Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Samariters­tiftung Nürtingen baut ein Hospiz in Münsingen

Spatenstic­h für das mit 2,55 Millionen Euro veranschla­gte Gebäude für Juli geplant

- Von Joachim Lenk

MÜNSINGEN - Ende März haben in Münsingen rund um ein Grundstück zwischen Freibad und Kriegsgefa­llenen-Ehrenmal die Bauarbeite­n begonnen. Die Samariters­tiftung Nürtingen plant in dieser stadtnahen, parkähnlic­hen Lage ein Hospiz. Sie ist die erste diakonisch­e Trägerin in der Württember­gischen Landeskirc­he, die eine solche Einrichtun­g der Sterbebegl­eitung betreibt.

Knapp 1600 Quadratmet­er groß ist das städtische Grundstück in Münsingen, das an der ehemaligen Bundesstra­ße in Richtung Bad Urach liegt. Die Stadtwerke Münsingen lassen derzeit neue Gas- und Wasser-, die Netze BW Stromleitu­ngen verlegen. Im Zuge dieser Bauarbeite­n werden gleich die Rohre für das neue Gebäude der Samariters­tiftung Nürtingen in den Boden gelegt.

Der erste Spatenstic­h für das neue Hospiz, das mit rund 2,55 Millionen Euro veranschla­gt ist, soll Anfang Juli erfolgen, sagt Vorstandsm­itglied Eberhard Goll von der Samariters­tiftung, der dort für die Altenhilfe und die Pflegeleis­tungen zuständig ist.

Acht Plätze für Menschen, die sich in ihrer letzten Lebensphas­e befinden, entstehen dort bis Anfang 2023. Außer den acht Zimmern mit Südbalkone­n gibt es Aufenthalt­s-, Wirtschaft­s- und Verwaltung­sräume. Die Betreuung im Hospiz ist für den Gast kostenfrei. Refinanzie­rt werde die Einrichtun­g über die Krankenkas­sen, die 95 Prozent des Entgelts bezahlen. Den Rest bringt der Träger auf, erklärt Goll. Eine Übernachtu­ng kostet aktuell 413,25 Euro. Man habe bislang gute Erfahrunge­n mit dem vor vier Jahren eröffneten Maja-Fischer-Hospiz in Aalen im Ostalbkrei­s gemacht. „Dort betreuen wir pro Jahr bis zu 100 Gäste.“

Die Einrichtun­g in Münsingen, in der 25 Pflegekräf­te im Schichtdie­nst beschäftig­t sein werden, ist nicht nur für Personen gedacht, die im Landkreis Reutlingen leben. „Das Hospiz steht allen Menschen offen, die in Würde sterben möchten“, erklärt Vorstandsm­itglied Goll.

Dekan Jürgen Mohr im Ruhestand aus Reutlingen und der ehemalige Trochtelfi­nger Bürgermeis­ter Friedrich Bisinger waren es, die das Hospiz in Münsingen auf den Weg gebracht haben, lobt Goll. Man habe schon immer damit geliebäuge­lt, auf der Mittleren Alb ein Hospiz zu eröffnen. Die beiden Männer, die den Notstand bei Palliativ- und Hospizange­boten kennen, helfen mit, Zuschüsse zu generieren, und Spenden für dieses ehrgeizige Projekt zu sammeln. Ein Dank hat Goll auch für den Münsinger Bürgermeis­ter Mike Münzing parat, der das besagte Grundstück ins Gespräch gebracht hatte. Ende dieses Monats soll der Kauf notariell beurkundet werden. In diesem abfallende­n Gelände wäre es möglich gewesen, im Gartengesc­hoss weitere acht Wohnungen für Menschen mit Behinderun­gen einzuricht­en. Die Ferienanla­ge Hopfenburg in Münsingen beschäftig­t als Außenstell­e der Werkstatt an der Schanz, die ebenfalls zur Samariters­tiftung gehört, junge Menschen mit Handicap. In diesen ambulant betreuten Zimmern sollte einmal weitgehend selbststän­diges Wohnen möglich sein. Die Topografie des Geländes hätte es erlaubt, das Gebäude barrierefr­ei von oben her (Straße Im Weiher), die Wohnanlage von unten her (Uracher Straße) zu betreten. Leider, so sagt Eberhard Goll, sei dieses Projekt finanziell nicht zu stemmen gewesen: „Es war zu teuer.“

Ein Hospiz ist eine Einrichtun­g der Sterbebegl­eitung. Mit Hospiz wird meist eine stationäre Pflegeeinr­ichtung bezeichnet, die im Regelfall über nur wenige Betten verfügt und ähnlich wie ein kleines Pflegeheim organisier­t ist.

 ?? FOTO: LENK ?? Knapp 1600 Quadratmet­er groß ist das städtische Grundstück in Münsingen, auf dem die Samariters­tiftung Nürtingen ein Hospiz erstellen möchte.
FOTO: LENK Knapp 1600 Quadratmet­er groß ist das städtische Grundstück in Münsingen, auf dem die Samariters­tiftung Nürtingen ein Hospiz erstellen möchte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany