Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ein Mann fürs Herz
Dr. Sinisa Markovic wird am 1. April Chefarzt der Ehinger Kardiologie
EHINGEN/BLAUBEUREN/LAICHINGEN - Die Kardiologie im Ehinger Alb-Donau-Klinikum bekommt zum 1. April einen neuen Chefarzt. PD Dr. Sinisa Markovic wird die Tätigkeit als Chef für Innere Medizin und Kardiologie aufnehmen, nachdem er viele Jahre bis Ende März, zuletzt als geschäftsführender Oberarzt an der Universitätsklinik Ulm tätig war.
Dr. Sinisa Markovic ist entspannt. Er sitzt in einem der Konferenzräume des Ehinger Klinikums. Der neue Chef der Kardiologie trägt eine graue Jeans und ein weißes Hemd. „Ich habe 1996 Abitur in München gemacht. Ich bin in München geboren und würde mich als waschechten Münchner bezeichnen“, sagt der Mann, der ab dem 1. April die Nachfolge von Dr. Annett Schiefer in der Kardiologie übernimmt. Nach dem Abi in der bayerischen Hauptstadt zog es Markovic allerdings ins Schwabenland – genauer gesagt zum Medizinstudium an die Uni Ulm. Die Vorklinik, sprich der erste Ausbildungsabschnitt der ärztlichen Ausbildung, absolvierte der Mediziner in Ulm, zum Hauptstudium zog es ihn dann wieder zurück nach München, wo er sein Studium im Jahr 2004 abschloss. „Danach bin ich viel rumgekommen, war zwei Jahre als Assistenzarzt in Friedrichshafen am Bodensee und habe in Blaubeuren am Krankenhaus gearbeitet und hatte da meinen ersten Kontakt mit den Kliniken des Alb-Donau-Kreises“, erklärt Markovic seinen medizinischen Werdegang.
Nach einem Jahr an der Klinik in Göppingen wechselte der Herzspezialist dann an die Uniklinik Ulm, wo er seit 2009 arbeitet. „Der Wechsel damals von München nach Ulm war gut für mich. Ulm ist eine nette Stadt zum Shoppen und man merkt heute noch, dass es mal eine Reichsstadt war. Und wenn der Kaffee mal um zehn Cent aufschlägt, schimpfen die Leute“, sagt Markovic und lacht. Seine Heimatstadt München beschreibt er indes so: „Früher war München Meister Eder und sein Pumuckl. Quasi ein voralpines Dorf. Heute ist das anders. Man hört auf den Straßen und in den Kneipen eher Englisch oder Spanisch als einen Münchner Dialekt.“
Sein Leben in Ulm, wo der neue Ehinger Chefarzt mit seiner Frau und drei Kindern lebt, genießt der 45-Jährige. „Ulm ist Dorf und Stadt zugleich. Ich mag die kleine Feste, bei denen sich alle treffen“, sagt Markovic, der die Gelegenheit beim Schopfe packte, als in Ehingen eine Chefarztstelle freigeworden ist. „Ehingen grenzt sich als Klinikstandort von Ulm sehr gut ab“, sagt der Mann, der in seiner wenigen Freizeit viel mit seiner Familie unternimmt, gerne wandert und joggt. Dass er sich im Laufe seines Medizinerlebens für die Kardiologie entschieden hat, war laut Markovic Zufall. „Ich wollte eigentlich Neurologe werden. Dann kam ich aber in die Kardiologie und bemerkte, dass ich dort schnell viel für die Patienten tun kann.“
Wie berichtet, ist Dr. Markovic Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie. Er hat die Zusatzbezeichnungen Notfallmedizin, Intensivmedizin und interventionelle Kardiologie. Mit seinen Mitral- und Trikuspidalklappeninterventionen an der Uniklinik Ulm führte Dr. Markovic eines der führenden AV Klappenzentren in Deutschland und bringt ein breites Spektrum in der Diagnostik und Therapie im Linksherzkatheterlabor mit. Dadurch können Patienten mit einer komplexen Erkrankung der Herzkranzgefäße künftig in hoher Qualität vor Ort in Ehingen behandelt werden. „Patienten haben dann den Vorteil eines familiären Hauses, ohne dass sie dabei in der Qualität der Behandlung Abstriche machen müssten“, erklärt Dr. Markovic.
Natürlich sei der Herzinfarkt immer noch die häufigste Herzerkrankung. „Ganz wichtig ist, dass die Menschen bei Beschwerden in der Brust, die sich bis in den linken Arm ziehen, sofort den Notarzt rufen. Da zählt wirklich jede Minute“, sagt Markovic, der trotz seiner Münchner Heimat kein Fußballfan ist. „Ich habe weder die Zeit, noch die Nerven, mir 90 Minuten lang ein Fußballspiel anzuschauen“, erklärt der Arzt, der aber große Lust darauf hat, guten Basketball zu sehen, was in Ehingen mit dem Team Ehingen Urspring durchaus möglich ist. Und wenn Markovic mal Zeit für sich hat, gönnt er sich gute Musik. „Es klingt blöd, aber ich höre echt alles. Sonntags höre ich klassische Musik, Freitagabend gerne Jazz, lasse mich von meinen Kindern aber auch mit HipHop beeinflussen.“
Einen großen Einfluss will der neue Chef der Kardiologie auch haben, wenn es in Ehingen um die Ausund Weiterbildung der Mitarbeiter geht. „Wir müssen unsere Mitarbeiter weiterbilden. Sowohl im ärztlichen, als auch im pflegerischen Bereich. Das ist das, was den Standort Ehingen ausmachen muss“, so Markovic, der von der technischen Ausrüstung und seinen Kollegen im Ehinger Klinikum begeistert ist. „Das Ehinger Haus genießt einen exzellenten Ruf. Es hat mittlerweile so viele Spezialisten hier, was auch wichtig ist. Denn der Patient möchte sein Organ von einem Spezialisten behandelt haben.“Dafür sucht das Ehinger
Krankenhaus nun auch für die Kardiologie weiteres Personal, sowohl im ärztlichen, als auch im medizinisch-technischen Bereich.
Und als Chef möchte Dr. Sinisa Markovic nicht auf altgediente hierarchische Strukturen setzen. „In anderen Branchen wird demonstrativ längst das Gegenteil gelebt – denken Sie an die Google-Wohlfühloasen, man will im Team arbeiten, teilt gemeinsame Ideen und Visionen, praktiziert flexible Arbeitszeiten. Die junge Generation bekommt diese Arbeitsweise bereits im Studium mit, lernt in Gruppen effektiv zu arbeiten, Projekte voranzubringen und gemeinsam Ideen zu verwirklichen, verlassen sich lieber auf die zweite Meinung und lebt von einem interaktiven Meinungsaustausch mit erfahrenen Kollegen und der Pflege. Ihre Arbeit soll durch klare Anforderung definiert sein, die Weiterbildungsziele sind klar abgesteckt, sie möchten im Schutz des erfahrenen Kollegen und verständlicher Handlungsanweisungen gute Ärzte werden. Davon profitiert auch der Patient – und das bestärkt die jungen Ärzte in ihrer Denke und in ihrer Erwartungshaltung. Ich möchte flache Hierarchien, junge Kollegen fördern und ihnen den Spaß an der Arbeit vermitteln.“Und die Tatsache, dass Markovic Mitten in der Pandemie einen neuen Job übernimmt, beurteilt er so: „Ich bin zum ersten Mal in einer Pandemie und werde zum ersten Mal Chefarzt. Was sich in der Pandemie aber zeigt, ist, dass viele Patienten zu spät in die Klinik gehen, weil sie Angst vor der Ansteckung haben. Das darf nicht sein.“
Durch die langjährige klinische Erfahrung als Leiter der kardiologischen Notaufnahme sowie seiner intensivmedizinischen Kompetenzen verfügt Markovic über eine Expertise in der Akut- und Notfallmedizin. Für die Klinik in Ehingen mit dem Schwerpunkt Kardiologie ist dieser Faktor enorm wichtig. „Ich freue mich sehr, dass es nun losgeht. In den letzten Monaten habe ich mich bereits intensiv auf diese Herausforderung vorbereitet und mich mit den verschiedenen Chefärzten der Kliniken und vor allem der Inneren Medizin im Alb-Donau-Klinikum ausgetauscht. Jeder Standort hat seine Schwerpunkte und wenn wir diese eng vernetzen, können die Patienten aus dieser gelebten Form der Zusammenarbeit sehr profitieren. Vor allem ist diese Kooperation der Standorte für die Patienten und die Assistenzund Fachärzte wichtig, denn sie können dadurch unterschiedliche Schwerpunkte bei den jeweiligen Spezialisten Wissen erwerben“, so Markovic, der es sich vorstellen kann, perspektivisch mit seiner Familie nach Ehingen zu ziehen.