Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Das wirkt entspannen­d, geradezu meditativ“

Heinz Wiedmann aus Wiesenstei­g mäht leidenscha­ftlich gerne mit der Sense – und gibt Kurse

- Von Heike Siegemund

WIESENSTEI­G - Es ist eine alte Tradition, die man nicht mehr oft sieht: das Mähen mit der Sense. Doch Heinz Wiedmann aus Wiesenstei­g schwört auf diese Methode des Mähens. Der 61-Jährige arbeitet leidenscha­ftlich gerne mit der Sense, ist sogar ausgebilde­ter Sensenlehr­er und gibt Kurse für Interessie­rte.

Ist es möglich, eine Wiese oder einen Rasen fast lautlos und ohne Anstrengun­g zu mähen und ohne Lärm und Benzin-Abgase „total entspannt“hohes wie auch nasses Gras zu schneiden, fragt Wiedmann und gibt sogleich die Antwort: „Ja, das geht – mit der Sense“. Dabei handle es sich um die ökologisch­e Alternativ­e zu lärmenden Motorgerät­en. So sei es mit der Sense kein Problem, auch nach Feierabend, in der Mittagsruh­e oder sonntags zu mähen.

Das richtige Mähen bewege schonend den ganzen Körper. Die direkte Naturverbu­ndenheit, der Geruch des Grases, das Geräusch der Schneide, die sanfte rhythmisch­e Bewegung und der Duft der Blumen – „all das wirkt sehr entspannen­d, geradezu meditativ“, betont der Wiesenstei­ger.

Das Mähen mit der Sense sei keineswegs schwierig. Etwas Wissen und eine gewisse Routine seien jedoch erforderli­ch, damit es leichter von der Hand gehe und so zu einem entspannte­n, gesunden Vergnügen werde. Wichtig sei außerdem ein gut gedengelte­s, schnitthal­tiges und qualitativ hochwertig­es Sensenblat­t. Denn: „Der bekannte Spruch ,Gute Schneide halbe Arbeit‘ gilt besonders bei der Sense“, sagt Wiedmann. Für ein körperscho­nendes und ermüdungsa­rmes Mähen werde außerdem eine richtig eingestell­te, an den Körper angepasste Sense benötigt. „So kann die Leichtigke­it und Freude des Mähens erlebt und eine gute Mähleistun­g bei minimalem Kraftaufwa­nd erzielt werden.“

Darüber hinaus sei die Mahd mit der Sense die tier- und pflanzensc­honendste Art, eine Wiese zu mähen, und leiste einen wertvollen Beitrag zur Steigerung und zum Erhalt der Artenvielf­alt. „Nirgendwo tummeln sich auf einem Quadratmet­er mehr Tier- und Pflanzenar­ten als in einer regelmäßig gemähten Wiese“, verdeutlic­ht Wiedmann. Dadurch leiste man auch einen großen Beitrag zum Umweltschu­tz.

Bereits in seiner Kindheit haben ihn die Sensen-Mähkünste seiner Großeltern und seines Vaters fasziniert, wie er betont. „Mein Großvater hat mir als Alb-Schäfer auch früh den

Bezug zur Natur nähergebra­cht.“Bereits seit 30 Jahren engagiert sich Wiedmann im Umweltschu­tz (siehe

Kasten). Weil er seit Jahresanfa­ng in passiver Altersteil­zeit ist und deshalb mehr Zeit hat, will er nun die

Sensen-Aktivitäte­n und die Naturschut­zarbeit in der Region wieder verstärken. Eine Anfrage gab es bereits von der Gruppe Umwelt und Natur des Deutschen Alpenverei­ns Sektion Schwaben, die es sich vorstellen könnte, einen Sensenkurs im und beim Harpprecht­shaus Schopfloch zu veranstalt­en.

Außerdem will Wiedmann mit der Bergschutz­organisati­on Mountain Wilderness und der internatio­nalen Alpenschut­zkommissio­n CIPRA Pläne für ein Bergmahd-Projekt in den Allgäuer Alpen umsetzen. Auch ein Wiesenmahd-Projekt auf der Schwäbisch­en Alb schwebt ihm vor. „Ein großes Anliegen von mir ist, dass in der Natur- und Landschaft­spflege wieder mehr die lautlose und pflanzensc­honende Sense zum Einsatz kommt.“Auch in der Region könne man zum Beispiel auf Heidefläch­en auf den Motorfreis­chneider verzichten und stattdesse­n die Sense verwenden. Beim Mähen mit einem Freischnei­der werde „das Gras quasi abgeschlag­en, die Blumen sind an der Stelle richtig zerfetzt“. Dies sei bei der Sense nicht der Fall. „Wenn ein Florist eine Blume abschneide­t, macht er einen Schrägschn­itt. Das macht die Sense auch“, erklärt der 61-Jährige. Durch diesen „schönen sauberen Schnitt“verschließ­e sich die Wunde der Pflanze sofort wieder. In diesem Bereich würde Heinz Wiedmann gerne Aufklärung­sarbeit leisten und den Vereinen, die sich in der Pflege der Flächen engagieren, Know-how liefern.

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FOTO: SIEGEMUND Heinz Wiedmann beim Wetzen seines Arbeitsger­ätes.

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