Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ulmer Corona-Helfer sind aus Portugal zurückgekehrt
Die Soldaten waren rund fünf Wochen dort im Einsatz, um in einem Krankenhaus zu unterstützen
ULM (thhe) - Nach knapp fünf Wochen sind am Freitagnachmittag 24 Soldatinnen und Soldaten auf dem Stuttgarter Flughafen angekommen, die in einem Lissabonner Krankenhaus eine Intensivstation betrieben hatten. Die meisten von ihnen stammen aus dem Ulmer Bundeswehrkrankenhaus (BwK) und aus dem Sanitätsregiment 3 in der Dornstadter Rommelkaserne.
Oberstarzt Dr. Ingo Weisel aus Dornstadt führte das zweite Einsatzkontingent in Portugal. Im Gespräch nach der Rückkehr auf dem Flughafen bezeichnete er die 12-StundenSchichten, in denen gearbeitet wurde, als anstrengend und geistig und körperlich herausfordernd. Nach einem kurzen Imbiss im Stehen ging es vom Flughafen direkt in Quarantäne daheim oder in der Kaserne, da Portugal als Risikogebiet eingestuft ist. Während der Arbeit der deutschen Soldaten entspannte sich die Lage in Portugal zusehends, ein harter Lockdown drückte die Inzidenzen unter das deutsche Niveau.
Daher konnte die deutsche Unterstützung in Absprache mit der portugiesischen Regierung abgezogen werden. Vor dem Rückflug in einer Transall der Luftwaffe bedankte sich der portugiesische Verteidigungsminister João Gomes Cravinho bei den Helfern persönlich: „Einige schwerstkranke portugiesische Covid-Patientinnen und -patienten haben überlebt, die ohne Ihre Hilfe keine Chance gehabt hätten.“In der Woche davor war der Verteidigungsminister zu Besuch auf der Intensivstation, um die Arbeit hautnah miterleben zu können.
Auf dem Rollfeld des Stuttgarter Flughafens wurden die Soldaten dann vom Kommandeur des Kommandos Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung, Generalstabsarzt Dr. Stephan Schmidt, in Empfang genommen. Schmidt, der bundesweit rund 5 000 Soldaten von Weißenfels bei Leipzig aus befehligt, hat seine Soldaten nicht nur vor gut vier Wochen persönlich verabschiedet, sondern stand auch bei der Rückkehr am Flugzeug. Beim Antreten auf dem Rollfeld bedankte er sich für den Einsatz
und vergaß dabei auch nicht das Menschliche. Drei Soldaten hatten während des Einsatzes Geburtstag, ihnen gratulierte er nachträglich. Kameraden des Ulmer BwK hatten sogar als Geburtstagsüberraschung dem Intensivkrankenpfleger Andreas Gerlach ihre Glückwünsche im Rahmen eines Überraschungs-Interviews des Ulmer Radiosenders DONAU3FM überbringen lassen. Auch vor Ort zeigte sich die Kompanieführung kreativ und hatte in Lissabon nach Feierabend eine Geburtstagstorte organisiert.
Die Strapazen der vergangenen Wochen waren den Soldaten teilweise im Gesicht abzulesen. Oberfeldarzt Christian Jost aus dem Bundeswehrkrankenhaus Ulm war einer der
Schichtführer in Lissabon. „Die langen Arbeitszeiten und kurzen Regenerationsphasen gingen hier an niemandem spurlos vorbei", sagte der Anästhesist, der während des Auslandseinsatzes seinen 51. Geburtstag feierte, "aber wir haben uns als Team schnell gefunden und aufeinander aufgepasst. So haben wir uns gegenseitig gestützt. Auch der Rückhalt unserer Angehörigen daheim hat uns viel Kraft gegeben.“
Im Hospital da Luz in Lissabon hatten die Soldaten eine wegen Personalmangels leerstehende Intensivstation vollständig betrieben. Dazu brachten sie auch ergänzend Beatmungsgeräte und Spritzenpumpen aus Deutschland mit, die als Unterstützung in Portugal verbleiben.