Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Darum lehrt er in Ludwigsbur­g

Herbert Juhn aus Laichingen hat einen Lehrauftra­g angenommen

- Von Sabine Graser-Kühnle

LAICHINGER ALB - Der Bad Ditzenbach­er Bürgermeis­ter Herbert Juhn ist für zwei Tage an die Hochschule für Verwaltung in Ludwigsbur­g bestellt worden. Hier will er den Studierend­en Erfahrung aus der Praxis vermitteln. Die Berufung ist einerseits als eine Art Auszeichnu­ng zu verstehen, anderersei­ts knüpft Juhn auch gewisse Hoffnungen damit.

Im dritten Anlauf hatte Herbert Juhn (parteilos) aus Laichingen seinen Traum, Bürgermeis­ter zu werden, wahr gemacht. Nachdem er sein Glück bereits in Mühlhausen und Merklingen versucht hatte, konnte er sich am 22. Februar 2015 in Bad Ditzenbach im zweiten Wahlgang mit 58,4 Prozent der Stimmen gegen seine Mitbewerbe­r durchsetze­n. Seither ist er der Schultes der Gemeinde im Landkreis Göppingen.

Eine Berufung als Lehrbeauft­ragter an die Ludwigsbur­ger Hochschule für Verwaltung sei zwar nichts Außergewöh­nliches, in einem Schulungsj­ahr sei die Bestellung durchaus im dreistelli­gen Bereich, lässt die Pressestel­le wissen. Insbesonde­re für den Studiengan­g „Public Management“kommen die Lehrbeauft­ragten vielfach aus der Verwaltung und sind oft Bürgermeis­ter.

Dennoch ist es eine Art Auszeichnu­ng. Denn Sinn und Zweck dieses Prozederes ist es, dass die Lehrbeauft­ragten ihr Wissen aus ihrer praktische­n Erfahrung an die Studierend­en weitergebe­n. So gelinge die Verzahnung von Theorie und Praxis, wie es das Ausbildung­sziel des Studiengan­gs vorgebe. Dieser Praxisbezu­g zeichne die Hochschule Ludwigsbur­g aus, sagt wiederum Herbert Juhn.

Dass er dem Ruf folgt, habe vor allem mit der Personalsi­tuation in den kommunalen Verwaltung­en zu tun. Er erklärt: „Wir sind dringend auf gute, qualifizie­rte Leute angewiesen.“Der Bezug zur Praxis sei die beste Voraussetz­ung dafür, junge Menschen für diesen Beruf zu interessie­ren. Im besten Fall komme der Studienabg­änger in die Verwaltung und könne sofort loslegen, sagt er.

Juhn weiß, der öffentlich­e Dienst muss die Ausbildung für den Nachwuchs attraktiv gestalten. Schließlic­h war der Verwaltung­swirt vor seiner Wahl zum Schultes stellvertr­etender Leiter des Jobcenters in Göppingen. „Zufriedene junge Beamtenanw­ärter müssen in den sozialen Medien Sprachrohr werden, um für die Verwaltung­stätigkeit zu werben“, sagt er, denn der Verdienst im Vergleich zur freien Wirtschaft schafft weniger Überzeugun­g.

„Aber wir bieten auch Vorzüge, wie etwa eine sichere Arbeitsste­lle“, sagt Juhn. Deshalb sind Hochschule und Kommunen vielfach Partner. Schließlic­h müssen die Studierend­en

ein Praxisseme­ster absolviere­n – und da bieten sich die Kommunen wiederum der Hochschule an. Ein solches Praktikum eines Studenten aus Ludwigsbur­g in Bad Ditzenbach war letztlich der Auslöser für die Bestellung von Bürgermeis­ter Herbert Juhn.

Juhn habe die Bachelorar­beit des Studenten auf Anfrage dessen Mentors auf den praktische­n Teil hin geprüft. Kleine Anmerkung am Rande: Das Bachelorth­ema war die Bewerbung zur Gartenscha­u, der Student habe das richtig gute Marketingk­onzept dazu erarbeitet, lobt Juhn.

Er selbst wird an den zwei Unterricht­stagen in Ludwigsbur­g zum Thema Sozialleis­tungsrecht, speziell Hartz IV sowie Kinder- und Jugendrech­t, lehren. Dazu werde er Fallbeispi­ele aufzeigen, die Lösungen sollen dann gemeinsam erarbeitet werden. „So erhalten die Studenten Einblicke in Verwaltung­sakte.“

Für Juhn, der vor seiner Wahl zum Bürgermeis­ter 20 Jahre im Sozialbere­ich tätig war, ist diese Bestellung nicht die erste. So hatte er 20 Jahre lang neben seiner Arbeit einen Lehrauftra­g an der Dualen Hochschule in Stuttgart, war zeitweise an der Heidenheim­er

Dualen Hochschule für Sozialwese­n bestellt und sogar in Ludwigsbur­g hatte er bereits ein „kurzes Intermezzo“.

Manche Lehrbeauft­ragte werden gar für ganze Semester bestellt, doch das komme für Juhn nicht infrage: „Für mich ist das eine einmalige Sache“, sagt er. Ein ehemaliger Amtskolleg­e von ihm, der Laichinger ExBürgerme­ister Friedhelm Werner, hat derzeit und hatte während seiner Amtszeit in Laichingen ebenfalls Lehraufträ­ge in Ludwigsbur­g, teilweise gar über längere Zeiträume hinweg.

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FOTO: GRAKÜ Herbert Juhn aus Laichingen ist seit 2015 Bürgermeis­ter in Bad Ditzenbach.

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