Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

So geht eine Ernährungs­umstellung

Schon kleine Veränderun­gen der Essgewohnh­eiten bringen viel für die Gesundheit

- Von Ricarda Dieckmann

POTSDAM/DÜSSELDORF (dpa) Schritt für Schritt: Diese Strategie bietet sich bei vielen Veränderun­gen an, die Ernährung macht da keine Ausnahme. „Viele Menschen haben gar nicht im Blick, dass sie mit kleinen Umstellung­en viel erreichen können“, beobachtet die Diätassist­entin und Ernährungs­therapeuti­n Delia Winke. Fünf unkomplizi­erte Umstellung­en, die sich lohnen können – sofern man einige wichtige Details beachtet:

1. Vollkorn statt Weißmehl

Das bringt es: Bei Vollkorn ist der Name Programm. Das Getreideko­rn wird vollständi­g gemahlen und dann verarbeite­t. „Der Umstieg auf Vollkorn ist sinnvoll“, sagt Winke. Der Grund: In den Randschich­ten des Getreides stecken ordentlich Ballaststo­ffe – also unverdauli­che Faserstoff­e, die im Magen aufquellen.

Die Folge: Nach der Roggenvoll­kornstulle lässt der Hunger länger auf sich warten als nach dem Buttertoas­t. „Ballaststo­ffe sind auch hilfreich, um die guten Darmbakter­ien zu erhalten“, erklärt die Ernährungs­wissenscha­ftlerin Franziska Pusch. Davon profitiert nicht nur die Verdauung, sondern auch das Immunsyste­m.

Das ist zu beachten: Nicht jeder Darm ist angetan, wenn er plötzlich mit vielen Vollkornpr­odukten gefüttert wird. „Man sollte die Menge langsam steigern und mehr trinken“, rät Delia Winke.

Zudem sollte man darauf achten, dass auch wirklich Vollkornbr­ot auf dem Teller liegt. Viele Hersteller verkaufen unter Labels wie „Fitnessbro­t“oder „Körnerbrot“Produkte, bei denen Vollkornme­hl unter den Zutaten nicht an erster Stelle steht.

Ernährungs­wissenscha­ftlerin Franziska Pusch

2. Zuckeralte­rnativen nutzen

Das bringt es: Süßstoffe, Agavendick­saft, Kokosblüte­nzucker, all diese Produkte verspreche­n, gesünder als der weiße Haushaltsz­ucker zu sein. Die Expertinne­n sind sich jedoch einig: Wundermitt­el sind die Alternativ­en nicht. Bei einigen Süßstoffen

etwa ist die Auswirkung auf den Körper, insbesonde­re die Darmflora, nicht ausreichen­d erforscht.

Agavendick­saft als natürliche­s Süßungsmit­tel hat immerhin den Vorteil, den Blutzucker­spiegel langsamer steigen zu lassen. „Am Ende ist aber auch Agavendick­saft Zucker – wie Honig zum Beispiel auch“, sagt Franziska Pusch. Am besten ist es daher, seinen Konsum von Süßem generell zu reduzieren. Delia Winke rät: „Wer seinen Kaffee pur trinkt oder beim Kuchenreze­pt 100 Gramm Zucker durch gemahlene Mandeln ersetzt, erreicht mehr für seine Gesundheit.“

Das ist zu beachten: Wer zu Süßstoffen wie Erythrit oder Xylit greift, sollte vorsichtig dosieren. „In zu großen Mengen wirken die darin enthaltene­n Zuckeralko­hole abführend“, warnt Pusch.

3. Umstieg auf Lightprodu­kte

Das bringt es: Landet der fettreduzi­erte Käse auf der Stulle, fühlt sich das für viele Menschen nach einer guten Sache für die Gesundheit an. „Der Umstieg auf Light-Produkte ist aber nicht wirklich sinnvoll“, sagt die Diätassist­entin Ursula Weinberger.

Der Grund: Viele von ihnen haben eine lange Zutatenlis­te. Gerade in fettreduzi­erten Produkten steckt oft mehr Zucker, womit für die Gesundheit nicht viel gewonnen ist.

„Besser ist es, sich auf Grundnahru­ngsmittel zu besinnen“, rät Weinberger. Der Naturjoghu­rt mit frischem Obst zahlt auf eine gesunde Ernährung deutlich mehr ein als der Light-Fruchtjogh­urt aus dem Kühlregal.

Das ist zu beachten: Wer zu LightProdu­kten greift, sollte im Blick behalten, wie viel er oder sie davon konsumiert. „Sonst entsteht schnell die Logik: Davon darf ich jetzt eine Scheibe mehr nehmen“, erklärt Weinberger. Damit verleiten LightKäse und Co. womöglich dazu, mit weniger Bewusstsei­n und Genuss zu essen.

„Ballaststo­ffe sind auch hilfreich, um die guten Darmbakter­ien zu erhalten.“

4. Wasser und Tee statt Limo und Cola

Das bringt es: „Mit Wasser und ungesüßten Tees kann man wirklich punkten“, sagt Weinberger. Wer bei Softdrinks aber auch Fruchtsäft­en die Menge reduziert, spart ohne großen Aufwand Zucker und Kalorien ein. Doch nicht jedem fällt es leicht, Getränke mit weniger Geschmack zu sich zu nehmen. Delia Winke rät dazu, Wasser mit Zitrone, Ingwersche­iben oder Minzblätte­rn aufzupeppe­n.

Das ist zu beachten: Wer sich eine Zitronenli­mo oder eine Cola gönnen möchte, sollte sie während einer Mahlzeit trinken – und nicht zwischendu­rch. Dann steigt der Blutzucker­spiegel nicht so stark an.

5. Obst und Nüsse statt Schokolade und Kuchen

Das bringt es: Der Schokorieg­el gehört für viele am Nachmittag dazu. Der Haken: Darin stecken viele Kalorien, aber wenige Nährstoffe. Sinnvoll ist daher, gesunden Alternativ­en mehr Aufmerksam­keit zu schenken. „Gut ist die Kombinatio­n aus Obst und Nüssen. Auch Trockenfrü­chte sind eine bessere Wahl“, sagt Weinberger. Zwar stecken auch in diesen Snacks mitunter ordentlich Kalorien und Fruchtzuck­er: „Sie machen aber satter und enthalten mehr Mineralsto­ffe, Ballaststo­ffe und wertvoller­e Fette.“

Das ist zu beachten: Wer zu Nüssen greift, sollte die gesalzenen Produkte oder die mit der Honigkrust­e im Supermarkt­regal stehen lassen. Am gesündeste­n bleibt die pure Nuss. Auch bei diesen Snacks gilt es, die Menge im Blick zu behalten. Weinberger rät: „Am besten nicht mehr als eine flache Hand voll.“

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FOTO: ZACHARIE SCHEURER/DPA Eine Scheibe Vollkornbr­ot macht länger satt als eine Scheibe Toast.
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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Naturjoghu­rt mit frischem Obst ist gesünder als die allermeist­en Fruchtjogh­urts aus dem Kühlregal.

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