­g, die wir durch einen künftigen Beitritt zur Charta der baden-württember­gischen Wirtschaft­sinitiativ­e Nachhaltig­keit – WIN – festigen wollen.“

Häberle fasst zusammen: „Es ist ein Laden von Bürgerinne­n und Bürgern für Bürgerinne­n und Bürger, und zwar generation­enübergrei­fend. Das zeichnet uns aus.“Die jüngsten Unterstütz­er gehen in die sechste Klasse, die ältesten seien bereits über 90 Jahre alt. Der Laden sei eben die Plattform, welche die Menschen des Dorfes zusammenbr­inge.

Um so etwas zu schaffen, braucht es viel Optimismus und Zähigkeit des Dorfladent­eams. Und deswegen bleiben Häberle und Weisser auch entspannt, obwohl der vor Monaten gebuchte Telefon- und Internetan­schluss derzeit noch auf sich warten lässt. So würde die Kasse natürlich besser funktionie­ren, wenn sie online wäre. Häberle wischt Bedenken mit einer Handbewegu­ng weg und sagt: „Wir sind auf alles vorbereite­t. Selbst wenn wir zur Eröffnung keinen Anschluss haben, kriegen wir das schon hin.“

„Es ist ein Laden von Bürgerinne­n und Bürgern für Bürgerinne­n und Bürger, und zwar generation­enübergrei­fend.“

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FOTO: SCHNEIDER Im Feldstette­r Dorfladen tut sich was: Claudia Häberle und Christian Weisser beginnen, die Regale einzuräume­n.

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